Ich habe eben aus den Augenwinkeln die Plejaden gesehen. Rollt nicht mit den Augen! Der Winterhimmel legt es offen. Weil er mich an jemanden erinnert, die mir sehr, sehr wichtig ist. Wichtiger als alle Liebschaften, die ich in meinem Leben hatte.
»Für mich bitte auch einen Tee«, ruft Nachtasou in die kleine Küche. »Dafür hole ich frisches Holz für den Kamin.« Er erhebt er sich von seinem Platz und als er zügig durch die Tür nach draußen schlüpft, zieht eisig kalte Luft in den Raum.
»Meinetwegen braucht uns niemand retten«, meint Devana, während das Wasser im Topf auf dem kleinen Kocher zu rauschen beginnt. »Ich habe lange keinen so gemütlichen und entspannten Abend erlebt wie heute. Und ich freue mich auf die nächste Geschichte. Wer ist denn an der Reihe?«
Es poltert an der Tür, dann betritt Nachtasou wieder den Raum. Auf seinem Arm hat er mehrere Scheite Holz gestapelt. Kurz hält er inne, weil alle zu ihm schauen. »Habe ich etwas verpasst? Oder habt ihr in meiner Abwesenheit beschlossen, dass ich für die nächste Erzählung zuständig bin?«
Ambiente lacht. »Das ist eine hervorragende Idee«, sagt sie, »und wie ich dich kenne, hast du bestimmt etwas zu erzählen.«
Nachtasou zuckt mit den Schultern. »Ich habe mir überhaupt nichts zurechtgelegt. Ich lasse es darauf ankommen. Da ich gern rede, habe ich mich entschieden, aus dem letzten Moment, den ich wahrgenommen habe, eine Geschichte zu formen.
Alle schauen ihn verblüfft an.
»Ich komme von draußen, Leute. Es hat aufgehört, zu schneien. Der Sturm hat den Himmel klar geblasen. Aber es ist klirrend kalt. So was von lausig kalt. Und dunkel, wie ich es seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Wann habe ich das letzte Mal die Milchstraße gesehen? Ihr könnt es euch aussuchen. Entweder ich erzähle eine Geschichte über den Urknall, von der Stringtheorie, oder ...«
»Lieber das Andere«, wirft Sophie Amalia in Lichtgeschwindigkeit ein.
»Habe ich mir gedacht. Ich erzähle euch, was ich draußen gesehen habe. Und dann noch etwas ganz Privates, wenn´s recht ist.«
Gemurmel.
»Gut. Dann nenne ich das, was ich euch jetzt erzählen möchte, eine ...«
Liebeserklärung
Ich habe eben aus den Augenwinkeln die Plejaden gesehen. - Rollt nicht mit den Augen! Der Winterhimmel legt es offen. Weil er mich an jemanden erinnert, die mir sehr, sehr wichtig ist. Wichtiger als alle Liebschaften, die ich in meinem Leben hatte. Das waren zwar nicht viele, aber immerhin.
Die Plejaden sind das Siebengestirn. Etwas rechts oben vom Orion-Sternbild. Dieser ist leicht zu erkennen an den drei Gürtelsternen. Als ich Kind war, war ich von den Namen der Sterne fasziniert. Mehr als von den Sternen selbst. Beteigeuze. Klingt das nicht ... fremd? So gänzlich fremd. Nicht weit entfernt ist das Sternbild Stier. Mit einem Sirius im Gehörn. So hell ist dieser, dass er nicht übersehen werden kann. Als Kind konnte ich tatsächlich noch Plejaden zählen. Mit guten Augen sind etwa sieben auszumachen. Heute konnte ich nur eine verschwommene Wolke erkennen, und dies nur aus dem Augenwinkel. Warum erzähle ich das? Weil ich das als Kind und Jugendlicher zusammen mit meiner Schwester unternahm. Wir standen in den Sommer- und Winterferien ganze Abende, manchmal frierend, mit Taschenlampe im Hof und entzifferten Sterne. Wir hatten einen Sternenatlas und gute Augen. Und ein gutes Gedächtnis.
Ein besonderes Treffen sollte es werden, mit befreundeten Autorinnen und Autoren. Ein wenig Entspannung und Ablenkung kurz vor dem Weihnachtsfest. Nach einem ganzen Jahr Schreibkram. Mit dem, was dann geschah, hatte niemand gerechnet.
Susanne und Ben fahren in den Urlaub. Er ist Sub, sie dominant, aber er wirkt zu provokant, zu abgehoben. Susanne plant eine besondere Lektion, um ihn wieder auf den Boden zu führen. Und die hat es in sich.
Die Erewan-Ritter lebten auf einer Insel im Nordmeer. Ihre Paläste funkelten in goldenem Glanze. Ihre Frauen dagegen hatten Mühe. Mit Schmuck behängt zog es sie nach unten. Sie liebten Strenge, sehnten sich nach Gegensatz. Anstelle goldener Ketten wünschten sie feste, geflochtene Seile.
Wenn es seit Tagen schneit, versinkt das Gebirge im Schnee. Straßen werden unpassierbar und es wird schwer, abgelegene Orte zu erreichen. Verspricht man, Schnee zu schippen, und vergisst es dann wegen anderer Dinge, ist Ärger vorprogrammiert.
Liebeserklärung
Ich habe eben aus den Augenwinkeln die Plejaden gesehen. Rollt nicht mit den Augen! Der Winterhimmel legt es offen. Weil er mich an jemanden erinnert, die mir sehr, sehr wichtig ist. Wichtiger als alle Liebschaften, die ich in meinem Leben hatte.
Anja war ein halbes Jahr für eine Escort-Agentur tätig. Theater, Essengehen, Repräsentieren meist. Was dann folgte, ging auf eigene Rechnung. Meistens geschah gar nichts. Aber einmal auch etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
Lars ist zum Abendessen eingeladen. Bei Lisa. Die jedoch ganz andere Pläne hegt als lediglich ein harmloses Essen zu zweit. Lars merkt das recht schnell, aber da ist es schon zu spät.
Die größte Verwandlung hatte unser Bekannter vollzogen. Er hatte sich umgezogen. Trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Ein Dominus durch und durch. Wahnsinn, dachte ich. Und ahnte nicht, was wir gleich zu sehen bekamen.
Er nimmt sich nicht nur Urlaub, sondern eine Auszeit von der digitalen Welt. Landet dann während seiner Wanderung auf einem Hof, welcher einer dominanten Frau gehört. Am Ende muss er sich entscheiden, ob er in sein altes Leben zurück möchte oder einen Neuanfang riskiert.
Einige Leute werden reich geboren. Andere sind klug, machen Studium. Und dann gibt es noch Leute mit besonderen Talenten. Madame Lara war so eine und ich fragte mich, warum die es geschafft hat im Leben und ich nicht.
Über die Initiation einer Tochter durch ihren Vater, in einer Kultur, in der Mädchen eigentlich keinen Stellenwert haben. Pferde aber schon. In dieser Geschichte sind sie die Gesprächigsten untereinander.
Madame Sadoria gelang ein großer Wurf: Ihrem ambitionierten Team gelang es, einen Zauberhandschuh für masochistische Damen und Herren zu entwickeln, der alle Wünsche eines jeden Kunden und jeder Kundin befriedigend erfüllen konnte.
Mark trifft zum ersten Mal auf seine Domina und ist enttäuscht. Sie ist viel zu jung, glaubt er. Doch sie überzeugt ihn mit Wasser und Brot, dass es darauf nicht ankommt - und dass der Schein manchmal trügt.
Manchmal sollten Wunder auch einfach das sein können, was sie sind, eben wundersam. Lässt sich denn in Geschichten immer alles erklären? Geschehen nicht auch dort immer wieder kleine Wunder? Wenn das nicht so wäre, sollten wir aufhören, zu erzählen. Dann gäbe es keine Geschichten mehr, keine Bücher, keine Bibliotheken.
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Und ich hab gleich vier von solchen Brüdern. Und auch wenn keiner so gut schreiben kann wie du, Nachtasou, fühle ich mich genau so von ihnen geliebt. Genau so!
ich bin unglaublich berührt von dieser geschichte. sie kommt ohne großes trara aus doch trifft sie mitten in die seele. also, ICH habe mich ganz sicher nicht ausgeklinkt, ich habe wort für wort verschlungen!
Kann ich gut nachvollziehen. Wenn auch anders als anders. Ist halt so, wenn man DIE Schwester erst auf der Beerdigung des Vaters kennenlernt. Danke für die Nichtgeschichte!
Ich höre oft, dass Dinge, die mit SM zu tun haben, sehr private Dinge sind. Das ist so, aber eine SM-Geschichte ist nichts Privates sondern eine Geschichte, sonst nichts weiter. Die wenigsten SM-Geschichten klingen privat. Beim Lesen habe ich selten den Eindruck, dass jemand einen Vorgang zur Seite zieht und etwas Privates zeigt. Dein Text, auch wenn er mit SM nichts zu tun hat, ist wie ein höchst privater Vorhang, der zur Seite gezogen wird. Schon das ist eine Leistung. Ich habe selten so eine großartige Liebeserklärung gelesen. Und falls ich mich täusche, falls da kein Vorhang war, danke ich für gekonntes Handwerk.