Covern ist eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen bei dem ersten Treffen mit einem Unbekannten. Wenn Mark und Tiger allerdings diese Aufgabe übernehmen, kann das geradezu peinlich lustig werden. Und doch weiß es Silvia angesichts der nicht ungefährlichen Lage schon bald zu schätzen, ausgerechnet Mark und Tiger um sich zu haben.
Immer wieder wanderte der Untersetzer in Silvias Händen hin und her. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal so nervös war. Vielleicht bei ihrer Fahrprüfung? Nein, das hier war schlimmer! In diesem schummrigen Lokal, als Sklavin, bereit für ihren ersten Meister.
So lange sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie einen Hang zu erotischer Gewalt. Schon als Kind hatte sie sich mit Freude Filmszenen angesehen, in denen Frauen gefesselt und in der Gewalt der Schurken waren. Und im Fasching war sie regelmäßig als römische Sklavin gegangen. Aber in letzter Zeit nahmen ihre Phantasien, unterdrückt und gezüchtigt zu werden, immer mehr zu. Und als die Neugier überhand nahm, beschloss sie zu handeln.
Sie entschloss sich, auf bestimmten Internetseiten, um die sie schon seit Jahren herum scharwenzelte, eine Anzeige zu schalten. Sie bekam viel Post, suchte sich jemanden aus, der ihr nett vorkam, tauschte mit ihm E-Mails aus und telefonierte schon bald mit ihm. Ein wahrer Glückstreffer, denn er schien ganz besonders einfühlsam und nett zu sein. Das erste Treffen wurde vereinbart, doch eines lag ihr trotz aller Sympathie für ihn schwer im Magen. Je weiter sie ins virtuelle Netzwerk rund um SM eintauchte, desto öfter stieß sie auf wahre Gruselgeschichten über Verrückte und Spinner.
In ihrer Not wandte sie sich an Tiger, eine ihrer besten Freundinnen, die ihr überdies schon viel von der aufregenden Welt der Peitschen und Fesseln erzählt hatte. Diese Freundin mobilisierte sofort ihren Freund und erklärte sich bereit, für ihre Sicherheit zu sorgen. Einen Umstand, den Silvia langsam zu bereuen begann.
Vorsichtig sah sie zu Mark hinüber, der fünfzig Prozent ihrer privaten Schutztruppe darstellte. Er war nicht schwer zu entdecken. Schließlich war er der einzige, der bei Nacht in einer schlecht beleuchteten Bar eine Sonnenbrille trug. Er saß an der Theke vor seinem Glas und sah nahezu aufreizend nach einem FBI-Agenten im Undercovereinsatz aus. Manchmal redete er mit seinem Ärmel, um diesen Eindruck noch zu verstärken. Silvia war sich ziemlich sicher, dass er kein Funkgerät bei sich hatte, aber es schien ihm unheimlichen Spaß zu machen, so zu tun. Die anderen Gäste hielten ihn wahrscheinlich für eine Art Ein-Mann-Kabarett.
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