Ich war erstaunt zu erfahren, dass manche Ausländer unsere britische Insel für regnerisch und nebelverhangen halten. Freilich, durch unser Seeklima haben wir ergiebigere Niederschläge als der Kontinent, aber es gibt bei uns auch lange, sonnendurchglühte Sommer. So wie dieser, der gerade erst begonnen hatte und schon für schweißtreibende Temperaturen sorgte.
Wer von meinen Landsleuten konnte, fuhr in den Urlaub oder versuchte, zumindest eines unserer berühmten Strandbäder entlang der Küste aufzusuchen. Eine südliche Gesinnung erfasste uns alle und das Land wollte eine lange Siesta halten. Selbst meine geschäftige Lilith sann nach Möglichkeiten, ein wenig Müßiggang zu betreiben. Und natürlich bezog sie mich in ihre Planung mit ein.
Unweit unserer Stadt, eingebettet in die malerische Landschaft Südenglands, lag ein exklusiver Country-Club mit Golfplatz und sogar einem eigens abgezweigten Flussarm, der für Abkühlung sorgte und Wassersport ermöglichte. Mir war dieser Ort gänzlich unbekannt gewesen, bis ich mit Lilith dort eintraf. Ich staunte nicht schlecht über den gediegenen Luxus und die ungeheure Größe der Anlage. Sollte im Jenseits ein Himmel für reiche Leute existieren, sah er diesem Areal bestimmt verblüffend ähnlich.
Was mich hingegen nicht wunderte, war, dass Lilith entweder alles gehörte oder sie zumindest einen großen Anteil hielt. Unsere Ankunft wurde zelebriert, wie ein kleiner Staatsempfang. Ich sah, schon als unser Rolls-Royce in die opulent angelegte Einfahrt bog, dass scheinbar das Gros der Bediensteten - und das waren nicht wenige - in ihren jeweiligen Uniformen Spalier standen.
Der Chauffeur, schwitzend in seiner schwarzen Uniform, aber immer um Haltung bemüht, öffnete zuerst Lilith den Fond und schließlich auch mir. Ich strich mein Sommerkleid glatt und war emotional hin- und hergerissen zwischen Scham, weil ich an der Seite meiner Herrin dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit unverdienterweise nahe war, und Aufregung, eine so ungewöhnliche Erfahrung machen zu dürfen.
Ein steifer Oberbutler begrüßte Lilith und mich, überschlug sich - zumindest nach britischen Maßstäben - fast mit Komplimenten und Beteuerungen, welche Ehre es war, uns aufnehmen zu dürfen. Natürlich rannte er mit dieser Katzbuckelei bei meiner Herrin offene Türen ein. Sie schnurrte wie ein Panther und mit ebensolcher Eleganz schritt sie die Reihen ab. Ich trippelte unsicher hinter ihr her, immer in Sorge das Protokoll zu verletzen und mich daneben zu benehmen.
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