Schattenwölfin
Du wirst die Anweisung verstehen, meine Liebste! - Diese Karte hatte Greta vorhin aus dem Geschenkkarton gezogen. Die Worte in der ihr so vertrauten, ausladenden Handschrift verursachten ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch. Aufgeregt hatte sie sich durch die Seidenpapierschichten gewühlt und ein besonderes Geschenk gefunden, welches sie während ihrem Ausflug nicht nur wärmen würde.
Eine BDSM-Geschichte von Schattenwölfin.
Info: Veröffentlicht am 24.12.2014 in der Rubrik BDSM.
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Das Warten auf das dritte Adventswochenende war ihr quälend lang vorgekommen - nicht in der Weise quälend, die Greta zu genießen verstand. Leider. Nun war es endlich soweit, der letzte Arbeitstag der Woche würde nur noch ein halber sein.
Die Reisetaschen hatten sie am Vorabend gepackt, sodass sie und Jörn pünktlich losfahren konnten. Sie kamen überraschend gut durch den Verkehr für einen Freitagnachmittag und nach zwei Stunden durchquerten sie den backsteinernen Torbogen des Gutshofes. Jörn hatte für zwei Nächte die ehemalige Kutscherkate gemietet. Sie lag neben den alten Stallungen und von den Fenstern im Obergeschoss aus sollte man - so stand es im Prospekt - über den Garten hinweg einen Ausblick auf die angrenzende Pferdeweide haben.
Das, wusste Jörn, würde Greta gefallen.
Gerade überlegte er, wie viel von diesem Gefallen er ihr zugestehen und welche Gefallen er sich im Gegenzug dafür erbitten würde - in der ihm eigenen Art, sie um einen Gefallen zu bitten, als ein Freudenschrei die Kate durchdrang. Greta war bereits die Treppe hochgestürmt, um die oberen Räume in Augenschein zu nehmen.
„Das ist fantastisch! Im Bad steht eine Wanne auf Löwenfüßen. Und vom Fenster aus kann ich Pferde sehen.“
Jörn lächelte in sich hinein, weiter an die Gefallen denkend. Von oben hörte er, dass Wasser in die Wanne einlief.
Im Haupthaus waren ein Hotel und ein Restaurant untergebracht. Dass Jörn sich nicht für ein Quartier dort, sondern in dem etwas abseits liegenden kleinen Haus entschieden hatte, hatte nicht nur mit dem Blick auf die Pferdeweide zu tun, sondern auch damit, dass er andere Hotelgäste nicht zu ungewollten Zuhörern werden lassen wollte.
Würde er wirklich nicht wollen, dass andere Menschen zuhören? Gar zusehen? Würde Greta es wollen? Seine Gedanken schweiften ab.
„Ich schmeiß´ mich in die Wanne, Liebster!“ Greta war die Treppe heruntergekommen und unterbrach seine Gedanken, sie schnappte sich ihre Reisetasche und verschwand wieder nach oben. Deutlich langsamer trug nun auch Jörn seine Tasche hoch und stellte sie im Schlafzimmer ab, das er sich in aller Ruhe betrachtete, während nebenan im Bad Greta angefangen hatte zu singen. Sie schmetterte Weihnachtslieder.
Er malte sich aus, was er mit ihr alles anstellen würde an diesem Wochenende, hier in der Kutscherkate. Rasch hatte er beschlossen, zu träumen, aber nicht zu planen. Er wollte sich treiben lassen, die Stimmung abwarten, auffangen und ihr entsprechend tun - oder eben auch nicht tun.
Für den Abend hatte Jörn einen Tisch im Restaurant auf der alten Tenne des Gutshauses reserviert und das Überraschungsmenü bestellt. Auch das Frühstücksbuffet hatte er zugebucht. Greta und er würden also auf den Komfort eines Hotels nicht verzichten müssen, und Abgeschiedenheit haben für die Dinge, die Abgeschiedenheit verlangten.
Jörn ging hinunter in den Wohnraum und entfachte ein Feuer im Kaminofen, das rasch seine Wärme verbreitete. Dann ging auch er ins Bad und duschte sich. Im Bademantel setzte er sich auf das Sofa. Kurz darauf kam auch Greta, mit geröteter Haut und in ein dickes Badelaken eingewickelt setzte sie sich zu ihm, die Haare unter einem Handtuchturban, und zog die Beine an. Jörn lächelte. Mit einem Griff lockerte er das Tuch, das sie trug, sodass es nun noch Gretas Hüften und Beine bedeckte. Der Anblick ihrer Brüste weckte seine Lust auf einen ersten Gefallen.
„Greta!“
Sie sah in an mit fragenden Augen. Er sah sie an mit bestimmenden Augen. Greta wusste den Blick zu deuten, erhob sich kurz, ließ das Badelaken langsam über ihre Hüften auf den Boden rutschen und kniete sich dann vor ihn. Sehr sinnlich sah es aus, als sie sich kurz in die Unterlippe biss, bevor sie Jörns Bademantel teilte und sich über ihn beugte.
Später genossen sie Gang für Gang das Menü. Sie saßen an einem Tisch in der Nähe des Herdfeuers, das nicht nur für eine angenehme Wärme sorgte, sondern auch für ein ganz besonderes Licht. Perfekt.
Ebenso genossen sie das üppige und vorzügliche Frühstück am nächsten Morgen.
Und sie genossen es, sich in der dazwischenliegenden Nacht aneinander und in die dicken Federbetten gekuschelt einmal richtig auszuschlafen. Seidige und dennoch warme Wäsche umschmeichelte ihre Haut. Jeder träumte seine Träume, die auch gemeinsame Träume waren.
Das Frühstück dehnten Greta und Jörn aus und mit ihm die Vorfreude auf den Nachmittag und den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt, den sie besuchen wollten. Der fand auf einer Burg statt und galt - noch - als Geheimtipp. Die Bilder, die sie kannten, waren vielversprechend und hatten sie überhaupt erst auf die Idee zu dieser Wochenendreise gebracht.
Zu Fuß würden sie rund zwei Stunden dorthin unterwegs sein.
Bei klirrender Kälte und dem unverwechselbaren Schein der Wintersonne brachen sie auf, beizeiten, um den Weihnachtsmarkt vor Einbruch der Dämmerung zu erreichen.
Greta trug einen langen schwarzen Wollrock und darüber einen Webpelzmantel und eine dazu passende Mütze.
„Meine Menschenfrau gewordene Schattenwölfin.“ Jörn trat nah an Greta heran und sah ihr fest in die Augen. Seine Wölfin war sie schon lange, Schattenwölfin nannte er sie in solchen Momenten, in denen sie beide sich der dunklen Seite ihrer Lust hingaben.
Dass Greta schwarze Lederstiefel mit flachen Absätzen trug, war dem Fußmarsch geschuldet, der vor ihnen lag. Sie hatte ein leichtes Make-up aufgelegt und ihre Lippen rot geschminkt. Rot war auch der Muff, in dem sie ihre Hände verbarg.
Du wirst die Anweisung verstehen, meine Liebste! Die Karte hatte Greta vorhin als Erstes aus dem Geschenkkarton gefischt. Die Worte in der ihr so vertrauten, ausladenden Handschrift verursachten ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch. Aufgeregt hatte sie sich durch die Seidenpapierschichten gewühlt und den Muff herausgezogen.
Greta verstand. Sie würde ihre Hände in diesem Muff nicht nur wärmen, sondern behalten müssen. Den Muff wollte Jörn nicht lediglich als Bekleidungsvorschrift verstanden wissen, er sollte gleichermaßen eine Fesselung sein.
Sie hatte gelächelt. Der Besuch des Weihnachtsmarktes würde ein Spiel werden.
Wohlwollend betrachtete Jörn nun seine Greta. Sie hatte die Anweisung verstanden. Er hatte es nicht anders erwartet. Sie konnte so ein braves Mädchen sein. Wenn sie es wollte. Er wusste, dass Greta mit ihrer Rolle in dem gemeinsamen Spiel spielte, sie enger und weiter auslegte, sie manchmal infrage stellte, hin und wieder provozierte, hin und wieder sogar über das Ziel hinausschoss. Das alles hatte einen ganz besonderen Reiz, machte das Spiel um Gehorsam und Bestrafung sehr facettenreich, spielte aber im Augenblick keine Rolle.
Sie sah einfach toll aus. Jörn grübelte ein wenig, was sie wohl unter dem Mantel und dem Rock trug, denn daraus hatte Greta ein Geheimnis gemacht.
Sie liefen los, erzählten, lachten, schwiegen, bliesen Atemwölkchen in die kalte Luft.
Der Weg führte sie über Felder und durch kurze Waldstücke.
Jörn hatte Greta fürsorglich seinen Arm gereicht, damit ihr das Ausbalancieren ihrer Schritte leichter fiel auf der nicht immer ebenen Strecke.
Greta war aufgedreht bis zum Anschlag. Alle Birkenstämme, deren Abstand für ihre ausgebreiteten Arme gemacht zu sein schienen, beäugte sich mit gespanntem Blick und stellte sich vor, Jörn hätte sie daran gefesselt, sie in Besitz genommen und würde nach seinem speziellen Geschmack diese Besitzverhältnisse unterstreichen. Sie dachte zurück an vergangene Spiele und malte sich aus, was er heute mit ihr vorhatte. Würde er sie belohnen, wenn sie gehorsam ihre Hände im Muff behielte? Sie flirtete gedanklich mit einer möglichen Bestrafung, falls sie sich seiner Anweisung widersetzte. Nie war klar, worauf sie sich bei Jörn gefasst machen musste - nun ja, bei ihr wusste er das sicher auch nicht immer genau -, nur dass es am Ende für sie beide ein lustvoller Genuss werden würde, das bewahrheitete sich wieder und wieder.
Sie erreichten die Burg, die auf ihrer Anhöhe thronte, mit Einbruch der Dämmerung, Greta wusste nicht, ob ihre Glut dem Anstieg oder ihren geheimen Gedanken geschuldet war.
Festlicher Glanz von Leuchten und Windlichtern und der Schein zahlreicher Schwedenfackeln setzten das alte Gemäuer in das passende, stimmungsvolle Licht. Zahlreiche Stände verteilten sich auf den Burghof und um die Burgmauern herum. Das Kopfsteinpflaster und das Gedrängel der Menschen waren eine erneute Herausforderung für Gretas Balance. Jörn wich nicht von ihrer Seite, stets mit einem aufmerksamen Auge bei ihr und bereit, sie im Falle eines Stolperns oder eines Remplers vor einem Straucheln oder gar Sturz zu bewahren.
So schlenderten sie an den Ständen entlang.
Wenn Greta den Stoff eines edlen Tuches befühlen mochte, raunte sie Jörn ins Ohr und bat darum, er möge ihr damit über die Wangen streichen. Wollte sie eine der Seifen besser riechen, bat sie ihn, ihr das Stück unter die Nase zu halten.
Dabei schauten sie sich sehr verliebt an. In Jörns Augen glitzerte neben der Verliebtheit zunehmend ein anderer Glanz. Sie nahmen diesen gewissen Ausdruck an, der Greta bis ins Mark traf, den sie kannte, in- und auswendig, und der sie alleine schon erregte, ohne dass sie ihre Fantasie noch hätte ankurbeln müssen, was der weitere Verlauf des Abends und der Nacht noch für sie bereithalten mochte.
Es knisterte zwischen den beiden so sehr, dass andere Marktbesucher es zu spüren schienen, deren Blicke häufig auf ihnen, vor allem auf Greta, ruhten.
Greta genoss das ein wenig, Jörn genoss es sehr, vor allem die Begehrlichkeiten, die er in den Augen anderer Männer lesen konnte. Mochten sie nur gucken. Die Frau neben ihm war sein. Viel mehr noch, als andere sich das vielleicht vorstellen konnten.
Nach Einbruch der Dunkelheit tanzten Gaukler um ein großes Lagerfeuer, in burgunderroten Samt gewandete Maiden taten es ihnen gleich. Tanzte zunächst noch jeder und jede für sich, entwickelte sich zu den altertümlichen Klängen aus Klampfen und einfachen Trommeln eine Art Gesellschaftstanz, bei dem die Tanzenden eine Geschichte erzählten. Es ging um Begehren, Werben, Reizen, Entziehen und Anbieten. War das eine Geschichte oder begehrten sie einander, warben umeinander, reizten und entzogen sich gegenseitig und boten sich ihren - wechselnden - Partnern an? Gebannt beobachtete Greta das Geschehen und glaubte, einen entsprechenden Tanz in ihrem Inneren zu verspüren. Welch poetische Betrachtungsweise ihrer eigenen Geilheit, dachte sie und lächelte verschmitzt.
Jörn wiederum erregte sich an Gretas Erregung. Natürlich war ihm nicht verborgen geblieben, wie die Stimmung hier auf sie wirkte, verstärkt durch das Spiel mit dem Muff, diesem kuscheligen Sinnbild seiner Führung und ihrer Folgsamkeit. Er wusste ganz genau, an welchen Stellen ihres Körpers ihr Pulsschlag nun besonders zu spüren war. Für einen Augenblick wünschte er sich, sie wären schon zurück in der Kutscherkate und er könne sich dieser Stellen annehmen, sie einnehmen, Greta nehmen.
Die Musik verstummte. Musiker und Tanzende, deren Wangen glühten, griffen dankbar zu den Trinkhörnern, die ihnen von Mägden gereicht wurden. Es folgte ein Auftritt von Feuerspuckern und Jongleuren.
Von den Spießen auf den Grillrosten ging ein betörender Duft aus, ebenso von den Kesseln mit Glühwein und den Ständen, an denen Brot oder Weihnachtsbäckereien angeboten wurden.
„Wir essen jetzt noch etwas und dann treten wir den Rückweg an“, flüsterte Jörn in Gretas Ohr. „Ganz wie Du es wünschst“, schnurrte sie zurück. „Du wirst mich allerdings füttern müssen ...“ Greta deutete mit ihren Augen auf den roten Muff.
Sie entschieden sich für einen Grillspieß mit zartem Rindfleisch, Speck und Zwiebeln. Dazu Knoblauchchampignons, die in einer großen Pfanne geschmurgelt wurden, und frisches Brot. Liebevoll pustete Jörn die dampfenden Leckereien, um sie Greta dann zwischen die roten Lippen zu schieben. Nicht nur liebevoll, sondern gleichermaßen lustvoll leckte sie Fleischsaft und Knoblauchöl von seinen Fingern. Sie spielte mit ihren Lippen und ihrer Zunge wie am Vorabend.
Nach dem Essen teilten sie sich noch einen Glühwein und liefen dann zum Parkplatz unterhalb der Burg. Von hier fuhr ein Bus in Richtung des Gutshofes. Sie hatten nur noch ein paar hundert Meter zu laufen. Nun hielt Jörn Greta fest im Arm.
Im Torbogen des Gutshofes drängte er sie plötzlich an die Mauer. Hart spürte sie die Backsteine in ihrem Rücken und wie er sich an ihr rieb. Jörn öffnete die Webpelzjacke und teilte die Strickjacke, die Greta darunter trug. Zufrieden schnaubte er beim Anblick ihrer nahezu blanken Brüste, die von einem schwarzen Korsett nach oben geschnürt waren. Augenblicklich richteten sich ihm die Nippel entgegen. Vor Kälte. Vor Erregung. Nacheinander umschloss er beide mit seinen Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss, den Greta sehr genoss. Mindestens ebenso genoss sie den Schmerz, den die Verdunstungskälte ihr dort bereitete, nachdem Jörn die Nippel aus seinem Mund wieder freigegeben hatte. Nun küsste er Gretas Mund, die ihren Körper noch fester an seinen drückte, sich ebenfalls rieb. Er spürte ihre Gier. Mehr Küsse, mehr Schmerz. Ihre Ungeduld. Greta wollte in die Kutscherkate.
„Mach die Augen zu!“, sagte er ganz ruhig. Selbstverständlich tat Greta, wie ihr geheißen wurde, und schloss die Augen. Jörn zog zwei hölzerne Wäscheklammern aus seiner Hosentasche, von denen er sofort die erste an einem der Nippel befestigte. Scharf atmete Greta ein ob des sie jäh durchflutenden Schmerzes. Jörn wartete einen Moment, genoss den Anblick der zuckenden Augenlider seiner nun lammfrommen Schattenwölfin. Als dieses Zucken nachließ, in dem Moment also, da er wusste, dass Greta den Schmerz angenommen hatte, setzte er die zweite Klemme an den Nippel der anderen Brust. Greta entwich ein genussvoller Seufzer. Der Schmerz ließ sie die Kälte vergessen, als sei er eine federleichte, warme Decke.
Jörn bedeckte Gretas blanke Brust wieder mit den beiden Jacken. Auch er atmete nun schwer. Geduld zu bewahren war ihm kaum mehr möglich. Er wollte es auch nicht. Er legte den Arm um Greta und sie eilten über den Hof zu ihrer Unterkunft. Wie aus dem Nichts nahm der zuvor kaum spürbare Wind an Kraft zu und öffnete die gerade übereinandergelegten Jackenteile. Greta wusste nicht, ob die Klammern fester bissen oder die plötzliche Kälte, die auf ihre bloße Haut traf. Reflexartig hob sie die Hände, um die Jacken wieder zu verschließen, aber Jörns Blick ließ sie im letzten Augenblick innehalten. Er griff nach den Händen, die gerade eben im Muff geblieben waren, und drückte sie nach unten. Eine weitere eisigkalte Böe jagte durch die Nacht und wie Nadelspitzen in Gretas Haut, bevor Jörn die Jacken erneut verschloss und sie gemeinsam in die Kutscherkate liefen.
Kaum waren sie drinnen, brach draußen ein Gewitter los, Blitze schossen vom Himmel und tauchten alles in ein unwirklich anmutendes Licht, dicht gefolgt von lautem Donnergrollen. Kurz darauf setzte ein heftiger Schneesturm ein. Der Wind wirbelte die Flocken durcheinander und verschluckte alle Geräusche, die in dieser Nacht aus der Kutscherkate nach draußen drangen.