Ich habe keine Ahnung, auf welchem Trip meine Eltern waren, als die mir diesen seltsamen Vornamen verpassten. Für seinen Nachnamen kann ja niemand etwas. Aber die Gemeinheit mit meinem Vornamen? Das war bestimmt lustig, wie meine Alten dagesessen, sich noch einen eingeschenkt haben.
»Prost, Anja, auf Nico Laus!«
»Zum Wohl, Heiko, das klingt wie Peter Silie, Otto Mane oder Frank Reich.«
»Anna Bolika, Heinz Elmann, Karl Sbad, Bernd Hardiner.«
»Das heißt Bernhard Iner, aber egal. Gieß nach!«
So waren die damals, vor 25 Jahren. Heute sind sie ältere Ökos, und wenn jemand fragt, warum ihr Hof in der hippen ostdeutschen Provinz so nachlässig aussieht, sagen sie was von naturbelassenem energiebilanzneutralem Standard.
Ihr Geld machen sie nicht mit biologisch unbedenklichem Schnittlauch, sondern mit Pferden, Themenparties und Hofkonzerten.
Nico Laus! Seit Kitazeiten werde ich von anderen Menschen mit meinem Namen aufgezogen. Okay, andere haben üblere Namen. Meine Mitschülerin Luci Fer zum Beispiel. Der hat man öfter mal einen Teufelsschwanz an den Mantel getackert.
Man sagt, dass der Nikolaus ein guter Mann ist. Klar, jeder, der reiche Gaben bringt, steht hoch in der Achtung der Beschenkten. Dass Nikolaus mit rotem Mantel, Stiefeln und Rute nachts durch die Gegend schleicht und sich an fremde Stiefel heranmacht, scheint niemand richtig einzuordnen. Dieser Typ ist meiner Meinung nach nicht normal. Natürlich kann man sagen, dass der Weihnachtsmann noch übler ist, weil er seine Opfer zum Aufsagen von Gedichten und Absingen von Liedern in der Öffentlichkeit nötigt.
Ein Perverser ist der Nikolaus allemal. Was empfindet der Kerl, wenn er mit Stiefeln hantiert, die in einer Mischung aus Schweiß, Leder und feuchten Strümpfen atmen wie alter Rotwein?
Knapp zwanzig Pferde stehen bei uns im Gehöft. Wir haben Tiere für Reitbeteiligungen, die meisten aber gehören wohlhabenderen Frauen. Ich habe keine Ahnung, was die Damen bewegt, ihre Freizeit mit solchen Zossen zu verbringen. Aber geil sehen die Frauen aus, in ihren engen Reithosen und den glänzenden Stiefeln. Wenn sie dann noch dünne Lederhandschuhe tragen und wie selbstverständlich mit einer Reitpeitsche hantieren, als wäre so etwas das Normalste auf der Welt, bin ich völlig fertig.
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