Muss das wirklich sein, hatte Nicki wissen wollen. Ja, es muss, hatte er gesagt. Nach zwei Tagen des Zögerns hatte Nicki sich dann endlich gefügt in die Einladung zur gemeinsamen Weihnachtsfeier bei seinen Eltern, hatte sogar seine Mutter angerufen, um ihr zu sagen, wie sehr sie sich freue, sie und auch ihren Mann endlich kennen zu lernen, sie müssten ganz tolle Menschen sein, Thomas würde nur Gutes über sie erzählen.
Zumindest Letzteres war nicht gelogen, über seine Eltern hatte Thomas nie ein schlechtes Wort verloren. Was gewiss nicht nur an der kurzen Zeit lag, die sie beide sich kannten, seit gerade mal zwei Monate waren sie ein Paar. Sie hatte schon Typen gekannt, die gleich nach dem ersten gemeinsamen Erwachen, die Laken noch feucht von der Lust der vergangenen Nacht, über ihre Eltern herzogen, ihr erzählten, wie froh sie seien, dass sie da endlich raus seien, aus dieser Hölle, die Elternhaus genannt wurde.
Natürlich war Thomas anders als diese Typen, sonst wäre sie nicht mit ihm zusammen. Er war erwachsener als diese gerade der Schule entsprungenen Knaben, die davon überzeugt waren, dass ihnen jetzt, wo sie an der Universität studierten, eine eigene Bude hatten, die Welt gehörte. Und sich auch so benahmen, alles niedermachten, was ihnen ihrer Meinung nach im Weg stand. Und interessanterweise immer dann besonders angepasst waren, wenn sie auf Autoritäten stießen. Gerade Letztere gab es an der Universität naturgemäß in großer Zahl, sie nannten sich Dozenten, Doktoren und Professoren.
Möglicherweise hatte Thomas deshalb ein so gutes Verhältnis zu seinen Eltern, er war das Unimilieu von Kindheitstagen an gewohnt. Sein Vater, Soziologe, war Professor an der Frankfurter Uni, seine Mutter amüsanterweise eine seiner Ex-Studentinnen, die es unter ihm als Doktorvater zu akademischen Ehren gebracht hatte. Bei ihnen, Thomas und ihr, verlief das Altersgefälle gegenläufig, sie war die Ältere, wenn es auch nur fünf Jahre waren und nicht fünfzehn wie bei seinen Eltern.
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