Das Magische an ihm waren seine großen und kräftigen Hände. Ich fühlte mich von ihnen gepackt. Obwohl er keinerlei Druck ausübte, hatte ich das Gefühl, Handschellen angelegt zu bekommen. Was als lustiger Kegelabend begonnen hatte, führte direkt in den Beginn eines tiefgreifenden Umbruchs. Denn Jack in the Box hat mich ergriffen.
„Viele Menschen glauben, dass es neben unserer, mit unseren Sinnen erfassbaren Welt, noch eine Parallelwelt gibt, in der sich alles aufhält, was uns hier verlässt. Und manchmal habe ich bei meinen magischen Versuchen wirklich die Vorstellung, es könnte so etwas wie ein gelegentlicher Funke aus jener Welt in unsere herüberspringen, als gäbe es, wenn auch nur kurz, Verbindung, wenn nicht zu der Parallelwelt, so vielleicht zu einer Art Zwischenwelt, zu Wesen, die sich noch auf der Wanderschaft befinden von unserer zur jenseitigen Welt. Oder ist es letztlich nur eine Welt tief in uns selbst, die wir nicht wahr haben wollen? Denn da entstehen Dinge, die sehr, sehr rätselhaft sind, und ein paar davon werde ich versuchen, Ihnen heute zu zeigen...“
So begann der Magier seine Show. Jede von uns wusste, dass es sich nur um Tricks handelte, aber er schaffte es trotzdem, mit seiner tiefen Stimme und seinen langsamen, wohlüberlegten Sätzen bei uns im Vorraum der eher unromantischen Kegelbahn eine fast atemlose Stimmung zu erzeugen, in der außer dieser Stimme nichts zu hören war. Nicht einmal Beate, die sonst außer Kichern selten etwas beizutragen hatte, wagte, auch nur zu glucksen. Und ich, die ich immerhin Psychologie studiert habe, bekam das etwas unbehagliche Gefühl, dass er all diese Worte und immer wieder seine Augen in meine Richtung zu lenken schien und auf eine ganz subtile Weise von mir Besitz zu ergreifen drohte.
Wir, unser seit nunmehr zwei Jahrzehnten bestehender Kegelklub „Alte Neune“, lauter Damen in den späten Dreißigern, hatten ihn zum Klubjubiläum eingeladen. Ein paar von uns eisernen neun ehemaligen Klassenkameradinnen hatten für einen männlichen Stripper plädiert, aber bei der Abstimmung fiel das Votum mit 5:4 knapp auf den Magier, der sich in seiner Zeitungsannonce als „Master of the Otherworld“ anpries.
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