Festhalten
Es war ein sehr kurzes, sehr rotes Kleid, das vorne und hinten sehr weit ausgeschnitten war. Wie sollte das die Brüste der Frau bedecken? Oder sollte es gar nicht? Was für ein aufregender Moment!
Eine BDSM-Geschichte von Schattenwölfin.
Info: Veröffentlicht am 24.12.2013 in der Rubrik BDSM.
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Andächtig und voller Stolz hielt sie die Karte fest. Feinstes, handgeschöpftes Papier. So zart wie die Haut einer jungen Frau, aber nicht so glatt, dass man mit feinfühligen Fingerspitzen nicht den winzigen Widerstand spürte, der die Berührung so aufregend macht.
Cremeweiß das Papier, ein weicher Kontrast zu den roten und grünen Motiven. Noch weicher wurde er durch die Kerzen, die den Raum erhellten. Das Feuer im Kamin sorgte für sein ganz eigenes Spiel von Licht und Schatten.
Es war die schönste Karte, von einer guten Freundin des Hauses aus einer fernen Stadt, die frohe Weihnachten wünschte und alles Gute für das neue Jahr, in dem man sich hoffentlich bald sehen würde. Alles andere, was sie schrieb, war ganz privat.
Advent. Weihnachten. Schon wieder ein Jahr vorüber.
Sie blickte zurück.
Vom Frühjahr bis in den Herbst hatte sie überwiegend im Freien gearbeitet. Sie hatte die Laken im Wind gehalten und sich gefreut, wenn die Frau kam und den Duft der frischen, von Sonne und Wind getrockneten Wäsche tief einatmete. Manchmal sprach die Frau laut aus, was sie dachte: „Hmm, was für ein Duft, da möchte ich mich doch am liebsten sofort mit meinem Liebsten in die Laken schmeißen!“
Der Sommer war trocken und warm. Ein paar ihrer Kolleginnen mussten im Haus bleiben und wurden zweckentfremdet. Sie hielten Papiere zusammen oder Tüten mit Nudeln verschlossen. Sterbenslangweilig stellte sie sich das vor.
Eines Tages jedoch wurde sie trotz des strahlend blauen Himmels in den Heizungskeller gebracht und hielt ein sehr kurzes, sehr rotes Kleid, das vorne und hinten sehr weit ausgeschnitten war. Sie fragte sich die ganze Zeit, wie das die Brüste der Frau wohl bedecken sollte. Oder sollte es gar nicht? Das Kleid glänzte, solange es nass war, und es glänzte auch noch, als es längst trocken war. Da betrat der Nachbar den Heizungskeller und sah sie an, schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Er errötete. Er schaute sich um und trat an sie heran. Er schnüffelte und rümpfte ein wenig die Nase. Auch ihr war aufgefallen, dass das Kleid komisch roch. Vor Jahren war sie einmal im Mäppchen der Frau gelandet und hatte dort neben einem Radiergummi gelegen. An den musste sie nun denken.
Der Nachbar streckte seine Hand aus und berührte das Kleid ganz vorsichtig. Nun atmete er tief ein und verließ dann schnell den Heizungskeller.
Den Rest des Sommers und den Herbst verbrachte sie wieder draußen. Hielt Laken, Kleider, Hosen und Hemden, das ein oder andere Spitzenhöschen.
Eines Tages kam der Mann und fischte sie und ein paar ihrer Kolleginnen aus dem kleinen Weidenkorb, in dem sie die Zeit verbrachten, wenn sie einmal nichts zu halten hatten. Mit einem Grinsen und den Worten: „Na, das wird ein Spaß!“, hatte er sie in die Hosentasche gesteckt und mit nach oben in die Wohnung genommen. Und später in das Schlafzimmer, wo die Frau in einem tief ausgeschnittenen Nichts von einem glänzenden Nachthemd auf dem Bett lag. Die Arme und Beine waren mit roten Seilen an die Bettpfosten gebunden. Die Augen mit einem Tuch aus schwarzer Seide verbunden.
Die Stimme des Mannes vibrierte, als er die Frau ansprach: „Und nun meine Liebste, gib fein acht, ich habe etwas ganz Besonderes für Dich.“ Er zog sie aus der Hosentasche und spreizte sie. Und er spreizte die Schenkel der Frau und setzte sie an eine der Innenseiten. Ihr gegenüber platzierte er eine ihrer Kolleginnen und so weiter: eine rechts, eine links, eine rechts, eine links. Die Frau holte spürbar Luft, ihre Schenkel spannten sich. Alles andere, was sie sah, war ganz privat.
Für die Wäscheklammer ging ein wirklich ereignisreiches Jahr mit aufregenden Momenten zu Ende. Erst einmal oben in der Wohnung, lag es auf der Hand, dass sie helfen durfte, die schönste Weihnachtspost an der roten Kordel festzuhalten, die über dem Kamin gespannt war.
Ihre Karte war die schönste. Andächtig und voller Stolz hielt sie sie fest.
Anmerkung der Autorin: Danke an den Ideengeber für den Anstoß und für das Verwendendürfen.