Wie ein Stück Schokolade eine Beziehung für immer verändert
Ich wusste schon, dass sie eine bestimmende und rechthaberische Seite hatte. Außerdem war ich überzeugt, dass die Fähigkeit, sich unter Ellbogeneinsatz durchzusetzen, ihr überhaupt erst zu ihrer Führungsposition verholfen hatte. Bei mir war sie jedoch immer locker und lustig gewesen. Etwas hatte sich geändert.
Ich hatte schon länger nicht mehr getrunken. Das merkte ich an dem merkwürdigen Geschmack in meinem Mund und dem Morgenlicht, das viel zu intensiv in meine Augen fiel. Meine Frau war schon weg - auf der Arbeit. Ich lag noch im Bett und mein Kopf pochte.
Meine Hand tastete auf dem Nachttisch nach dem Wecker. Schon nach neun. Verdammt. Ich wollte längst im Büro sein. Ich stützte mich auf den Ellbogen und schwang die Beine aus dem Bett. Zu schnell. Alles drehte sich leicht. Ich konzentrierte mich für einen Moment auf das Foto von mir und meiner Frau, das neben der Schlafzimmertür hing. Es zeigte uns lachend vor einer Skihütte in den Alpen. Langsam beruhigte sich alles und ich konnte aufstehen.
Auf dem Weg ins Bad stolperte ich über meine Hose, die ich gestern offenbar achtlos im Flur hatte liegen lassen. Im Bad angekommen fand ich meine Zahnbürste nicht. Hatte ich sie etwa ...? Ach ja, tatsächlich. Sie lag auf dem kleinen Schrank neben der Toilette. Und da lag noch etwas. Während ich pinkelte, las ich den kleinen Zettel, der neben der Zahnbürste gelegen hatte.
Ich erkannte die Handschrift meiner Frau sofort.
»Mach das nicht nochmal!«, stand da. Sie hatte eine kleine Skizze daneben gezeichnet. In der Skizze lag ich, der ich etwa 30 Zentimeter größer war als sie, im Bett halb auf ihr und sie hatte eine leidende Miene aufgesetzt. Die grüne Wolke, die aus meinem Mund kam, sollte wohl eine Fahne darstellen.
Ich musste grinsen. Scheinbar hatte ich in der Nacht Nähe gesucht und es dank meiner Angetrunkenheit etwas übertrieben.
Nach dem Zähneputzen zog ich mich schnell an und sprang aufs Fahrrad. Das kleine Architekturbüro, in dem ich angestellt war, lag nur einen Katzensprung entfernt im Nachbarort. Meine Frau hatte das Auto genommen, um in die Firma zu fahren, wo sie einmal die Woche antanzen musste. Sie war Teamleiterin im Produktmanagement eines mittelgroßen Elektronikherstellers.
Schon in der Mittagspause freute ich mich darauf, sie nach Feierabend daheim zu treffen. Inzwischen ging es mir wieder hervorragend und ich beschloss, ihr auf dem Heimweg kurzerhand ein kleines Geschenk zu besorgen, um wiedergutzumachen, dass sie meinetwegen schlecht geschlafen hatte.
Im Supermarkt kaufte ich ihr eine Tafel ihrer Lieblingsschokolade. Sie aß meistens gleich die halbe Tafel. Ich konnte dann immer sehen, wie sie es genoss, die großen, unregelmäßigen Stücke abzubrechen und in den Mund zu stecken. Bei dem Gedanken wurde mir etwas warm, oder vielleicht lag das auch nur daran, dass ich auf dem Rad jetzt ordentlich heizte, weil ich nach Hause kommen wollte.
Ihr Auto stand bereits vor dem Haus. Ich schloss das Fahrrad ab und sprintete die Stufen hinauf zu unserer Wohnung im zweiten Stock. Noch bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecken konnte, öffnete sich die Tür, und meine Frau stand darin. Sie stand breitbeinig da, und ich merkte, dass sie etwas vorhatte.
Wirklich erstaunlich, wieviel Spannung und sexuelle Energie man in eine relativ mondäne Alltagssituation packen kann. An deiner Geschichte gefällt mir die Authentizität. Leider hat mir die anfängliche Unklarheit der Situation ein ungutes Gefühl bereitet, weil man an diesem Punkt nicht genau wissen kann, wie ihr Verhalten zu deuten ist. Aus diesem Grund konnte ich die spielerischen Szenen leider nicht wirklich genießen. In dem anschließenden klärenden Gespräch arbeitest du die Abgrenzung von BDSM und echter Gewalt dann sehr gut heraus und zeigst auch, wie man das Vertrauen wieder gewinnen kann. Vielen Dank für diese schöne Geschichte!
Wowhhh Was für eine tolle, spannende Geschichte über die leider so seltenen Momente im Leben, in denen sich unerwartet eine Tür öffnet und ein neuer Abschnitt beginnt.