Mit Morgenlatte und ohne Worte Samstags nach dem Aufwachen ohne Wecker ... das hat schon was.
Es hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, auch eine Steigerung, womit es erzählbar wird. Wenn sich das Blut unten sammelt, in diesem Monsterschwanz, wird die Nase spitz. Das ist was für junge Leute. Morgensteifigkeit bedeutet ab 50 etwas anderes *g.
Aber hallo, wieso wird diese Geschichte immer wieder erzählt? Ich find, es ist eine der schwersten Schreibübungen. Man versuche es mal. Die erste Hürde ist die Wortwahl. Vermeidet man die anatomischen Bezeichnungen, weil sie eher Assoziationen an ein Krankenhausbett wecken, landet man – schwupps – im Vulgären, was dann wie Billigporno klingt. Wird man metaphorisch, klingt es geziert wie Pennäler-Poesie.
Eine Rose ist eine Rose ist eine … das gilt auch für´s Poppen. Hunderte Milliarden Mal ist diese Szene schon in den Köpfen der Menschen phantasiert oder etwas abgespeckt erlebt worden, wozu also noch erzählen und mitteilen? Sie wirkt nur, wenn man sie sich selbst ausspinnt. Gelesen bin ich eher peinlich berührt oder ertappt. Aus männlicher Perspektive beschrieben spüre ich die eigene Einfältigkeit, und das ist wie bei Seifenblasen: Sie kullern schön durch die Luft, wirbeln Farben .. dann platzen sie zum Glück spurlos wieder weg. So wichtig etwa wie Küchenpapier.
Der Text hat mich in zweierlei Weise angesprochen: Da ist das Rätselspiel, denn jedem mit Vorstellungszwang wird auffallen, dass diesem morgendlichen Stellungskrieg die räumliche Orientierung fehlt. Dem war gar nicht leicht zu folgen, aber möglich, und führte immer wieder zu Lesepausen.
Das andere: Wie wenig von diesen Phantasien im Laufe der Jahrzehnte überdauert, und was zunehmend an seine Stelle tritt, nämlich die Vorgeschichte, das Annähern, die Verführung, die vielen Fragezeichen möglichen Abgelehntwerdens, das Ausmalen der Gegenüber, wenn es ernst wird. Die erotische Spannung verlagert sich auf das Vorher. Und dann muss ich eingestehen, heute viel pubertärer zu sein als in der Pubertät *g.
Die Realität wird immer jünger mit zunehmendem Alter, und die Erfüllung ist gar nicht so erfüllend, weil jeder Orgasmus wieder sein Ende findet. Jedesmal. Mit Gewissheit. Bezeichnenderweise hat der Autor das ausgespart, sonst hätte eine Geschichte daraus werden können.