Verdammte fünfzehn Minuten gibst du mir, um rechtzeitig an der alten Fabrik zu sein. Überrascht von deinem Anruf versuche ich hastig, mich meines Kleides und meiner Unterwäsche zu entledigen. Ich muss mich beeilen. Doch verdammt, wo ist mein Autoschlüssel?
15 Minuten. Verdammte 15 Minuten gibst du mir, um 22.00 Uhr an der alten Fabrik zu sein. Du wolltest dir doch nur ein paar Minuten draußen die Beine vertreten. Dann kam dein unerwarteter Anruf. Du sagtest, du erwartest mich in langem Mantel und High Heels am Ort der Verabredung.
Noch völlig überrascht davon versuche ich hastig, mich meines Kleides und meiner Unterwäsche zu entledigen.
Ich fluche, weil ich den Autoschlüssel nicht finden kann. Ich muss daran denken, was du wohl dazu sagen würdest, wenn du das jetzt sehen könntest. Du hast mir schon oft gesagt, dass dich mein Chaos nervt und mir ein Ordnungssystem aufgetragen. Doch an der Umsetzung scheitere ich ständig.
Ja, ich habe meine Verpflichtung dir gegenüber damals ganz euphorisch unterzeichnet. Ich kenne sie in- und auswendig. Auch diesen verflixten Punkt 5: Ich gelobe, in puncto Ordnung deinen Vorgaben Folge zu leisten. Doch du wirst es nicht in mich einprügeln, hattest du ganz am Anfang gesagt. Mein aufrichtiger Wunsch, deinem Wohlbefinden dienen zu wollen, sollte immer das Motiv meiner Unterwerfung sein.
Ich merke, wie mir die Hitze zu Kopf steigt. Mein Herz pulsiert, während ich fahrig in jeder Ecke des Flurs den Schlüssel suche. 15 Minuten. Verdammte 15 Minuten, hallt es in meinem Kopf. Endlich habe ich den Schlüssel. Er muss von der Kommode gefallen sein, hinein in eine meiner ungezählten Stiefeletten an der Garderobe, die noch nicht den Weg in den Keller gefunden haben.
Ich bin spät dran. Barfuß, mit den High Heels in der Hand, renne ich zur Tür hinaus, hinüber zum Auto. Trotz meiner Eile bemerke ich, dass es erstaunlich warm ist für einen späten Abend Anfang April. Lediglich an meinen Fußsohlen spüre ich die Kälte des Asphaltbodens. In meinem Auto sitzend bemerke ich, dass deines nicht mehr auf seinem Platz steht. Die Straßenlaterne zeichnete vorhin noch einen leichten Glanz auf dein Autodach. Ich sah es vom Fenster aus. Doch jetzt ist dein Parkplatz leer. Wieso hab ich den Motor deines Golfs nicht starten gehört? Aber das ist jetzt auch egal. Immer noch etwas überrumpelt, aber erwartungsfroh, gebe ich Gas.
22.04 Uhr stehe ich auf dem von dir benannten Parkplatz vor der großen Fabrikhalle. Mist. Vier Minuten über der Zeit. Ich weiß, wie wichtig dir Pünktlichkeit ist. Ich streife mir die Schuhe an und verlasse hektisch das Auto.
»Schau dich nicht um. Geh einfach durch die kleine Seitentür in die Halle. Sie wird offen sein. Bleib in der Halle.« So hattest du es angewiesen.
Es ist dunkel. Nur der Mond bringt etwas Licht in die Nacht. Die Einsamkeit hier draußen und die rostig erscheinende Halle sorgen dafür, dass es sich hier wesentlich kälter anfühlt, als die 20 Grad, die das Display im Auto anzeigte. Unwohlsein beschleicht mich und mir läuft ein Schauder über den Rücken.
Vermutlich beobachtest du mich, wie ich zum Fabrikgebäude hinüberlaufe. Ich würde dich jetzt zu gern sehen, das würde mir hier an diesem verlassenen, düsteren Ort Sicherheit geben. Nervös husche ich flink durch die kleine Seitentür, die merkwürdigerweise nicht einmal knarrt.
Spannende und interessante Geschichte mit unterschiedlichen Sichtweisen, die zum Konflikt führen. Ich verstehe beide Seiten, mehr Kommunikation vor der Situation hätte der Beziehung sicherlich geholfen. Aber manchmal spricht man auch unterschiedliche Sprachen, die sich nicht gut miteinander harmonieren.