Wer ist hier Pandora – Ein schöner Krimi
Für eine gelungene Geschichte ist wie beim Fotografieren vielleicht die Wahl des richtigen Moments eine Voraussetzung. Ein ernst gemeinter Heiratsantrag (gibt es auch andere?) stellt den Moment her und erfordert dann bis zur Umsetzung Geduld. , in dieser Geschichte ereignet sich nichts ungeplant.
Mir hat hanne lottes Kommentar für das Lesen geholfen. Denn der Titel war mir zunächst Warnung genug. Dass die Büchse der Pandora auch Gaben enthalten kann, wusste ich nämlich nicht.
Beim Lesen musste ich dann eher an Schrödingers Katze denken.
Eine Frage zu stellen birgt immer das Risiko, eine unerwünschte Antwort zu erhalten. Totes Kätzchen. Und das an Weihnachten. Herrje, was hätten das für üble Feiertage werden können.
Und dann las ich die Geschichte als Krimi:
Der Partner hat geschummelt. Er hat wirklich geschummelt. Er hat dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen, sich einen Vorsprung verschafft, in dem er in IHRE Black-Box unter dem Bett vorher tiefer hineingegriffen hatte, als ihm zustand, und damit nicht die »Katze im Sack kaufte«. Wissen ist Macht, und wer das Risiko scheut, verschafft es sich. Also: Diese Geschichte ist nicht nur romantisch und schön, sondern basiert auf amoralischem Verhalten.
Oder, andere Lesart: Gelegenheit macht Diebe. Weiß die Partnerin gar um seine Schwächen und deponierte ihre »tiefsten Geheimnisse« unter dem Bett, auf dass er sie fände? Ihm also auf die Sprünge half. Jetzt muss sie beim Auspacken freudig überrascht tun, und innerlich denkt sie: na endlich, hat ein ganzes Jahr gedauert.
Wer ist hier Pandora?
Diese Giftschränke unter dem Bett gibt es im wahren Leben natürlich nicht, so einfach ist das nicht. Genau hinhören tuts auch.
Pandora: Das ist der Kopf des Gegenübers, auf jeden Fall. Fall gelöst.
Und jetzt mein ernst gemeinter Kommentar: Eine wirklich gelungene, kondensierte Geschichte, mit passendem Titel.