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Die Wichtelintrige

Ninas Herz schlägt bis zum Hals. Ihre Hände ruhen auf der kleinen rechteckigen Schachtel, die sie soeben hastig zugeschlagen hat. Wer immer dieses Päckchen zusammengestellt hat, wird sich die Wirkung nicht entgehen lassen. Und er wird sie beobachten.

Eine BDSM-Geschichte von hanne lotte.

  • Info: Veröffentlicht am 24.12.2020 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Ninas Herz schlägt bis zum Hals. Sie kann es hören. Sie sitzt auf einer Insel der Stille inmitten reger Geschäftigkeit. Ihre Hände ruhen auf der kleinen rechteckigen Schachtel, die sie soeben hastig zugeschlagen hat. Weiteratmen, denkt sie, ich muss weiteratmen und ich muss irgendwie aus der Nummer wieder rauskommen.

Sie riskiert einen Blick in die Runde und entspannt sich ein bisschen. Die Kollegen ringsum sind alle mit ihren Geschenken beschäftigt. Schleifen werden aufgedröselt, Papier vorsichtig auseinandergezogen und dann kommt es darauf an, ein erfreutes Gesicht zu machen, auch wenn in der Wichtelkiste der ewige Kalender mit Sinnsprüchen oder gar ein Miniaturgartenzwerg zum Vorschein kommen. Nina war gut vorbereitet, sie hatte schon erwartungsfroh die Geschenktüte aufgezogen, das Papier bedächtig von der darin enthaltenen Schachtel geschält und dann ganz langsam und mit leuchtenden Weihnachtsaugen den Deckel gelüftet. Und gleich darauf schnell wieder geschlossen. Sie zwingt sich ruhig zu bleiben, atmet sich das Erschrecken aus dem Gesicht. Sieht so aus, als hätte sie niemand beim Auspacken beobachtet. Inzwischen sind die lieben Kollegen dazu übergegangen, die Geschenke ihrer Nachbarn zu begutachten. Neben ihr hat Lotte einen Tee-Adventskalender aus ihrem Päckchen gezogen und Marlies gegenüber stellt kichernd eine Winkekatze auf den Tisch. Damit hat sie für einen Moment die Aufmerksamkeit der Tischgemeinschaft und es entflammt eine Diskussion darüber, wer sowas verschenkt. Nina ist dankbar für die Ablenkung.

Trotzdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie nach ihrem Geschenk gefragt wird. Was soll sie dann sagen? Kann sie darauf hoffen, dass die Anderen die Nippelklemmen nicht als solche erkennen? Nicht mal, wenn sie neben einer schwarzen Augenbinde liegen? Auf einem Bild mit einer eindeutigen Zeichnung? So blöd ist nicht mal der Chef. Sie könnte es als schlechten Scherz darstellen. Da ist wohl einem nichts Sinnvolles eingefallen.

Vielleicht war es das auch.

Vielleicht aber auch nicht. Hat sie sich verraten? Gibt es jemanden in der Firma, der ihre geheimen Träume kennt? Sie hat noch nie darüber gesprochen. Nicht immer findet man heraus, von wem man das Geschenk bekommen hat und manchmal will man es auch nicht wissen.

Nina ist sich nicht sicher, ob sie es diesmal wissen will. Ihr wird bewusst, dass sie ganz bestimmt beim Auspacken beobachtet worden ist. Wer immer dieses Päckchen zusammengestellt hat, wird sich die Wirkung nicht entgehen lassen.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Sesemie

Autorin.

30.10.2023 um 18:01 Uhr

Hihihi - sehr schön!! Ich überlege, wie ich reagiert hätte. Wahrscheinlich die Klemmen in die Haare und die Augenbinde als Schal nebst ratlos - unschuldiger Miene. Dass mein Gesicht rot anläuft sieht ja keiner bei der Tanzmusikbeläuchtung.

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12.11.2022 um 11:11 Uhr

Spannend  ....... Und wenn man Berufsleben von Privatleben streng trennt auch extrem

......... gruselig

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Gelöscht.

19.03.2021 um 12:48 Uhr

Schöne Kurzgeschichte! Trifft meinen Geschmack, was man nicht von allen sagen kann. Kann ich locker noch mehr von lesen. Danke für die Unterhaltung

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10.02.2021 um 12:11 Uhr

Hübsch. Könnte eine wahre Reportage sein. –

Ich hab's in der Firma mal erlebt, dass eine Kollegin einen sehr eleganten BH erwichtelt hat. Sie hat ihn ganz ernsthaft über ihren Pullover angezogen und bis zum Ende der Weihnachtsfeier anbehalten. Es sah ziemlich scharf aus.

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famulus severus

Förderer.

07.01.2021 um 22:05 Uhr

Spannende kleine Erzählung. Ich habe bis zum Schluss mitgefiebert wie Nina aus der Situation entkommen kann.

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Robert S

Autor.

28.12.2020 um 17:37 Uhr

Nina, Lotte und Max. Ich bin nicht sicher, wer es war. Max ist zu einfach. Lotte wars. Wer fragt zwei Mal?

Oder Lotte und Max? Man könnte ja einen Bogen spannen. Zwei Wichtel suchen dritten Wichtel für gemeinsames Wichteln? Ich komme nicht drauf. So viele Geheimnisse. Die Geschichte hat mich in Spannung versetzt. Au! Das ist genug jetzt. Ich bitte um Abbruch. Codewort Loriot.

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Meister Y

Autor. Förderer.

27.12.2020 um 15:03 Uhr

geändert am 27.12.2020 um 15:07 Uhr

Liebe hanne lotte, ich kann mich nur @Gregor: anschließen. Der Titel hat hat es wahrlich in sich, die Geschichte auch. Ich bin eh kein Freund von solchen Wichtelabenden und so einer...

Gut, dass Nina die Nerven behält und nicht gleich in Ohnmacht fällt. Gut, dass sie es schafft, relativ cool zu reagieren und Loriot quasi aus dem Hut zu zaubern. Am besten aber ist wohl, dass sie am Ende weiß, wer ihr das Geschenk gemacht hat.

Danke für Zeilen, die ich sehr gern gelesen habe.

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Gelöscht.

26.12.2020 um 23:01 Uhr

Eine sehr originelle Geschichte, Hanne. Ich denke, hierzu könnte es auch gut noch eine Fortsetzung geben. Wie geht es denn weiter mit Nina und dem vermeintlichen Unbekannten. Sind es zwei Seelenverwandte? Ist es vlt. ein Kick, mehr von seinen geheimen Wünschen subtil preiszugeben?

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Gregor

Autor.

26.12.2020 um 08:41 Uhr

Der doppelte Boden in Deiner Geschichte hat sich mir erst nach einem Weilchen gezeigt, Hanne Lotte. „Wichtelintrige“ ist ein steinstarker Titel, was für ein Wort! Und dann im doppelten Sinne. Welch klägliche Wichtelei und was für ein für eine armselige Intrige ist doch dieser klemmige Versuch, einen andern Menschen vorzuführen, so verdeckt, dreckig aus dem Hinterhalt. Es gibt ein herrliches Wort für solche Leute. Denunzianten. Die Stinkhunde sind auch Weihnachten präsent. Also, immer verstächd uwwachdpasse, wie der Hesse sagt.

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