Was würdest du tun, wenn du ich wärst, also mit mir, was würdest du dann tun? Ich liebe Überraschungen, das weißt du, also überrasche mich. Denn wir werden genau das machen, heute in einer Woche, du wirst ich und ich werde du, wir kehren unsere Rollen komplett um. Tutto completo!
„Was würdest du tun, wenn du ich wärst, also mit mir, was würdest du dann tun?“ Zugegeben, der Moment, in dem ich ihn das frage, ist ungünstig. Er kann mir nicht antworten, zu sehr hindert ihn der tief in seinem Mund versenkte Knebel am Sprechen. Mehr als ein Grummeln dringt nicht aus seiner Kehle.
„Was möchtest du mir damit sagen?“
Wieder grummelt er, ergänzt es durch ein aus der Nase gepresstes Schnaufen. Zugleich bedenkt er mich mit Blicken, die voller Wut sind. Komm mir bloß nicht mit sowas, sagt mir seine Wut.
Lasse ich mich darauf ein? Natürlich nicht, denn wer wäre ich, wenn ich es tun würde. Und so frage ich ihn: „Du verstehst nicht, worauf ich hinaus will?“ Natürlich lasse ich meine Worte höhnisch klingen, ganz so, als wäre er zu blöd, mein Ansinnen zu verstehen.
Wieder grummelt er, wieder schnauft er, wieder überschütten mich seine Blicke mit Wut.
Ich bleibe meiner Linie treu, tue so, als ob er mich nicht versteht. „Darf ich es dir erklären?“
Nein, sagen mir seine Blicke, nein, bloß nicht.
„Das ist doch ganz einfach ...“, sage ich und beuge mich über ihn. Es ist nicht allein der Anblick meines Dekolletees, das ihn sogleich aufstöhnen lässt, es sind auch meine Fingernägel, die mit schnellem Strich zarte Spuren nahe seiner Brustwarzen hinterlassen. „Wir tauschen. Du wirst ich. Ich werde du.“
Wie sich ein in völlige Bewegungslosigkeit gezwungener Körper so winden kann, wie er es unter dem noch zurückhaltendem Spiel meinen Fingernägeln tut, werde ich nie begreifen. Umso mehr genieße ich den sich mir bietenden Anblick. Denn in ihm zeigen sich Kräfte, die stärker sind als alle Fesseln dieser Welt.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
27.01.2020 um 23:17 Uhr
Immer wieder erregend, Dein Text weckt vielerlei Erwartungen. Oft fallen sie wieder in sich allzu sehr zusammen. Was bleibt ist die Hoffnung, dass doch noch etwas Aufregendes passiert. Bei allem wurde es dann doch etwas langatmig zumute...
Ich verstehe die Geschichte nicht. Das doppelte Getausche, das sich dann irgendwie wegkürzt, ... ich lese sie morgen noch mal, wenn mein Logik-Hirn vielleicht etwas geschmeidiger funktioniert. Dass dieser Sabber-Sub die Gelegenheit für sich nutzt, stellte ich mir schon als Pointe vor, aber der lange Monolog am Ende führt in eine ganz andere Richtung. Dass männliche Subs Deppen sind und Männer sowieso, ist ein beliebtes Topos, das in einer Glosse sicher aufgehoben wäre, aber nicht in einem pädagogisch wertvollen Aufklärungstext.
Okay, vielleicht fühle ich mich nur bei irgendwas ertappt?! *g
Sprachlich find ich den Text flott und abwechslungsreich geschrieben. Bis auf den erwähnten didaktischen Monolog; eine Pointe, die sich im Kopf des Lesers entfaltet, wäre nach meinem Geschmack effektiver gewesen. Sehr schön find ich, wie Du die direkten Reden untergebracht hast. Das wechselt wie im Wedel-Slalom durch den Text, wie Arie und Rezitativ. Mir fällt es schwer, bei Ich-Perspektive die Wechselreden zu gestalten. Indirekte Reden wirken gehäuft steif, und bei zu viel Anführungszeichen verliert der Leser schnell mal die Übersicht darüber, wer gerade spricht.
Ich nage immer noch am Text: Switchen multipliziert mit Feminisierung ist gleich was?
Und was sollte er denn sonst wahrnehmen an ihr, wenn nicht Titten, Arsch und Klamotten? *g
Sie könnte schlaffe Kleidung auch verbieten. Sie könnte dies und das. Tut sie nicht. Wirksamer ist allemal initiierte Selbsterkenntnis. Ich las einiges über die Gefahr nachlassender Wahrnehmung. Sie steuert gekonnt dagegen. Ich lernte etwas über emotional fundierte Dominanz als Grundlagenbestandteil einer Beziehung.
Sein Focus, so schien mir, hatte sich im Lauf der Beziehung etwas eingeengt, zu sehr focussiert auf sexuelle Trigger. Ich wünsche jedem Mann eine kluge Frau, egal ob Dom oder Sub.
Eine Sache kam gleich am Anfang. Ich zitiere: "Kräfte, die stärker sind als alle Fesseln dieser Welt". Treffend und kurz. Das funktioniert. Allerdings nur bei einem eingespielten, liebenden Paar.
Deine Geschichte ging weit über einen BDSM-Text hinaus. Danke.
Liebe Delna , da hat wohl jemand nicht so ganz genau zugehört...
Eine interessante und spannende Idee beschreibst Du da, eine die am Schluss Dinge offenbart, über die man wahrlich oft nachdenkt, sie ausspricht, sie aber nie zeigt. Das gelingt dann in der beschriebenen Konstellation, spielt mit den Klischees die man beiden Geschlechtern zuschreibt und offenbart sogar, dass man Frauen genau zuhören und nicht interpretieren sollte.
Zugebenermaßen ist die Konstellation auch nicht die meine, die Idee aber...
Lesenswert, anders kann ich es nicht sagen, Danke!
Das mit den Tauschbedingungen habe ich nicht verstanden bzw. wie sie darauf kommt, männlich Dom zu spielen, wenn sie mit ihm tauscht und er vorher männlich sub war. Das ist eigenwillig interpretiert. Trotzdem ein kurzweiliger Text, auch wenn ich mit der Welt männlich-submissiver Würmchen nie recht klarkomme.
Liebe Delna, eine wirklich spannend geratene Geschichte, die mit Geschlechterklischees spielt und sie entlarvt. Sie hat einen tiefen Einblick in eine Top-Bottem-Beziehung gegeben, die nicht nur auf der sexuellen sondern auch auf der emotionalen Ebene funktioniert. Hat mir gefallen, danke dafür.