Erinnern glüht dunkel auf in ihrer Seele, Wirklichkeit schleicht sich in ihren Traum. Sie sieht sich selbst darin, ihr Sein in einer anderen Zeit, in der sie sich am liebsten in den großen Spiegeln betrachtete. Würde sie den Weg dorthin nochmals gehen?
„Zwei Steaks, 300 Gramm, rare medium, und zwar schnell!“
Sie weiß, das gilt ihr. Sie steht in einer endlos großen Küche, soweit ihr Auge reicht blitzender Stahl, geschäftige Gestalten in Weiß. Greifbar mischt sich Anspannung in den Dampf über Kesseln, Pfannen und Töpfen. Vor ihr ein riesiger Rost über glühender Kohle. Noch nie stand sie vor einem derart großen und heißen, in Stahl gefangenen Feuer. Doch sie weiß, zu ihrem eigenen Erstaunen, was sie zu tun hat.
Sie dreht sich um, da erscheint der Chef, der Herr dieses Reiches aus Hitze und Rauch, zwei exzellente Stücke feinstes Rind in der Hand.
„Suchst du dies hier?“
Sie sieht nur seine schwarzen Augen - in diesem Blick ist Schwarz wirklich keine Farbe. Unter der makellos weißen hohen Mütze dichte Locken von demselben tiefen Glanz. Sie fühlt seine mächtige Stimme, muss sie nicht hören. Die Worte tauchen in ihrem Kopf auf, hallen nach und schwinden wieder.
„Nun?!“, dröhnt es in ihr und blitzartig schafft sie die Steaks auf das Feuer. Beobachtet das Fleisch, wie es sich krümmen will in der Hitze und sich dann doch dem Feuer ergibt. Es streckt sich auf den Stahl, als heiße es die Zeichen willkommen, die das Metall ihm einbrennt, brutal schwarz auf leichtem Braun und zartem Rosa.
Erinnern glüht dunkel auf in ihrer Seele, Wirklichkeit schleicht sich in ihren Traum. Der Wille zur Hingabe, die Lust daran, gepaart mit Zögern, Kampf und Abwehr - sie sieht sich selbst darin, ihr Sein in einer andern Zeit. Sie hat manchen Schmerz erlitten und genossen auf ihrem Weg hierher.
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