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Blackwater & Toy: Ein großes Geschenk

Lilith und Henrietta entwickeln sich zum Liebespaar. Da sie jedoch aus sehr unterschiedlichen Welten stammen, tun sich Hürden auf, die die Beiden mit ungewöhnlichen Mitteln überwinden. Natürlich gibt es dabei einige Missverständnisse.

Eine BDSM-Geschichte von Tek Wolf.

  • Info: Veröffentlicht am 17.10.2021 in der Rubrik BDSM.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

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Platz 3 im »Schreibwettbewerb: Missverständnis«.

 

Als Liliths devote Sklavin war mein Glück komplett und ich wurde in sexuelle Abenteuer hineingezogen, die jede Vorstellungskraft sprengen. Wir beide in unseren Rollen als niederes Spielzeug und glorreiche Herrscherin hätten Spaß und Bereicherung ohne weitere Konsequenzen haben können. Doch Fortuna ist eine launische Göttin und neigt zum Schabernack. Die Anziehung zwischen uns wuchs unaufhörlich und schließlich mussten wir uns eingestehen, dass wir uns ineinander verliebt hatten. Dies stellte schon deshalb einen Witz dar, weil wir beide aus gänzlich unterschiedlichen Welten kamen, ganz zu schweigen davon, dass sich unsere Temperamente unterschieden wie der Tag von der Nacht. Bizarr wurde die Angelegenheit allerdings erst dadurch, dass niemand von uns so recht wusste, wie man mit diesem warmen, weichen und rosafarbenen Zustand des Herzens umzugehen hatte. Mich hielt bisher meine Schüchternheit von solchen Erfahrungen fern und Lilith hatte sich aufgrund ihrer Eroberungssucht nie näher damit beschäftigt. Unsere Versuche, nun damit zurechtzukommen, konnten deshalb mitunter recht komische Züge annehmen, wie die folgende Geschichte zeigen soll.

 

 

Ich enthielt mich schon seit einer ganzen Weile jeglicher Kritik, da ich es als große Ehre empfand, dass Lilith mir so viel ihrer kostbaren Zeit opferte. Unruhig rutschte ich auf dem Klappstuhl herum, den Lilith mir zur Verfügung gestellt hatte, und wartete darauf, ihr möge von selbst auffallen, wie absurd diese Situation geworden war. Der Stuhl fühlte sich übrigens recht bequem an. Er war aus Mahagoni gefertigt und wurde von Messingbeschlägen zusammengehalten, die poliert worden waren, bis sie glänzten wie Gold. Vermutlich war er sehr alt, denn der betuchte Adel schafft sich nur Dinge höchster Qualität an und lässt sie gut pflegen, weshalb sie sich praktisch nie abnutzen. Ich hielt es durchaus für möglich, dass diese Sitzgelegenheit schon einen Blackwater auf Safari begleitet hatte, als Afrika noch der Dunkle Kontinent genannt wurde und es auf seinen Karten mehr weiße Flecken als geographische Hinweise gab.

 

Mein Blick ging hinüber zu unserem geparkten Bentley, wo Liliths Butler eine faltbare Küche aus dem Kofferraum geholt hatte und jetzt mit der unerschütterlichen Würde eines englischen Leibdieners Tee zubereitete. Meine Hoffnung, Ferguson könnte seine Herrschaft dezent darauf hinweisen, dass ihr Verhalten unangebracht war, löste sich immer mehr in Luft auf. Als stünde er nicht in aller Öffentlichkeit, sondern allein am Herd, tat er stoisch seine Pflicht und ließ sich auch nicht von Passanten irritieren, die stehengeblieben waren, um das Schauspiel zu beobachten. Ich konnte sehen, wie die Masse der Umstehenden wuchs und sich die Leute Theorien zuflüsterten, was hier vorgehen mochte.

 

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, schob mich an Lilith heran und flüsterte ihr zu: »Bitte verzeih, aber ich fürchte, wir machen das nicht richtig«.

 

Lilith ließ sich mit der Antwort Zeit und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass sie dies alles überaus genoss. Wenn es um lukrative Geschäfte ging, konnte man Lilith getrost als Genie bezeichnen, und auch die Fähigkeit, Menschen zu manipulieren und Macht auszuüben, beherrschte sie meisterlich. Für alles andere beschäftigte sie Personal, und zwar nur das Allerbeste. Manchmal fragte ich mich im Stillen, ob dieses Luxusgeschöpf an gewöhnlichen Dingen wie dem Einkauf in einem Supermarkt oder dem öffentlichen Nahverkehr scheitern würde. Eine Vorstellung, die mich schmunzeln ließ, obwohl mir jetzt, in dieser realen Bredouille, das Lachen schwerfiel.

 

Der Butler brachte den Tee und stellte ihn auf den Klapptisch vor uns. Meine Herrin goss sich eine Tasse ein und nahm in aller Ruhe einen Schluck, bevor sie antwortete. Ihre bewusste und gelassene Art, dies zu tun, zog alle Blicke auf sich. Sogar die Sprechchöre hinter uns waren verstummt und die Atmosphäre kam schließlich der Stille gleich, wenn beim Fußball ein spielentscheidender Elfmeter ansteht.

 

Erst als sie die Tasse wieder weggestellt und sich die Lippen mit einer Stoffserviette betupft hatte, wandte sie sich mir zu. In ihrer schelmischen Miene glaubte ich zu lesen, dass sie durchaus über ihr unorthodoxes Vorgehen Bescheid wusste, doch sicher war ich mir nicht. Zumindest von ihrem Charakter her lag diese Vermutung jedoch nahe, denn mich mit dem Gefühl der Peinlichkeit zu quälen, war eines ihrer liebsten Spiele.

 

Vergeblich versuchte ich herauszufinden, ob sie nicht einfach nur ihre Unwissenheit über den Alltag gewöhnlicher Menschen überspielte. Erst neulich fand ich heraus, dass sie keine Idee hatte, was eine Tasse Tee kosten könnte. Es kümmerte sie auch nicht, wie viel Steuern sie zu zahlen hatte oder welche Summe sie im Jahr für Kleidung ausgab. Eine Legion von Bediensteten erledigte dies für sie diskret im Hintergrund.

 

»Wieso denn, meine Liebe?«, fragte sie schließlich und ich würde es »unschuldig« nennen, wenn Lilith nicht alles andere als ausgerechnet unschuldig wäre. »Es scheint mir alles mit rechten Dingen zuzugehen. Wir proben den zivilen Ungehorsam, indem wir eine Straße blockieren, und stellen unsere Forderungen auf großen Schriftstücken dar.«

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Tek Wolf

Autor. Förderer.

03.08.2023 um 13:31 Uhr

Danke für deine offenen Worte, liebe Nora. Obwohl auch einiges bei deinen Bemerkungen im Dunkeln bleibt, merke ich doch, dass dich die Geschichte bewegt hat und das freut mich sehr. Übrigens, vor meiner Sprachmacht braucht sich niemand zu fürchten, die will nur spielen

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Nora

Profil unsichtbar.

02.08.2023 um 14:42 Uhr

geändert am 02.08.2023 um 14:44 Uhr

Als Domme in einer ähnlichen Beziehung lebend (bloß dass meine Sub halt die aus reichem Hause ist) sowie als politisch aktive Frau hat mich dieser Text tatsächlich immer wieder aufs Neue befremdet und in seiner Absurdität gleichzeitig zu herzlichem Gelächter geführt. 

Vor deiner Sprachmacht aber, Tekwolf, da fürchte ich mich fast.

 

Respekt, Oida!

Nora

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

12.12.2021 um 08:57 Uhr

Robert S: Danke für deinen netten Kommentar. Deine Frage ist schwer zu beantworten. Einerseits schreibe ich nicht in Normseiten, sondern so, wie mir in Word die Absätze am besten gefallen. Zum Anderen lässt sich nur schwer abschätzen, wie lange ich zusammen mit den vielen Nachlesungen letztendlich brauche. Müsste ich jetzt eine Prognose abgeben, würde ich 2 Stunden sagen. Bei schwierigen Passagen aber auch mal 3. Ich hoffe, das konnte dir weiterhelfen.

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Robert S

Autor.

10.12.2021 um 04:35 Uhr

Ich weiß, dass es viel Arbeit ist, Text im Stil der Zeit oder der Sprache eines Ortes zu schreiben.

Man ringt um jedes Wort, überarbeitet und überarbeitet. Und dann ist nicht klar, ob die Geschichte totgeschrieben oder gelungen ist. Diese Geschichte ist gelungen. Schöne Szenen, bunte Einstellungen, wie ein Film.

Frage an den Autor: Wie lange brauchst du für eine Normseite vom Herunterschreiben bis zur Fertigstellung?

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Gelöscht.

11.11.2021 um 23:49 Uhr

Der Inhalt dieses Beitrags ist aus Gründen des Jugendschutzes nicht frei einsehbar.

Bitte melde dich zunächst am Altersverifikationssystem an.

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Efstratia Schober

Gelöscht.

07.11.2021 um 14:34 Uhr

Sehr schön geschrieben

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07.11.2021 um 14:22 Uhr

Hallo Tek Wolf!

 

Was für eine tolle Geschichte!

Habe bestimmt noch etwas länger ein schmunzeln im Gesicht!

Herzlichen Glückwunsch zum 3. Platz!

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Gelöscht.

23.10.2021 um 19:33 Uhr

Einfach schön...

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Meister Y

Autor. Förderer.

22.10.2021 um 13:50 Uhr

Lieber Tek Wolf, welch schönes Missverständnis. Da konnte man ja Henriettas Herz regelrecht schlagen hören...

Eine tolle neue Geschichte um die Beiden, die sich entwickeln, die sich inzwischen lieben und deren Unterschiede größer kaum sein können. Die Situation, die sich da auf der Straße abspielt, so skurril sie anfangs auch erscheinen mag, ist ja so was von very british, dass sie wohl genau so auch passieren kann. Auch Henriettas Bedenken, hast Du wirklich toll in Worte gepackt.

Wirklich Gefallen hat mir, die gekünstelte Zierde, die Henrietta zum Schluss an den Tag legt.

Danke für tolle Unterhaltung, Glückwunsch zu Platz drei!

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Gelöscht.

19.10.2021 um 12:32 Uhr

Der Schreibstil, die Worte, die Bilder, welche die Situation illustrieren (z.B."wo ihr Anwalt stand, in der einen Hand ein Protestschild und in der anderen seine Aktentasche") finde ich sehr ansprechend. Das gefällt mir! Gegen das selbstgefällige Agieren der "Upperclass", die Dekadenz, die dahintersteht, empört mein Sozialsinn. Das D/s Verhältnis mit seinem tatsächlichen Gefälle will mir nicht so richtig Sympathie abringen (das hat so was von "Aschenputtel" und FSG") Wer weiss schon wie viele Entscheidung, die den Lauf der Weltgeschichte beeinflusst haben, von sexuellen Neigungen bestimmt worden sind? Ob man diesen Umstand gut findet, muß jeder für sich entscheiden. Der Inhalt reizt zur Opposition, die Form ist bewundernswert. Danke für dieses Kleinod, der Autor hat sein beabsichtigtes Ziel (das unterstell ich ihm jetzt einfach) für mich jedenfalls erreicht. Monty Python lässt grüssen!

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