Auf dem Tisch liegt eine aufgeschlagene Fetischzeitung. Ein überteuertes Hochglanzmagazin mit phantastischen Bildern. Anna hat einen Artikel über Stiefelladys gelesen. Hochgewachsene Blondzetten mit Schuhwerk, die bis in den Schritt reichen. Soll mir das etwas sagen, meldet sich mein männlicher Verstand plötzlich? Eine bebilderte Anzeige lässt mich endgültig aus meinem naiv intellektuellen Dasein erwachen.
„Essen gehen? Klar geht das. Wohin denn?“
„Ich dachte an etwas mehr. Ein Abend im Schmitz Tivoli mit anschließendem Essen.“ Alle Gespräche der vergangenen Tage drehten sich nur um das Thema SM und seine Facetten. Ich fand es an der Zeit, auch mal etwas anderes anzubieten.
„Das ist doch auf dem Kiez? Da läuft demnächst Villa Sonnenschein. Ich habe gehört, das wäre voll lustig. Ist okay.“
„Da wäre noch was, Anna. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du dich dafür etwas ladylike zurecht machst.“ Jetzt ist es raus. Instinktiv suche ich nach einer qualifizierten Deckung, aber Anna schaut nur wie ein Fuchs auf die Gans.
„Ladymäßig? So richtig, ja?“ flüstert sie irgendwie verschlagen.
„Ich meine nur, das...?“ Mein selbst gesponnenes Kartenhaus droht vor diesem Blick einzustürzen. Ihr eines Auge mustert mich und sie scheint nachzudenken. Jetzt bloß nicht wegen der Kleiderordnung in Hamburgs Comedytempel. Ich nehme sie auch in Gummistiefel und Latzhose mit, ehe es eskaliert. Ich will sie auf keinen Fall verlieren.
„Na gut. Schön, ganz wie der Herr möchte, aber du musst auch etwas tun.“
„Und was wäre das?“
„Du gehst zum Felldresser und lässt dir deine sechseinhalb Strippen vom Kopf raspeln. Sieht voll daneben aus, sich Haare quer über die Glatze zu kämmen.“
Ehe ich eine Gegenfrage zum Thema Felldresser stelle, begreife ich, was sie meint und denke mit Schrecken an das Ende meiner einstigen Haarpracht. Es gibt ein Foto von mir auf einem Status Quo Konzert. Da hatten der Leadsänger und ich dieselbe Mähne. Ja lang ist es her. Zum Glück ist Stoppelschnitt gerade leidlich in.
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