Morgen, Kinder, wird´s was geben!
Das erste Weihnachtsfest ohne die Kinder! Die Vorfreude auf einen ganz besonderen Abend zu zweit verdrängt die Wehmut. Die Spielzeuge liegen nicht nur unter dem Baum, sondern schmücken ihn sogar.
Eine BDSM-Geschichte von Margaux Navara.
Info: Veröffentlicht am 24.12.2013 in der Rubrik BDSM.
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Ihr gefiel vor allem das Blinken der Daumenfesseln. Sie glitzerten besonders schön im Schein der schwarzen Kerzen. Sie war wirklich froh, diese dünne Kerzenvariante gefunden zu haben, denn eine dickere Version hätten die Äste der Nordmanntanne nicht geschafft.
Es war nur der Testlauf. Sie wollte wissen, wie alles zusammenpasste. Erik war zum Einkaufen gefahren, nachdem sie ihn gebeten hatte, doch noch die Entenbrust zu besorgen, die sie „angeblich“ vergessen hatte.
Er gefiel ihr ausnehmend gut, ihr BDSM-Tannenbaumschmuck. Die feinen Kettenglieder der kleinen Peitsche, von der sie ehrlich gesagt hoffte, dass er sie nie verwenden würde, glitzerten um die Wette mit den Edelstahlringen des Ringgags. Sie hatte noch nie einen getragen, und obwohl es ihr keine Schwierigkeiten bereitete, Eriks Umfang aufzunehmen und es gerne tat, fand sie die Vorstellung, für ihn weit geöffnet zu sein, keine Wahl zu haben, als ihn, so tief wie er es wünschte, in ihren Mund eindringen zu lassen, sehr erregend.
Das hilflose Gefühl des Ausgeliefertseins war auch hier der ausschlaggebende Punkt. Apropos schlagen: Sie hatte auch ein neues Paddel besorgt, das sie mit einiger Mühe an der Spitze der Tanne befestigt hatte. Es hatte eine Prägung, die das Wort „MEIN“ in spiegelverkehrter Schrift zeigte. Eigentlich zog sie seine Hand jedem Paddel vor, aber die Aussicht, unter ihrer Alltagskleidung sein Zeichen, gewissermaßen seine `Besitzurkunde´ mit sich herumzutragen, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Sie löschte die Kerzen schnell wieder, dann verschloss sie die Tür zum Wohnzimmer, so wie sie es früher für die Kinder getan hatte.
Andreas und Patrick würden beide dieses Weihnachten nicht zuhause sein. Andreas war für ein Jahr im Ausland, auf einem College in Alabama. Er hatte zwar Ferien, wollte die Zeit aber unbedingt nutzen, um in den Rockys Ski fahren zu gehen, wohin er von Schulkameraden eingeladen worden war.
Patrick hatte eine Einladung von seiner Freundin angenommen. Sie stammte aus Norwegen und wollte ihm Weihnachten im nordischen Winter mit Tagen ganz ohne Sonnenschein, dafür aber mit Nordlichtern, zeigen.
Zuerst war sie sehr traurig gewesen. Das erste Weihnachten ohne ihre Kinder. Aber dann hatte sie beschlossen, das Beste daraus zu machen. Und das Beste an der Tatsache, dass die Kinder endlich erwachsen waren, war nun einmal, dass Erik und sie mehr Zeit für sich hatten und mehr Zeit für Spiele. Sie nannten es immer noch Spiele, für andere waren es Szenen. Sie fanden den Begriff immer schon passend, da sie Rollenspiele machten, auch wenn in ihrem Sexualleben inzwischen die Spiele ernst geworden waren. Sie liebte es, von ihm beherrscht zu werden, er liebte es, sie zu beherrschen. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen, das ihre Partnerschaft auf zauberhafte Weise wiederbelebt hatte.
Es klingelte, dann wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht. Schön, Erik kam zurück. Er klingelte zwar sonst nie, aber vielleicht wollte er, dass sie ihm half. Sie ging in den Flur und stand Patrick gegenüber. Und gleich dahinter erkannte sie Ada, seine norwegische Freundin.
Sandra erstarrte zu Stein und zum ersten Mal in zwanzig Jahren war es nicht reine Freude, die sie beim Anblick ihres Sohnes überlief. Sein Strahlen brachte sie zur Besinnung. „Mama!“ Ach Gott, wie sie dieses Wort liebte. Es klang für sie noch genauso, wie er es als kleines Kind gerufen hatte. Immer war er so nach Hause gekommen, zuerst nach ihr rufend, übersprudelnd vor Begeisterung, die er mit ihr teilen musste.
„Ada hat sich von mir überreden lassen. Wir fliegen erst morgen. Das macht nämlich gar keinen Unterschied, da das Julfest sowieso erst übermorgen richtig gefeiert wird. Und wir konnten den Flug umbuchen ohne Probleme, er ist sogar billiger und wir müssen nicht mitten in der Nacht losfahren. Wir können also doch Weihnachten hier verbringen. Was sagst du dazu?“ Sie drückte erst ihn, dann ihre mögliche Schwiegertochter in spe. Die beiden waren schon seit drei Jahren miteinander befreundet, seitdem er siebzehn war.
„Wunderbar, mein Schatz, liebste Ada.“ Das Glitzern in ihren Augen spiegelte vermutlich das Glitzern des Weihnachtsbaums von eben wider. Oh Gott, sie musste unbedingt die Dekoration abräumen!
Patrick und Ada erzählten von ihren Plänen, dann kam Erik. Es wurde noch mehr erzählt und gelacht. Als Sandra sich unauffällig davonschleichen wollte, waren sofort zwei Augenpaare auf sie gerichtet. „Wo gehst du denn hin? Können wir dir helfen?“
“Nein, ich muss mich noch um dem Weihnachtsbaum kümmern.“ Erik schaute sie verwundert an, da sie ihm klargemacht hatte, dass sie heute am Vormittag die Dekoration des Baumes übernehmen werde. Sie schickte ihm einen flehenden Blick, den er zum Glück richtig verstand. „Ihr beiden braucht nicht zu helfen. Lasst Mama das erledigen, sie will doch, dass es perfekt wird!“
Sie schloss die Tür fest hinter sich, öffnete sie dann noch einmal und holte den Schlüssel herein, den sie schon außen ins Schloss gesteckt hatte. Oh Gott. Ihre Knie waren weich vor Erleichterung. Wenn sie etwas später gekommen wären, vielleicht erst, wenn sie und Erik schon vor dem Baum angefangen hätten, die Deko auszuprobieren! Nein, sie wollte es sich nicht genauer vorstellen.
Ihre weichen Knie konnten natürlich auch damit zusammenhängen, dass Erik sie heute Morgen auf dem Bett hatte knien lassen und sie dann mit zwei Fingern zum Höhepunkt gebracht hatte. Es war in ihren Augen eine der härtesten Szenarien, da sie ihn nicht anfassen durfte, sich ihm ganz öffnen und hingeben musste und zugleich wusste, dass es nur ein Vorspiel war. Denn die Tatsache, dass er sich nicht dazu hinreißen ließ, zu kommen, bedeutete immer, dass er sich für später aufsparen wollte. Erik hatte also auch besondere Pläne für heute Abend, die nun leider geplatzt waren.
Sie machte sich daran, den Baum abzuschmücken. Das Wartenbergrad mit seinen vielen Zähnchen hatte sich in der Kette festgehängt, die die Nippelklemmen mit dem Halsband verbinden konnten. Als sie es endlich befreit hatte, merkte sie erst, dass sie die Verpackungen der Toys schon längst weggeräumt hatte. Wohin also damit? Sie konnte unmöglich damit über den Flur wandern, die Kinder hatten die Tür der Küche offen stehen lassen, wie es bei ihnen üblich war.
Ein Blick in den Wohnzimmerschrank brachte erst mal keine Lösung, aber ihr fiel ein, dass sie ja im Buffet noch eine Keksdose hatte. Kekse hatte sie zum ersten Mal keine gebacken. Sowohl Erik als auch sie mussten auf ihr Gewicht achten, weshalb sie nicht nur die Abwesenheit der Kinder als Vorwand benutzt hatte, auf diese Aufgabe zu verzichten.
Die Daumenschellen, der Ringgag, die Kettenpeitsche passten wunderbar hinein. Die Kerzen musste sie noch einsammeln, und - oh Gott, ja, sie brauchte eine Leiter, um das Paddel herunterzunehmen.
Es rumpelte im Flur und ein großes Hallo folgte. Was jetzt? Sie ließ alles, wie es war, schloss die Tür auf - und stand Andreas gegenüber. „Andreas?“ Ihre Stimme klang ein wenig zittrig. „Hallo Mama!“ „Aber - die Rockys!“ „Ach, Mama!“
Es stellte sich heraus, dass Andreas ein Weihnachten zu Hause dem Trubel in den Rockys vorgezogen hatte. Andreas war immer der Ruhigere gewesen der beiden, ein stilles Kind, sehr anhänglich, kuschelbedürftig und liebevoll. Anscheinend war es doch noch schwer, mit achtzehn für ein Jahr von zu Hause weg zu sein. Sandra ging das Herz auf bei dem Gedanken, dass sich ihr Sohn für die Familie entschieden hatte und gegen Spaß und Spiel.
Spiel! Der Tannenbaum! Sie packte die ganze Truppe wieder in die Küche und erbat sich Zeit, die Tanne fertig zu schmücken.
Beim Öffnen der Tür fiel ihr auf, dass sie sie gar nicht abgeschlossen hatte. Es war unverschämtes Glück gewesen, dass keiner vor dem Baum stand. So nachlässig durfte sie nicht noch einmal sein!
Die Keksdose war bald voll, nachdem sie die Loveballs aus Edelstahl mit der Kette dazwischen hineingepackt hatte. Würde Erik das Geschenk zu schätzen wissen? Eigentlich war es ja eher ein Geschenk für sie selbst, aber das konnte man für alle Gegenstände behaupten. Was Erik damit tun würde, blieb immer noch ihm überlassen. Und ob er sie als Belohnung oder als Strafe einsetzte, würde sich erst zeigen, wenn es soweit war.
Wie ging es nun weiter? Sie konnte nicht mit der Keksdose über den Flur laufen, sonst hatte sie mindestens drei Paar Hände darin, vielleicht auch noch Adas dazu. Also ab damit, wieder in den Schrank. Ganz nach hinten, hinter die Kerzenständer.
Sie brauchte eine Leiter. Und den normalen Christbaumschmuck, der immer noch oben auf dem Speicher war in der üblichen Kiste. Wie sollte sie das arrangieren?
Sie verließ das Wohnzimmer, schloss diesmal ab und versuchte, ungesehen an der Küche vorbei zu kommen. „Mama, komm doch rein! Wir wollen doch nicht alles noch mal erzählen!“ „Ich komme ja, aber ich bin noch nicht fertig mit Schmücken!“ „Ach, Mama!“, Patrick klang ein wenig enttäuscht. „Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr! Wir brauchen keinen perfekten Weihnachtsbaum, und du brauchst ihn schon gar nicht so geheimnisvoll zu schmücken. Wir wissen inzwischen, dass nicht der Weihnachtsmann die Geschenke bringt!“ „Christkind!“ Ihre automatische Erwiderung der letzten geschätzten fünfzehn Jahre verhallte in einem Schweigen, das vor hochgezogenen Augenbrauen nur so triefte.
Sie duckte sich ein wenig unter der allgemeinen Missbilligung und ungläubigem Staunen. Es war ihr einfach in Fleisch und Blut übergegangen, die Kinder darauf hinzuweisen, dass nicht der Weihnachtsmann die Geschenke brachte, sondern das Christkind, wie es sich gehörte. Sie glaubte zwar selbst nur vage daran, wollte aber auf keinen Fall dem Kommerz des Weihnachtsmannes zum Opfer fallen.
„Hast du schon Ada erzählt, wie ihr herausgefunden habt, wer die Geschenke wirklich bringt?“ Das war eine lange Geschichte, und sie beglückwünschte sich selbst zu ihrem Einfall. Es funktionierte. Alle drei Männer lachten lauthals los und redeten gleichzeitig auf die arme Ada ein.
Sandra schlüpfte schnell nach oben, dann auf den Dachboden, packte sich die erste Kiste mit der Beschriftung `Weihnachten´, die ihr in die Finger fiel und schon drehte sich der Schlüssel zur Wohnzimmertür wieder im Schloss.
Ihr stand der Schweiß auf der Stirn und es lag nicht an der Temperatur. Sie schaffte es, die Kerzen auszutauschen, da sie diese nicht so hoch angebracht hatte. Dann schnell ein paar Kugeln - sie hatte die Kiste der blau-weißen Phase von vor circa zwanzig Jahren erwischt, die, bereit zum Wegwerfen, direkt vorne gestanden hatte - und verteilte sie auf dem Baum. Diese Kiste würde im Müll verschwinden, sobald die Kinder das Haus wieder verlassen hatten! Warum nur musste sie immer alles aufheben?
Ein prüfender Blick, dieser blieb am Paddel hängen. Mist, Mist, Mist! Im Wohnzimmer gab es keine Stühle, auf die sie hätte steigen können. Und die Leiter stand im Keller. Sollte sie Erik rufen? Der war etwa zehn Zentimeter größer. Aber nein, er würde auch nicht bis in die Spitze greifen können.
Moment, da war doch was! Sie packte noch einmal in die Kiste. Ach ja, der Engel! Eine scheußliche silbrige Kreation, die ihre Schwiegermutter ihr geschenkt hatte. Sandra hatte ihn nur einmal auf dem Baum gehabt, in dem Jahr, in dem ihre Schwiegereltern Weihnachten bei ihnen verbracht hatten. Es hatte sein müssen, da sie damals nicht den Mut aufgebracht hatte, sich aufzulehnen und ihren eigenen Geschmack durchzusetzen. Gott sei Dank hatte sich das völlig geändert in den letzten Jahren. Erik hatte sie darin bestärkt, hatte ihr den nötigen Halt gegeben und Mut zugesprochen, so dass sie nun schon viele Jahre getrennt feierten.
Der Engel war jedenfalls so groß, dass er das Paddel fast ganz bedeckte. Zum Glück war er hohl, sie brauchte ihn nur über die Spitze zu stülpen.
Es brauchte ungefähr vierzehn Versuche, dann war ihre Wurftechnik so perfektioniert, dass der Engel sich wie eine Haube über das Paddel stülpte. Er saß noch ein wenig schief und sein Lächeln erinnerte in dieser Haltung eher an ein hämisches Grinsen als an huldvolle Glückseligkeit. Egal. Was noch? Hatte sie alles?
„Mama!“ Das klang nicht mehr sehr geduldig. Okay, sie musste hier raus. Es würde schon schiefgehen. Zum Glück hatte sie Geschenke für die Kinder besorgt und sie oben in den ehemaligen Kinderzimmern deponiert, da sie wusste, dass zumindest Patrick sofort nach seiner Reise nach Hause kommen würde. Das Päckchen für Andreas hatte nur noch auf das Geschenk ihrer Eltern gewartet, ehe es abgeschickt werden sollte.
Sie rammte die nun leere Kiste in die Ecke und ging in die Küche.
Sie hatten sie gnadenlos geneckt für ihr Versteckspiel. Doch bei den gemeinsamen Vorbereitungen für das Abendessen, das mittels diverser Lebensmittel aus der Gefriertruhe aufgefüllt wurde, war doch noch feierliche Stimmung aufgekommen. Ihr Abend verlief beinahe so wie früher. Nach dem Essen verschwanden alle in ihre Zimmer, packten die Geschenke unter den Arm und gingen dann nach unten. Dort wurden die Päckchen unter dem Baum drapiert, dann die Kerzen angezündet und dann standen alle rings um den Baum herum. Nun würden sie sich frohe Weihnachten wünschen, dann würde jeder seine Geschenke auspacken und sie würden den Abend bei Sekt und Plätzchen ausklingen lassen.
Aber es kamen keine Weihnachtswünsche. Es war sehr still. Sandra stand mit dem gleichen Entsetzen vor dem Baum, das auch die Kinder verspüren mussten. Der Baum sah schrecklich aus. Die blauen und weißen Kugeln, dazu goldfarbene Kerzen - es waren keine anderen in der Kiste gewesen -, ein schiefer grauslicher Engel mit silbernem Kleid und silbergelocktem Haar - fürchterlich!
„Ich dachte, ich benutze mal wieder die alten Sachen. Es wollte ja gar keiner kommen.“ Sandras Stimme verlor sich im Flackern der goldfarbenen Kerzen. Eigentlich konnte man eine solche Hässlichkeit nicht erklären, so viel war klar.
„Ähm“, Andreas räusperte sich, „ist ja auch egal! Wir sind ja keine kleinen Kinder mehr. Mich stört nicht, wie der Baum aussieht. Hauptsache, wir sind alle zusammen!“
Dagegen konnte nun wirklich niemand etwas einwenden und es kam doch noch zu den üblichen Umarmungen, Weihnachtswünschen und Küssen.
Sie ließen sich nieder und Patrick verteilte die Geschenke, wie er es früher immer getan hatte. Er war schon immer ungeduldig gewesen, hatte das Papier abgerissen und stand dann ungeduldig neben seinem Bruder, der jedes Stückchen Kleber einzeln abpflücken musste.
„Wow, das ist aber schwer! Schau mal, Papa, was Mama da für dich ausgesucht hat. So klein, aber so viel Gewicht. Da muss doch ein Goldbarren drin sein!“ Sandra wurde blutrot. Patrick hatte das Geschenk aus der hintersten Ecke hervorgezaubert, das sie bereits heute Morgen dort abgestellt hatte. Sie hatte Angst gehabt, es würde auf den Holzboden knallen und dort eine Delle hinterlassen, wenn sie es zusammen mit den anderen Geschenken die Treppe herunter tragen musste. Der Butt-Plug aus Metall war einfach zu schwer, dazu war er noch in einer Holzkiste verpackt, die der brutalen Ausstrahlung des Teils angemessen war.
„Papa kann das später aufmachen!“ „Nein, nein! Ich will wissen, was da drin ist!“ Patrick stand neben seinem Vater und hatte schon einen Finger unter dem Papier. „Nun lass mal, Junge, das ist schließlich für mich!“ Erik blieb ruhig, aber bestimmt. Oh ja, bitte, lass dich nicht von Patrick überreden! Sie hatten schon seit Jahren immer mal wieder Geschenke füreinander besorgt, die sie nicht im Beisein der Kinder öffnen konnten und wollten. Erik wusste, dass er es sich für die Nacht aufheben musste, wenn das Codewort `später´ fiel.
Ada stand vor dem Baum und pflückte etwas aus einem Ast. „Was ist das denn?“ Sie hielt einen etwa bleistiftlangen Gegenstand in den Fingern, anthrazitfarben, mit kleinen schwarzen Hülsen an den Enden und in der Mitte. Sandra blieb beinahe das Herz stehen. Einer der Nippelsticks! Die hatte sie vergessen. Sie hatte sie jeweils um einen kleinen Ast geklemmt, mit der Absicht, so gleich die Handhabung simulieren zu können. Sie hatte sie nur vorsichtig fest geklemmt, damit sie gut ablösbar sein würden. Im Gegensatz dazu könnte später, wenn sie ihre Nippel zierten, Erik den Druck bestimmen, mit dem ihre Brustwarzen zusammengedrückt werden sollten. Es musste also noch einer im Baum stecken. Sie wollte aufspringen, um ihn abzunehmen, als Ada sich auch schon vorbeugte und den zweiten Stick abzog. Dieser war ein wenig fester geklemmt, so dass der Baum ins Wackeln geriet.
„Nein!“ Sandras entsetzter Ruf wurde zum Glück falsch interpretiert. Patrick sprang zu Ada und half ihr, die schaukelnden Äste wieder zur Ruhe zu bringen. Etwas Wachs war auf den Boden getropft und Ada entschuldigte sich für ihre Ungeschicklichkeit.
Sandra musste ihre Augen zwingen, sich von dem Engel zu lösen, dem eigentlichen Auslöser ihres Schreis, da dieser sich noch ein wenig geneigt hatte und nun ein Stück des Paddels freigab. Der Buchstabe M war klar und deutlich zu erkennen.
Ablenkung! Sie sprang auf und nahm Ada die Sticks aus den Händen. „Ich glaube, da war das Preisschild dran“, murmelte sie, während sie die beiden Stöckchen in ihrem Wollkorb verschwinden ließ.
Die Aufregung legte sich wieder, und das Auspacken ging weiter. Die Jungs waren zufrieden mit ihren jeweiligen Geschenken und Ada freute sich sehr über den echten Pashminaschal, den Sandra für sie ausgesucht hatte. Sandra entspannte sich langsam. Alles war gut! Ein ganz normales Weihnachten!
Erik stand auf. „Ich hole den Sekt. Patrick, hol doch bitte die Gläser.“ Er ging in die Küche.
„Was glitzert denn da?“ Andreas war aufgestanden und stellte sich vor den Baum. „Ich hol die Kekse!“ „Der Engel hat was unterm Rock!“ Sandra hatte sich bereitgemacht, Andreas in den Arm zu fallen, sollte er noch weitere Dinge im Baum entdecken, die ihrer Aufmerksamkeit entgangen waren. Nun drehte sie sich erst zu Patrick, in dem Versuch zu verhindern, dass dieser die Keksdose anfasste. Dabei entdeckte sie aus dem Augenwinkel, dass Andreas die Gerte in der Hand hielt. Neben ihm zeigte Ada mit ausgestrecktem Finger auf den Engel, der sich endgültig von seiner Halterung verabschiedet hatte und nun den ganzen Schriftzug `MEIN´ freigab, während es hinter ihr ein lautes blechernes Rappeln gab, als Patrick die Keksdose schüttelte.
Sandra war zur Salzsäule erstarrt. Nicht mit allen Worten der Welt konnte sie das erklären.
„So, nun trinken wir erst mal ein Glas!“ Erik blieb in der Tür stehen. „Was ist los? Sandra?“
„Ich ...“ Sandras Mund war trocken. Eine Wüste. Sahara, Gobi, Kalahari, alles zusammen. „Wow!“ Patricks Stimme drang zu ihr durch. Sie schloss die Augen. Am liebsten hätte sie sich auch noch die Ohren zugehalten, aber ihre Muskeln waren zu sehr angespannt, um sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
„Ich glaube, wir müssen unseren Kindern etwas erklären“, meinte Erik ruhig. Ihr Fels in der Brandung! Ja, sie mussten es erklären, wenn ihr die Vorstellung auch noch so sehr Grauen einflößte. Man sprach nicht mit seinen Kindern über sein Sexleben! Man erwähnte es nicht einmal! Und jetzt sollte sie ihren Kindern erklären, dass Erik und sie eine D/s-Beziehung hatten? Dass sie Spiele spielten und er sie dabei mit der Gerte schlagen würde, die Andreas gerade gefunden hatte? Dass sie sich darauf freute, von ihm mit dem Wort `Mein´ auf ihrem Hinterteil gezeichnet zu werden? Dass sie es liebte, von ihm gefesselt zu werden, Kerzenwachs auf ihrem Körper zu spüren und sich einen Ringgag in den Mund stecken ließ? Grauen war gar kein Ausdruck für das, was sie bei dem Gedanken an dieses Gespräch empfand.
„Ach Papa, du brauchst uns nicht aufzuklären.“ Patrick hatte sich neben Sandra gestellt und drückte ihr nun die wieder verschlossene Keksdose in die Hand. „Nein?“ Sandras Frage klang zittrig. Was meinte er damit?
„Ich weiß, was das ist.“ Andreas hielt die Gerte hoch und ließ sie mit einem Klatschen auf seine Hand sausen, das Sandra zusammenzucken ließ. Der metallische Stab hatte einen schwarzen Lederfleck an einem Ende, das andere Ende war mit Kugeln bestückt, die sich nicht nur in Sandras Vagina gut anfühlen würden.
„Erklär mir das bitte.“ Erik stellte die Flasche ab und ging zu Sandra. Wie immer wusste er, dass sie seine Nähe brauchte. Er nahm sie in den Arm und sie schmiegte sich an ihn, an seine Brust, ihre Zufluchtsstätte nach den Spielen, die ihr Sicherheit gab und Halt, wenn sie sich auf dem Rückweg zur Erde befand, nachdem sie in den Weiten des Subspace geflogen war. „Ich wollte doch nur ein besonderes Weihnachtsfest ohne Kinder mit dir feiern und hatte den Baum eben anders geschmückt als sonst.“ Sie war kaum zu verstehen, da sie ihr Gesicht in sein Hemd vergraben hatte.
„Na ja, ihr braucht uns nichts zu erklären. Wir wissen schon seit Ewigkeiten, dass ihr Spaß an Spanking und Bondage habt. Vor allem das Spanking konntet ihr nicht verbergen, das Klatschen war einfach zu laut.“ Patrick war wie immer der Schnellere beim Reden.
Sandra schaute ihre Söhne an. Sie hatten es gewusst! Und sie waren trotzdem hier! Extra gekommen, um Weihnachten mit ihnen zu verbringen! Hieß das, dass sie nicht verurteilten, was ihre Eltern taten?
„Ist schon in Ordnung, Mama. Du brauchst keine Angst zu haben, dass wir was dagegen hätten“, meinte Andreas in beruhigendem Ton. „Ich möchte auch mal so eine Beziehung haben wie ihr. Für mich wäre Vanilla nichts!“
Ada schnappte nach Luft. Oh Gott, Ada! Es war eine Sache, die eigenen Söhne über dieses Thema sprechen zu hören, aber eine mögliche Schwiegertochter? Patrick ging zu ihr und streichelte ihr über den Arm. „Ist schon okay. Du musst nichts dazu sagen. Ich bin zufrieden mit unserem Sex. Und das ist doch das Wichtigste!“ Ada schaute wieder hoch zu dem Engel, der nur noch an einer silbernen Locke an dem Baum hing. Das Paddel darunter war deutlich sichtbar.
Ihre Augen leuchteten auf. „Ich glaube, ich weiß, was ich mir für nächstes Weihnachten wünsche!“