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Modelleisenbahn

Jens wünschte sich zu Weihnachten eine Modelleisenbahn, wollte aber nicht, dass ich sie ihm schenke, sondern plante, daran zu werkeln. In unserem Spielkeller! Traurig und enttäuscht sah ich einer einsamen Adventszeit und einem wenig prickelnden Fest der Liebe entgegen.

Eine BDSM-Geschichte von Söldner.

  • Info: Veröffentlicht am 24.12.2016 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Irgendwann im Laufe ihres Lebens sind Männer einfach nur noch verdreht, senil oder seltsam. Ich vermute, dass bei ihnen das Gehirn nicht so lange hält wie bei uns Frauen. Vielleicht verbraucht es sich schneller durch zu viel Testosteron, Aufregung und Alkohol. Aber schon mit fünfzig Jahren?

Als mir Jens mit fester Stimme erklärte, dass er sich zu Weihnachten eine Modelleisenbahn wünscht, habe ich ihm weiblich-diplomatisch sofort erklärt, dass ich seine Idee überaus gut finde. Jeder Mann braucht im fortgeschrittenen Alter ein solides Hobby. Ich bot ihm meine Unterstützung an und fragte, ob ich ihm solch eine Anlage schenken dürfe. Sie wäre selbstverständlich perspektivisch erweiterbar. So könnte ich bei ihm den Grundstein für viele frohe Stunden seiner alten Jahre setzen.

Jens lehnte ab. Eine Modelleisenbahn sei viel zu teuer für ein Weihnachtsgeschenk. Ich könne ihm ja wie immer nützliche Dinge schenken. An seinen gefütterten Hausschuhen ist die Sohle unterdessen dünn wie Pergament, und im Baumarkt haben sie jetzt neue Laubbläser mit noch stärkeren Verbrennungsmotoren. Im Übrigen könne er mir dieses Jahr zu Weihnachten wegen der teuren Modelleisenbahn keine größeren Geschenke machen. Deshalb brauche ich ihm auch nichts zu schenken.

Als ich das hörte, tat ich so, als spräche er mir als der Seele.

»Dieses blöde Schenken ist nur Quatsch«, sagte ich und spürte, wie in mir kalter Ärger aufstieg. »Da stehen wir drüber. Moderne Menschen wie wir brauchen so etwas nicht.«

Ich stand auf und ging mit dem Hund.

Am nächsten Tag erklärte mir Jens gestenreich, dass er in der Adventszeit an seiner Modelleisenbahn basteln möchte. Weihnachten würde er mir die Anlage vorführen.

»Das ist ganz wunderbar«, sagte ich verständnisvoll und bemühte mich, wütendes Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. »Damit bereitest du mir eine große Freude. Deine Kreativität begeistert mich und ich verstehe, dass du so kurz vor deiner Rente einen neuen Anspruch brauchst. Auch im Alter muss sich ein Mann geistig fit halten.«

Jens ging aus dem Raum.

Etwas später teilte er mir mit, dass er seine Modelleisenbahn in unserem Spielkeller aufbauen möchte und ob ich damit einverstanden wäre.

Jetzt reichte es. Mein aufsteigender Frust ließ sich nicht mehr unterdrücken. Ich explodierte.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Katika

Autorin. Förderer.

21.01.2021 um 21:15 Uhr

Lieber Söldner, wirklich eine schöne Modelleisenbahngeschichte. 

Er lässt seine arme Frau ja regelrecht auflaufen.

Am Basteln habe ich ja auch so meine Freude, aber mit Deiner Modelleisenbahn würde ich mich auch gerne überraschen lassen. Eine tolle Idee hast du da umgesetzt.

Zu diesem Beitrag im Forum.

Schattenwölfin

Autorin. Förderer.

27.01.2017 um 06:30 Uhr

Söldner

... Heute bin ich frei.

 

Lieber Söldner,

 

für Formulierung dieser Hintergrundgedanken zu der ohnehin trotz aller Vorhersehbarkeit tollen Weihnachtsgeschichte verdient die Bewertung noch einen zusätzlichen Stern!

 

Ich gönne Dir eine Modelleisenbahn gleich welcher Bauart als zusätzliches Hobby, aber bitte höre nie auf, solche Geschichten zu schreiben.

 

Beste Grüße

Wölfin

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

26.01.2017 um 23:08 Uhr

Das wusste ich gar nicht, dass das ein Ost-Lied ist ... und jetzt bin ich am Überlegen, ob ich da auch ein Trauma ... hm, stimmt der Kaufmannsladen ... ach nee, der wurde nur immer zu Weihnachten rausgeholt. So war das. Nedenfalls bei uns. 

 

Gruß

hanne

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Söldner

Autor. Korrektor.

26.01.2017 um 22:40 Uhr

Ich bedanke mich für Eure freundlichen Bewertungen zu meiner Bastelei. Ich erzähle Euch jetzt, weshalb ich die Geschichte schreiben musste.

 

Früher gab es so ein sozialistisches Weihnachtslied, das ich als Kind ungläubig hören musste.

"So viel Heimlichkeit".

Es ging unter anderem darum, dass Puppen verschwinden und auch Hansis Eisenbahn weg ist.

Am Ende bekommen die Kinder diese Sachen dann neu angestrichen von ihren Eltern noch mal zu Weihnachten geschenkt.

Gut, es waren andere Zeiten, das Geld war knapp. Heute werde ich aus dem Haus gejagt, wenn ich nicht wenigstens einen 70-Zoll-Fernseher rüberwachsen lasse.

 

Wie auch immer, das Stehlen, Aufpäppen und Wiederschenken von Eigentum fand ich als Ostkind bizarr, völlig abgefahren und schräg. Es hat bei mir zu einer doppelten Persönlichkeitsstörung geführt (Ostkind und Wegnahme von Spielzeug). Im Osten hatten hatten wir kaum Psychologen. An wen sollte ich mich wenden? Da saß ich nun 40 Jahre lang mit meinem Trauma. Zwischendurch kam die friedliche Revolution, ein Lichtstrahl brach in meine Finsternis. Alles wurde gut, Bananen, Geld ohne Ende, Mallorca, und als Krönung die Schattenzeilen. Mein Leben war gut, ich glaubte, die Schatten meiner Vergangenheit überwunden zu haben. Fast hätte ich alles vergessen, im Rausch der neuen Welt ertränkt. Aber dann bin ich mit dem Zug von Beesow/Finkenherd über Eisenhüttenstadt nach Frankfurt/Oder gefahren und alles brach wieder auf. Die harte Herta (meine Westtherapeutin) sagte mir: "Schreib es Dir von der Seele, Sölli!" Der Adventskalender gab mir Gelegenheit. Mutig schrieb ich drauflos. Mit meiner Geschichte habe ich versucht, mein frühkindliches Erlebnistrauma zu bewältigen. Heute bin ich frei.

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Quälgeist

Autor.

23.01.2017 um 21:15 Uhr

Wie hast du es geschafft, so aus einer Frauenperspektive zu schreiben? Fantastisch.

Ich 'liebe' ja Sätze aus weiblichen Mündern wie 'das kann ich gut verstehen' und jeder weiß, dass das eine Kommunikationsfloskel ist, deshalb so schön im Einstieg:"Ich bot ihm meine Unterstützung an und fragte, ob ich ihm solch eine Anlage schenken dürfe. Sie wäre selbstverständlich perspektivisch erweiterbar."

Das die Geschichte dann weitergeht wie gedacht ( erhofft ?) ist logisch und angenehm zu lesen.

Das "Wir spielen Modelleisenbahn." könnte ich mir noch detailreicher beschrieben vorstellen, allein schon wegen der 'angeschnallten' Aufbauten.

Schön!!

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Gelöscht.

19.01.2017 um 15:10 Uhr

Andreas V

Nette Geschichte - auch wenn mir nach der Hälfte klar war, woran er wirklich bastelt...

 

Na meingott, bei Märchen wissen wir doch auch immer, wie es ausgeht, das Gute siegt, der Kleinere gewinnt gegen den Großen, das Unheil wird abgewendet und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

 

Ich fand die Geschichte trotzdem schön, auch wenn das Ende absehbar war. Das ist es aber wie gesagt oft.

 

Viele Grüße

tina

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Gelöscht.

19.01.2017 um 00:18 Uhr

Nette Geschichte - auch wenn mir nach der Hälfte klar war, woran er wirklich bastelt...

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

17.01.2017 um 21:00 Uhr

Soviel Heimlichkeit ... bei Modelleisenbahn hätte ich auch resigniert abgewunken.

Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, dass ich drei Wochen lang eine verschlossene Tür ignoriert hätte ... wo Neugier ist, da ist auch ein Schlüssel.

 

Danke für die hübsche Bastelei.

hanne

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Gelöscht.

15.01.2017 um 13:56 Uhr

Männer und ihre Bastelleidenschaft. Und ihr Spieltrieb. Kann man doppeldeutig verstehen.

 

Sollen sie basteln. Tage und Nächte lang. Wenn sowas draus wird. Ich hätte mir das auch gern zeigen lassen.

 

Viele Grüße

tina

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Gelöscht.

02.01.2017 um 22:04 Uhr

Haha

 

So eine Modelleisenbahn wünsche ich mir auch! Mein Mann bastelt ja nun auch viele Gerätschaften für mich, manchmal ziemlich heftige, aber sowas mit Kabeln und Steuergerät, das klingt verlockend...

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