Statt heimzufahren und es mir gemütlich zu machen, muss ich eine Session abhalten. Mit all dem Vorbereitungsfirlefanz. Wieder einer dieser spontanen Einfälle, die ich über alles liebe. Darüber hätte man auch heute beim Frühstück schon reden können.
»Du weißt doch sicher noch, was wir ausdrücklich vereinbart hatten? Dass du mich im Büro nicht stören sollst, die einzige Ausnahme sind Notfälle.«
»Jaja, ich weiß. Hast du trotzdem einen Moment Zeit?«
»Naja, nicht so wirklich, muss eigentlich gleich ins nächste Meeting.«
»Wollte nur wegen heute Abend mal nachfragen.«
»Heute Abend? Äh, wieso das denn?«
»Weil heute doch Freitag ist!«
»Ja, und? Und wo ist jetzt das Problem dabei?«
»Nein, kein Problem. Aber deswegen nicht weniger wichtig.«
»Das glaubst du wohl. Also wie üblich deiner werten Meinung nach. Aber ob es tatsächlich so ist, entscheide trotzdem immer noch ich, wie du dich hoffentlich erinnerst.«
»Selbstverständlich tue ich das. Aber jetzt mach trotzdem einfach mal halblang. Habe ich dich jemals enttäuscht?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Meine Ideen haben dir also bis jetzt gefallen?«
»Klar doch, und das weißt du auch ganz genau! Jetzt sei halt nicht gleich wieder eingeschnappt. Ich hab’ nur jetzt gerade wirklich wenig Zeit.«
»Das heißt also, dass dir deine Arbeit wieder einmal wichtiger ist als ich, sogar am späten Freitagnachmittag, eigentlich fast schon Wochenende.«
»Himmel nochmal! Bei den Kollegen in USA ist es gerade 10 Uhr morgens.«
»Hat das denn nicht bis Montag Zeit?«
»Verdammt nochmal nein! Glaubst du, ich bin zum Spaß hier?«
»Ich meinte doch nur ...«
»Meine Güte, manchmal geht es eben nicht anders. Da sitzen jetzt eine Menge Leute im Konferenzraum und warten auf mich.«
»Und ich? Ich warte doch schließlich auch auf dich!«
»Dafür bringe ich auch genügend Kohle mit nach Hause, oder? Da lohnt sich das Warten doch.«
»Aber du übertreibst schon, so spät wie du immer heimkommst ... Meinst du nicht?«
»Langsam reichts, hat das denn keine Zeit, bis ich heute zuhause bin?«
»Nein, das muss jetzt sein. Sonst kann ich ja nichts unternehmen.«
»Also gut, aber beeil dich.«
»Ich wollte nicht einfach ohne deine Zustimmung irgend etwas anfangen.«
»Herrgott nochmal, komm endlich auf den Punkt.«
»Erinnerst du dich, worüber wir neulich gesprochen haben?«
Ich fand den Aufbau gelungen...ein paar "billige" einleitende Pointen während des Anrufs bringen die Lesenden in die richtige Stimmung.
Das Gefühl der freudigen Erwartung im Hauptteil, in das sich banale Sorgen und ein Schuss Selbstironie einfügen, wurde ebenfalls überzeugend vermittelt.
Die abschließende Pointe wurde etwas zu oft bemüht. Dennoch hat sie mir ein Schmunzeln abgerungen.
Im Klartext: Vorfreude nicht nachvollziehbar. Obwohl meine Wenigkeit mutmaßlich über mehr Verbindung zum Gegenstand der Begierde verfügt als manch anderer auf diesem Portal. Die Begeisterung meinerseits hält sich mit Sicherheit in Grenzen. Der Text gibt trotz Dialog nur eine Seite des Ganzen zu "Protokoll". Und nein, der Text war nicht zu lang. Mit dem Thema kann man, allseits beleuchtet, ganze Bandreihen füllen. Erschöpfend? Nun ja, sagen wir es mal so: je nach Stand der Dinge und Niveau der "Diskussionsteilnehmer" vor, während und nach dem Konsum. Der Text lässt mich müde schmunzeln und das andere Wort mit m am Anfang auch. Der schreibenden Laiin gutmütige vier Sternchen von mir.
Nachtasou Während im Fernseher Wagner läuft (die Aufzeichnung des Konzerts „Legends of the Rhine“ aus der Berliner Waldbühne 2017 unter Leitung von Gustavo Dudamel) rätsel ich über Deinen Worten … und beschließ’ erstmal, mich der Musik zu widmen, bevor ich Deine Beiträge versuche zu analysieren und dann die Formel zu schreiben
Mir persönlich gefallen reine Pointen-Geschichten im BDSM kaum noch. Weil Sex ist eine ernste Angelegenheit. Und ich mag giggelnde Subs nicht, während ich tiefe Gefühle verstecke und cool tun muss. Ich denk dann immer, sie lachen über mich. Da bin ich empfindlich und verstehe keinen Spaß mehr. Wenn sie Spaß haben will, soll sie halt ins Fitness-Studio gehen oder so.
Zu Anmerkung 1: Liebe Drachenlady (alle anderen bitte mal weglesen, ist privat), wärst Du so lieb, mir meine Nachtasou-Formel mathematisch zu setzen? Als Gegenleistung für meine vielen Worte. Ich weiß, Du kannst das. Ich krieg das nicht hin, irgendwie sind Wirkung und Länge nicht-proportional, aber wo stehen die Zahlen?
Ich will auch mal ein Patent halten und Kohle damit machen.
heute trifft´s Dich, mir fehlt dieser Stunden gerade jeglicher Humor. Das ist tageszeitabhängig, und daran ändert auch der Lesestoff nichts.
Das Überraschungsmoment in Deiner Geschichte haben andere schon ausreichend goutiert. Da das Dein Hauptanliegen war, hast Du Dein selbst gestecktes Ziel schon mal erreicht und Leser offensichtlich zufrieden gestellt.
Ich greife mir mal etwas Handwerkliches heraus, das mich nicht zufriedenstellt. Dabei geht´s um meine Ansprüchlichkeiten, denen ich bei meinem eigenen Schreiben auch nicht gerecht werde. Ich darf aber zwei Automarken unterscheiden, ohne sie selbst bauen zu müssen.
Du hast Dich verhoben, Drachenlady, mit den langen Dialogen. Dialogschreiben ist mit das Schwierigste. Beim Film soll es sogar spezialisierte Dialogschreiber geben.
Dialoge sind eine eigene Sprache. Was gar nicht geht, ist, mündliche Alltagssprache zu protokollieren. Die hört sich in Wirklichkeit ganz anders an, und nach ein paar Zeilen mag das niemand weiterlesen, weil schlapp, nervig, unspannend wirkend. Dann lieber gleich erkennbare Schriftsprache. Es ist sehr schwierig, Dialoge so erscheinen zu lassen, als seien sie im Feld entstanden.
Gute Dialoge sind nicht erst am Ende spannend, wenn eine Pointe kommt. Sondern Zeile für Zeile; weil die Sprecher (man sollte es kaum meinen) »aneinander vorbeireden«, ohne es selbst zu merken. Dein Telefonat wäre demnach gut für einen solchen Dialog geeignet. Aber Deiner hängt zu lang durch.
Wenn Du ihn, vielleicht, auf 25 Prozent einkürzt, würde wahrscheinlich so etwas wie Dramatik aufkommen. Denn missverstehen tun sie sich ja gehörig.
»Äh´s« und »... Pausen«: In der Alltagssprache wimmelt es davon, man hört sie kaum, aber lesend springen sie dauernd ins Auge und wirken wie Kasperletheater.
Literarische Folter ist, wenn Du so etwas wie »Hintergrund-Informationen« oder Backstories offensichtlich (!) in Dialoge einwebst, wie das in billigen Serien im Fernsehen dauernd passiert. So etwa: »Danke für den Wein. Der erinnert mich an unsere Hochzeit vor 17 Jahren, als wir dann noch zwei Kinder zur Welt brachten, die Jan und Sabine heißen.« Das »weißt Du noch« leitet dieses Grauen meistens ein. Diese und ähnliche Punkte gelten auch für innere Monologe, den zweiten Teil Deiner Geschichte.
Das ist, wie mit Badelatschen in die Oper zu gehen. Geht nicht. Außer als Gag.
Wenn Dein Text lockere Muse sein soll, darf natürlich vieles anders sein: Aber nicht diese Länge. Es heißt Sketch nicht zufällig. Schon lautmalerisch macht es ´klatsch´. Ein Witz darf etwas länger sein, wenn die Pointe das dann aufwiegt.
Ich schlage Dich mal mit einem Rat: Der Nachtasou-Formel. Dampfe probehalber Deine Geschichte auf ein Viertel der Länge ein, und sie gewinnt das Doppelte an Wirkung. (Anm. 1)
Das übt (*sorry). Bei den Dialogen hilft es, bei jedem Satz die Frage zu stellen »warum kann ich auf diesen Satz nicht verzichten«; ohne gute Antwort ist es ein Kaugummi-Satz.
Mir gelingt es, Geschichten durch mehrmaliges Eindampfen am Ende völlig unverständlich sein zu lassen *g. Das ist die Kehrseite beim Streichen.
Also, Deine Idee war schon gut, Drachenlady. Auch mit einem Telefonat (Dialog) hast Du nach meinem Geschmack ein an sich günstiges Setting gewählt für das Thema. Die Dialoge sollten besser sein.
Ich hoffe, Du verstehst meine Kritik wohlwollend, denn so ist sie gemeint. Sag einfach: Der kann´s auch nicht besser. Das stimmt dann.