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Ein Jahr und ein Tag

Im mittelalterlichen Japan treffen der hochgestellte Saru Kakura und das Amüsiermädchen Cho aufeinander. Saru versucht sie zu einem Fesselspiel zu verführen, doch die junge Cho gibt sich zögerlich. Liegt es an ihrer Unerfahrenheit oder an einem dunklen Geheimnis?

Eine BDSM-Geschichte von Tek Wolf.

  • Info: Veröffentlicht am 20.07.2024 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Als Hörtext verfügbar.

Bild: Midjourney

 

() Platz 1 im »Schreibwettbewerb: Heiß und gefährlich«.

 

Das Amüsierviertel von Gokugakure war nach Einbruch der Nacht wie jedes andere im Japan des Jahres 1538 - bunt, laut und voller Leben. Lampions vertrieben die Dunkelheit und von den Balkonen riefen und winkten die Kurtisanen, um wohlhabende Samurai und feierwillige Kaufleute anzulocken. Schausteller nutzten Rasseln und Trommeln, um auf sich aufmerksam zu machen und die fliegenden Händler setzten auf einfaches Geschrei.

Die Seitengassen hingegen waren leer und schmucklos, lagen schlammig zwischen den aufgestapelten Vorräten der Wirtshäuser. Eine passende Kulisse für die grimmige Tragödie, die sich gerade in einer davon abspielte. Ein abgehalfterter Samurai in einem fleckigen, billigen Kurzkimono hatte einen dürren, ärmlich gekleideten Jungen gepackt.

»Wolltest mich wohl beklauen, du kleine Ratte!«, röhrte er, die Stimme rau vom vielen Sake.

»Bitte, nein!«, jammerte die kleine Gestalt. »Herr, Gnade. Meine Mutter ist krank und meine Schwestern hungern!«

Der aufgebrachte Krieger schüttelte seinen Gefangenen und verdrehte dessen Arm, als wolle er ihn abreißen. »Ha! Dann verkauf doch deine Schwestern! In den Bordellen hier gibt es gutes Geld für sie!«, höhnte er.

»Herr, ich flehe euch an, lasst mich los, ihr brecht mir noch den Arm! Wer soll sich dann um meine Mutter kümmern, meine Schwestern, bitte!«, wimmerte der Junge und sein bleiches Gesicht verzog sich, als er mit den Tränen kämpfte.

»Was sagst du?!«, grunzte der Samurai. »Gnade soll ich dir gewähren? Einem gemeinen, kleinen Dieb?!« Die ganze von Falten zerfurchte Partie um seine Augen und den Mund wurde rot. Er sah aus, als hätte er eine Dämonenmaske aufgesetzt, so außer sich war er vor Zorn. »Ich breche dir jeden Knochen im Leib, jawohl! Ich ...« Er hielt inne und drehte den Kopf in Richtung Fluss, der am Ende der Gasse träge durch sein Bett floss. »Oh ja!«, rief er. »Ich werde dich ersäufen wie eine Ratte! Denn das bist du, ein Ärgernis, ein Schmarotzer, eine Ratte!« Und so begann er den armen Jungen in Richtung Wasser zu schleifen. Der wehrte sich zwar nach Kräften, doch gegen die große, kampferprobte Gestalt hatte er nicht den Hauch einer Chance.

Der Samurai, nun böse grinsend, hatte kaum die Hälfte seines Weges zurückgelegt, da erreichte ihn von hinten ein dünner Ruf: »Bitte, gnädiger Herr, hochverehrter Samurai, lasst den Jungen gehen.«

Der Mann hob verwundert seine buschigen Augenbrauen und drehte sich um. Aus einer Seitentür des nächsten Amüsierhauses war eine junge Frau herausgetreten. Sie schien ihm, wenn überhaupt möglich, noch erbärmlicher zu sein als der Junge in seinen Händen. Das schwarze Haar hing ihr strähnig ins Gesicht. Jeder Zentimeter ihrer Haut war mit Ruß und Schmutz bedeckt und die dreckigen Lumpen, die sie trug, waren so zerschlissen, dass sie kaum noch als Kleidung taugten.

»Bitte, ich biete euch einen frischen Krug Sake an, wenn ihr das arme Geschöpf gehen lasst«, sagte sie mit leiser, belegter Stimme. Sie näherte sich ein paar Schritte und die Lippen des Samurai kräuselten sich vor Abscheu. Das schmutzige Ding humpelte, ja kroch mehr, als zu laufen. Sie war ein elender Krüppel! Wahrscheinlich hatte man sie aus Mitleid von der Straße geholt. Sie durfte die niedrigsten Arbeiten verrichten und wurde mit Fußtritten und Küchenabfällen entlohnt. Ihm war das zuwider. Solche Abscheulichkeiten sollte man gleich ersäufen, statt mit ihnen die Aussicht respektabler Bürger zu verschandeln, fand er.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Tek Wolf

Autor. Förderer.

09.08.2024 um 08:23 Uhr

Das stimmt Gregor, mit dem zweiten Bild beginnt die eigentliche Geschichte aber auch langsam. Aber deine Anmerkung von den solitären Bildern habe ich sehr interessiert aufgenommen, diesen Aspekt hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Danke. Ich mag es, wenn in den Kommentaren zu den Geschichten überraschende Betrachtungsweisen auftauchen.

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

09.08.2024 um 08:20 Uhr

Ist in Ordung Nachtasou, ich fand deinen Beitrag zwar gut, aber ich respektiere, wenn du es dir anders überlegst. Wenn du das Thema wieder aufnehmen willst, jederzeit

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

07.08.2024 um 20:53 Uhr

Tek Wolf

Hallo Nachtasou, ... Ich las ihn, konnte aber nicht mehr Antworten, bevor er weg war.

Bester Tek,

 

ja, sorry, ich hab den Beitrag, der sehr spät abends entstanden war, ganz früh morgens zurückgenommen. Das sind Fragen allgemeinerer Art gewesen, wie man «Szenen schafft», und - wie Du schreibst -, es ging ums mehr oder weniger Würzen. Das anhand Deines Textes zu behandeln, tut ihm aber nicht recht und führte von Deinem Text weg. Das Ambiente Deines Textes ist bewusst weit weg von Realismus, dass ich die Frage mal in der Schreibwerkstatt nachhole. Läuft ja nicht weg.

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Gregor

Autor.

07.08.2024 um 19:41 Uhr

Tek Wolf

 

Du hast von zwei solitären Bildern gesprochen, der böse Samurai am Angfang und was noch? Das würde mich sehr interessieren.

Die Szene mit dem verdorbenen Samurai steht als Bild und eigenständiger Text.

Die gesamte folgende Szene, also Einzug des Samurai mit Gefolge in das Bordell bis zur Vereinbarung ist das andere Bild.

Viele Grüße, Gregor.

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

07.08.2024 um 19:36 Uhr

Lieber Gregor,

 

danke für dein Lob. Hat mich sehr gefeut

 

Du hast natürlich recht, die Geschichte hat eigentlich einen größeren Kontext, doch für den Wettbewerb habe ich diesen Ausschitt gewählt. Sogar die Fessel-Szene war in der eigentlichen Version sehr viel kürzer, damit Aoi und Saru mehr Zeit haben, sich näher zu kommen.

 

Und auch mit der ersten Szene liegst du richtig. Sie soll die Bühne bereiten, die Gefahren dieser Welt aufzeigen und natürlich viel über Aois Charakter verraten. Obwohl sie eine fähige Attentäterin ist, kann sie nicht wiederstehen dem Jungen zu helfen und auch den Samurai hat sie nicht getötet, obwohl sie die Gelegnheit dazu hatte. Das macht den Charakter tiefer und zeigt schon, dass sie mit ihrer Rolle hadert.

 

Da sie eine Auftragsmörderin ist, gibt es Hintermänner und eine größere Geschichte. Gedanken habe ich mir darum schon viele gemacht, jetzt muss ich sehen, ob ich die Zeit für eine Fortsetzung finde.

 

Du hast von zwei solitären Bildern gesprochen, der böse Samurai am Angfang und was noch? Das würde mich sehr interessieren.

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Gregor

Autor.

07.08.2024 um 19:22 Uhr

Lieber Tek Wolf, der Einstieg ist ausgezeichnet, ich bin sofort in der Szene, stehe neben dem Geschehen. Ich freue mich über einen sehr flüssigen, stimmigen und bunten Text, der für Lebendigkeit in deinen Szenen sorgt. Sehr gut geschrieben. Aus diesem Grund sind das alle Sterne und ich gratuliere dir zum ersten Platz des Wettbewerbs, da Romanze und BDSM-Anteil bestens ausgearbeitet sind.

Zwei Bilder stehen meiner Auffassung nach solitär. Die Szene des verdorbenen Samurai anfänglich hat aus meiner Sicht nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun. Wahrscheinlich hast du sie zur Einführung und Darstellung deiner Protagonistin gewählt. Aber bei ihrem Plan muss sie alles vermeiden, was Aufmerksamkeit auf sie ziehen könnte.

Mir bleiben die Hintergründe ihres Plans verborgen. Gibt es Hintermänner oder hat sie eigene Motive? Was sind die Konsequenzen, da sie ihren Plan nicht umsetzen konnte?

Meine Fragen führen mich zu dem Ergebnis, dass deine Geschichte Idee oder Teil eines umfangreicheren Stückes ist.

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

05.08.2024 um 07:23 Uhr

Hallo Nachtasou, leider scheinst du deinen Beitrag gelöscht zu haben. Ich las ihn, konnte aber nicht mehr Antworten, bevor er weg war. Über den Grund kann ich nur spekulieren und hoffe, es war ein Versehen, denn ich fand deine Gedanken sehr erhellend. Es ging darum, dass das Japanische an der Geschichte sehr im Vordergrund stand. Da möchte ich dir völlig beipflichten. Ich habe das Gericht sehr stark gewürzt. Die japanische Kultur, seine Filme und Geschichten sind sehr fremdartig (für uns) und intensiv in ihrem Stil, Optik und "Haptik". Ich mag das und bin auch ein wenig daran gewöhnt (weil ich mich so viel damit beschäftige.) Aber deine Kritik fand ich sehr hilfreich und gut. Wenn du sie gespeichtert hast, würde ich mich freuen, wenn du sie wieder sichtbar machst, damit ich sie mir nochmal durchlesen kann.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

05.08.2024 um 01:23 Uhr

geändert am 05.08.2024 um 07:03 Uhr

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Christina Saphir

Förderer.

31.07.2024 um 11:42 Uhr

Vielen Dank, lieber Tek Wolf, für diese wunderschöne Geschichte.

Ich konnte förmlich einen bebilderten Film vor mir sehen, als ich die Zeilen gelesen habe.

Ich freue mich, wieder so kraftvolle Geschichten lesen zu dürfen.

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

30.07.2024 um 11:58 Uhr

Ich möchte mich hier nochmals für eure zahlreichen und netten Kommentare bedanken. Ohne euch würde ich nicht so viel schreiben und hätte auch nicht die Übung bekommen um solche Sachen zu machen.

Cire: Ihr echter Name ist Aoi, was Malve, aber auch Blau bedeutet, was in Japan unter anderem für Geduld und Treue steht.

Naira: Ich bin froh, dass ich das Thema Dark Romance gut treffen konnte. Zudem mache ich mir gerade Gedanken darum, wie die Geschichte mit den beiden weitergehen könnte.

poet: Ich habe die Geschichte extra umgebaut, um noch mehr Bondage reinzubringen. Trotzdem stimme ich dir zu, BDSM ist als Akt etwas in den Hintergrund geraten. Es ist mehr auf der Metaebene vorhanden: Macht und (un-freiwillige) Unterwerfung, Oben und Unten, eine gefährliche Übereinkunft, die leicht scheitern kann und doch viel Potential in sich birgt.

hortensia: Wenn dich das Thema Japanische Fesselung interessiert, es gibt auf den SZ noch eine Geschichte dazu: Die Japanische Folter.

Nachtasou: Die Einleitung erschien mir auch erst zu Ausufernd, doch ich mochte sie zu sehr um sie wegzulassen. Erst nach und nach begriff ich, dass sie wichtig ist um das Setting einzuführen und ein paar wichtige Dinge über Aoi zu vermitteln. Die Sache mit den Einzelheiten der "Welt", mit der der Leser noch nicht vertraut ist, kenne ich gut. Besonders ich, denn ich liebe es, exotische und komplizierte Bühnen zu erschaffen. Hier nicht ins Schwafeln zu geraten und statt dessen die Handlung voranzutreiben ist nicht leicht, aber ich glaube, gerade in dieser Geschichte ist es mir gut gelungen. Die ganz wenigen Stellen, über die du gestolpert bist, würden mich aber besonders interessieren. Du hast einen sehr analytischen Verstand und ich würde mich freuen, wenn du mir den ein oder anderen Hinweis auf Verbesserungswürdiges geben würdest.

Nicolo Vigano: Ein guter Punkt. Sie lässt sich Fesseln, weil sie sich unentdeckt fühlt und neugierig ist, gerade, weil Saru sie trickreich verführt, was ja in diesem Zusammenhang sehr ungewöhnlich ist. Ich hatte schon überlegt, ob ich das deutlicher schreibe, doch ich fand es eleganter, das in den Kontext einfließen zu lassen. Jedenfalls danke für den Hinweis, ich werde mir die Stelle nochmal ansehen.

Meister Y: Danke für deine lobenden Worte, dich zufriedengestellt zu haben, freut mich besonders. Es gibt auch einen Grund, warum sie ihn töten soll, aber den will ich erst mal nicht verraten. Nur soviel: Sie ist eine Attentäterin und dies ihr Auftrag.

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