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Samt und Seide

Manchmal ist es nur ein kleiner Anstoß, der die tiefsten Sehnsüchte offen legt. Hier ist es ein Stoff, der sich anfühlt wie Haut, der alle Sinne reizt. Der bisher unerfüllte Wünsche zutage bringt und es letztendlich schafft, dass Träume in Erfüllung gehen. Träume von samtenen Fesseln.

Eine BDSM-Geschichte von Margaux Navara.

  • Info: Veröffentlicht am 23.10.2010 in der Rubrik BDSM.

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Bild: Schattenzeilen, Dall-E

 

Das Geschäft war toll. Es hatte eine enorme Auswahl an Stoffen, in unzähligen Farben, aus allen Materialien. Jenna war in ihrem Element. Nähen war ihr liebstes Hobby und sie fertigte immer wieder Kleidung oder Accessoires nicht nur für sich, sondern auch für ihre Freundinnen an. Es war ihr lieber als Fernsehen oder Lesen, lieber als Ausgehen oder Shoppen. Es sei denn, es handelte sich um einen Laden wie diesen, in dem sie Stoffe fand.

Was sie ihren Freundinnen nicht verriet, wenn diese nach ihrer Leidenschaft fragten, war, dass es für sie mehr als Stoffe waren. Es war ein pures, sinnliches Vergnügen, mit Stoffen zu arbeiten. Es war ein noch größeres Vergnügen, sich hier zwischen den Ballen zu bewegen. Die Farben waren ein Fest für die Augen, besonders wenn - wie hier - die Stoffe nach Farben zusammengestellt waren. Ein Regenbogen zog sich durch den ganzen Laden, riesige Regale voller verschiedener Stoffe, die jeweils dem Farbbereich zugeordnet waren. Die ganz bunt gemusterten Stoffe waren auf den Tischen in der Mitte aufgebaut, so dass sie die Optik an der Wand nicht störten.

Aber noch berauschender war das Gefühl, wenn Jenna mit den Händen über die Ballen strich. Sie hatte sich vor das Orange gestellt, hatte das Gelb zu ihrer Linken und wanderte langsam zu dem Rot zu ihrer Rechten. Das waren ihre Lieblingsfarben; gleichwohl hätte sie sich in diesem Laden vor jedes beliebige Regal stellen können, sie wäre trotzdem ins Schwärmen gekommen.

Zuerst eine kühle, gestärkte Baumwolle, dann erwischte sie einen glatten, noch kühler erscheinenden Satin, der jedoch zart durch die Finger floss. Ein weicher Cordstoff musste in beiden Richtungen erkundet werden, da ja beide sich unterschiedlich anfühlten. Als nächstes hatte sie Rohseide unter ihren Fingerkuppen. Sie schloss kurz die Augen. Glatt und rau zugleich, nicht vergleichbar mit irgendeinem anderen Stoff. Rohseide ließ sie an Haut denken, aber nicht an die weiche Haut unter den Armen oder an den Oberschenkeln, sondern an etwas rauere Männerhaut, vielleicht auf dem Rücken oder an den Oberarmen, wo wenig Haare wuchsen.

Sie riss sich los von der Seide, es gab noch so viel zu erkunden. Gleich neben der Rohseide lag feinere Seide, glatt wie die Haut oben an der Eichel, aber im Gegensatz dazu beinahe kalt zu nennen. Nicht, dass sie allzu oft Männerrücken oder eine Eichel betasten konnte, sie hatte schon seit längerem keinen Freund mehr. Ihre Beziehungen hatten nicht so lange gehalten, irgendwie war keiner ihrer Partner ihren Vorstellungen gerecht geworden.

Während sie diesem traurigen Gedanken nachhing und ihre Augen über die Farben weiter oben schweifen ließ, tasteten ihre Finger automatisch weiter und befühlten alles vor ihnen. Ein gestärkter Hemdenstoff, noch raueres Leinen - Männerbeine? - und dann etwas pelziges. Ein kurzer Blick zeigte ihr ein Stück Kunstpelz. Sie dachte an den so genannten Pelz auf der Brust eines Mannes - aber die dort wachsenden Haare waren ihr nie so weich vorgekommen, dass sie sie als Pelz bezeichnet hätte.

Und dann verharrten ihre Finger. Wunderbar. Warm, weich, beinahe wie Haut. DAS war die Haut der Unterseite der Arme, die Innenseite der Oberschenkel, der besondere Bereich unter dem Ohr oder am Nacken und nicht zuletzt der Schaft eines Penis. Sie konnte die Finger nicht davon lassen, auch wenn sie nicht hinschaute. Ihre Fingerspitzen erinnerten sich an das Gefühl, sehnten sich nach der Berührung und wollten nicht mehr loslassen.

Die weiteren Entscheidungen traf sie, ohne wirklich darüber nachzudenken. Sie packte den Ballen, ging zur nächsten freien Bedienung und ließ sich fünf Meter abschneiden. Erst auf dem Tisch sah sie sich die Farbe genauer an, es war ein dunkles Rot, kräftig und warm. Der Stoff würde ein Loch in ihren Geldbeutel fressen und sie wusste überhaupt nicht, was sie damit anfangen würde, aber sie wollte ihn - beinahe so sehr, wie sie einen Mann wollte. Kurz blitzte das Wort „Ersatzbefriedung“ in ihr auf, kurzerhand schickte sie den Gedanken zum Teufel. Na und? Wenn es ein Geschäft für Männer gäbe, wo man diese anschauen, betasten oder ausprobieren könnte, wäre sie vielleicht dahin gegangen, aber da sie ein solches nicht kannte, kaufte sie weiter Stoff.

 

In dieser Nacht begann ihr Rausch. Als sie sich mit dem Stoff über die Wangen und Lippen rieb, um die Zartheit zu spüren, kam die Idee für ihr erstes Projekt: eine Augenmaske. Der Samt würde sich wunderbar anfühlen auf den Augen, kein Kratzen, warm, angenehm. Das Schneidern nahm nicht viel Zeit in Anspruch und Jenna konnte sich nach einer Stunde die Augenmaske umlegen. Mit so verschlossenen Augen tastete sie wieder nach ihrem Stoff. Er war weich und doch fest, er würde nicht reißen und konnte nicht verletzen. Schnell zog sie die Maske ab und schnitt vier lange Streifen ab, die sie dann fein versäuberte und vernähte. Die fertigen Streifen wickelte sie sich um die Handgelenke. Ja, es fühlte sich wunderbar an. Die schönsten Fesseln, die sie je gesehen hatte. Kein Metall, kein billiger Plüsch, kein Plastik. Und schon war die nächste Idee da.

Dieses Stück war ein wenig schwieriger zu fertigen und sie musste ihre Kleinkramkiste durchsuchen. Aber sie fand die richtigen Utensilien und nähte ein innen verstärktes Halsband, das genau um ihren Hals passte. Es ließ sich mit winzigen Haken schließen, die von außen nicht sichtbar waren, und hatte an zwei gegenüberliegenden Stellen Ösen eingearbeitet, an die man nun zum Beispiel die Handfesseln anbinden konnte.

Sie war inzwischen leider sehr müde und merkte, dass sie unkonzentriert wurde. Sie wollte nicht unkonzentriert arbeiten, sie wollte mit ihrem kostbaren Stoff keine Fehler machen. Also ging sie widerstrebend ins Bett, aber nicht ohne sich zuerst das Halsband umzulegen, die Fesseln um Hand- und Fußgelenke zu binden, wobei sie sie nicht zusammenband, und zuletzt die Augenmaske anzulegen.

 

Sie träumte. Zuerst war es noch ein Wachtraum, aber irgendwann schlief sie ein und träumte weiter. Und sie sah sich selbst gefesselt auf ihrem Bett liegen und irgendwo hinter ihr eine Gestalt. Sie wusste, dass es ein Mann war, wenn sie auch nichts weiter von ihm sah. Dafür spürte sie umso mehr. Sie spürte seine Hände, sie waren groß, sehr kraftvoll und ein wenig rau. Sie packten sie und schoben sie immer wieder in eine andere Stellung. Sie wurde auf verschiedene Arten gefesselt, und die Hände berührten sie immer wieder, aber so sehr sie sich nach mehr sehnte, es geschah nichts weiter.

 

Sie wachte nach wenigen Stunden auf, unausgeruht, unruhig, erregt, aber unbefriedigt. Sie hatte noch zwei Stunden Zeit, ehe sie zur Arbeit musste. Da sie sowieso nicht mehr schlafen würde, könnte sie genauso gut nähen.

Sie entschied sich für einen Slip. Ihre Idee war, dass sie die weiche Seite des Samts nach innen tragen könnte, wusste aber, dass es schöner wäre, wenn er außen zu sehen wäre. Sie entschied sich schließlich dafür, den Stoff doppelt zu nehmen, so würde sie sich außen berühren und zugleich innen auf ihren Schamlippen ebenfalls den weichen Samt fühlen können. Als sie den Schnitt vorbereitete, hatte sie eine weitere Idee und nähte innen Bänder ein, mit denen sich Gegenstände befestigen ließen.

Dass zu dem Slip natürlich auch ein Oberteil gehörte, war klar. Zuerst allerdings musste sie im Büro anrufen und sich krank melden. Da ihre Stimme müde und angespannt klang, war ihre Entschuldigung - eine Migräne - sehr überzeugend.

Das Oberteil war schwieriger und sie musste lange suchen, bis sie einen Schnitt fand, den sie dann entsprechend ihren Wünschen abändern konnte. Das Ergebnis war ein Unikat, da der BH Löcher hatte, durch die ihre Nippel herausschauten - genau so groß, wie der Hof drumherum war, also genau auf Jennas Brüste zugeschnitten.

Für einen Knebel wäre der Stoff ungeeignet, sie wollte nichts im Mund haben, was ihren Mund austrocknen oder sie zum Würgen bringen würde. Nach kurzem Surfen im Internet packte sie ihr nächstes Projekt an. Es war ein Kissen, das für viele Stellungen zu verwenden war. Am besten gefiel ihr das Bild, bei dem die Frau es unter ihren Bauch geschoben hatte, so dass ihr Hintern in die Luft gereckt wurde und sich dem Mann präsentierte. Ein solches Kissen würde bei dieser Stellung die Wucht seiner Stöße abfangen, vielleicht sogar dabei ihre Klitoris reizen, auf jeden Fall aber verhindern, dass sie davon rutschte. Sie nahm zwei ihrer Sofakissen auseinander, um genug Füllung zu haben, damit das keilförmige Kissen auch fest ausgestopft wurde.

Noch ein Bild hatte es ihr angetan, ein für sie kinderleicht zu fertigender Schlauch, der mit Hilfe von Bändern enger gezogen werden konnte. Man konnte damit die Unterarme auf dem Rücken fixieren, eine Stellung, die ein wenig unangenehm, aber sehr erotisch wirkte. Jenna würde beinahe hilflos sein mit den Armen in diesem Schlauch. Außerdem würden ihre Brüste nach vorne gedrückt. Sie konnte die Stellung nur theoretisch ausprobieren, es war unmöglich, alleine in die Halterung zu schlüpfen. Auch der Gedanke war erregend, dass nur der Mann, der sie hineinsteckte, sie auch wieder freilassen könnte, wann es ihm gefiel.

Sie war schon wieder müde und vor allem hungrig. Sie brachte alle Teile in ihr Schlafzimmer, dann machte sie sich schnell ein Sandwich, ehe sie wieder zu ihrer Kollektion zurückkehrte. Für heute war es genug. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr zwar, dass es zwar erst fünf Uhr am Nachmittag war, aber ihre Augen begannen zu schmerzen, außerdem wollte sie erst noch neue Ideen sammeln für die letzten zwei Meter, die ihr noch von dem Samt verblieben waren.

Da sie allein war, konnte sie sich jetzt, für heute Abend, mit ihrem Samt schmücken. Zuerst aber kontrollierte sie die Fenster, sie wollte nicht gesehen werden. Den Rollladen in ihrem Schlafzimmer brauchte sie nicht herunter zu lassen, er war bereits unten, das Band war kaputt, die anderen waren schnell geschlossen. Nun konnte sie sich in ihrer Wohnung bewegen, wie es ihr gefiel.

Sie zog also das Oberteil an. Ihre Brüste schmiegten sich in die Halbkugeln wie in die Handflächen eines Mannes.

Jetzt wird die Geschichte heiß!

Natürlich ist die Geschichte nicht an dieser Stelle zuende. Im Gegenteil: Ab hier geht es zur Sache. Darum dürfen wir dir die weitere Handlung im Moment nicht frei zugänglich machen. Wir bitten dich um Verständnis, dass wir den Jugendschutz ernst nehmen.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Fee

22.04.2024 um 01:02 Uhr

Uh das is ne geschichte mit würze

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Meister Y

Autor. Förderer.

17.02.2016 um 11:04 Uhr

In Abwandlung eines Filmtitels: Wenn der Handwerker zwei mal klingelt...

Eine wirklich schöne, fast schon sinnliche Geschichte über unerfüllte Träume und Sehnsüchte. Ein Feuerwerk an Farben, Gefühlen und Empfindungen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Jenna hier sozusagen einem Rausch erlegen ist. So sehr, dass man sogar kleine Schummelei mit der Migräne (verzeihen) verstehen kann. Gibt sie sich doch Gefühlen hin, die scheinbar tief in ihr brennen. Und wenn dann noch der Handwerker klingelt...

Danke für diese wunderbaren Zeilen.

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Margaux Navara

Autorin. Förderer.

25.04.2014 um 14:46 Uhr

geändert am 25.04.2014 um 16:05 Uhr

Vielen Dank für Eure Bewertungen!

 

Rote Sonne, zum Glück gibt es ja das Internet:

 

Hier kann man sich selbst Handschuhe, Monohandschuhe, Kopfmasken u. ä. nach Anleitung nähen.

Link 1

 

Und hier:

Link 2

 

gibt es Anleitungen für alles, was das Fetisch-Herz begehrt!

Viel Spaß beim Nachbauen und Nähen!

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Schattenwölfin

Autorin. Förderer.

25.04.2014 um 14:46 Uhr

geändert am 25.04.2014 um 16:05 Uhr

Ich habe mal die Tipps richtig verlinkt.

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Rote Sonne

Profil unsichtbar.

25.04.2014 um 00:18 Uhr

Sinnliche Beschreibung der Stoffe, so habe ich die noch nie gesehen und man kauft den Stoff nicht nur nach der Farbe, sondern auch nach dem Gefühl. Ich mochte auch diese langsame Entwicklung der einzelnen genähten Dinge, wie alles Stück für Stück gewachsen ist. Das dann der erträumte Handwerker mit den passenden Neigungen und weiteren Zubehör vor Tür stand, las sich etwas sehr zufällig, aber sei ihr ihr Traum vom Mann gegönnt.

Danke für diese sinnliche, inspirierende und sehr phantasievolle Geschichte, die wunderschön, mit herrlichen Vergleichen und einem starken Spannungsbogen zu lesen war.

 

PS: Schade, dass am Ende kein Link zu den Schnittmustern gab

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Lucia

Profil unsichtbar.

23.11.2013 um 18:15 Uhr

Sehr schöne und erregende Fantasie!

Die Beschreibung der Stoffe und ihrer Sinnlichkeit,

ich kann sie sehen und fühlen!

Und das mit dem Nähen kommt auch gut, vielleicht probier ich auch mal was in der Richtung...

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kijana

Profil unsichtbar.

26.09.2012 um 17:19 Uhr

Träume dürfen, ja müssen manchmal sogar, etwas unrealistisch sein. Wunderschön geschrieben!

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dienerin

Autorin. Förderer.

11.09.2012 um 22:59 Uhr

Schön, einfach schön.

Das ist ja mal eine anregende Geschichte.

Klasse, wie du den Bogen vom Stoff in die Träume und von da in die Realität gezogen hast.

Die Geschichte hat mir (und meinem Gebieter, dem ich sie vorlas) sehr gut gefallen.

Danke

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Magier

Profil unsichtbar.

01.02.2011 um 11:58 Uhr

Sinnliche Beschreibungen und eine nette Wendung, bei der man mit noch etwas mehr realen Bezug eines vergessenen Termins das Märchenhafte mit dem Möglichen verbinden könnte - wenn man dies überhaupt will.

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hexlein

Autorin.

08.01.2011 um 23:52 Uhr

leider kann ich nicht nähen, denn wenn... vielleicht würde mir so etwas dann auch mal passieren?

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