Hannes ist Dom. Und unerfahren. Oh, er hatte schon die eine oder andere Session und sich den ersten Herausforderungen gestellt. Neben den üblichen Problemen, die das mit sich brachte, gab es eine weitere Schwierigkeit, die sich bei steigender Herausforderung offenbarte. Seine Selbstzweifel machten ihm einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Glücklicherweise gibt es da noch seine devote Bekannte.
Es war ein lauer Sommerabend, der sich mit geradezu träger Gelassenheit über die Dächer der Stadt gesenkt hatte. Zum Glück waren die Höchsttemperaturen des Tages inzwischen deutlich zurückgegangen, auch wenn sich die Wärme immer noch zwischen den Gebäuden aus Stein und Stahl hielt. Doch zumindest war die Hektik den nächtlichen Vergnügungen gewichen, während die Glocken des Stephansdoms mit laut hallenden Schlägen die erste Abendstunde einläuteten.
Die Wohnung lag nicht nur weit genug vom Zentrum entfernt, sondern auch in einem der obersten Stockwerke, wodurch sich die Lärmbelastung in Grenzen hielt. Der Altbau verfügte zudem über ausreichend dicke Wände, was die Geräuschbelästigung noch weiter dämpfte und damit einen guten Rückzugsort bot.
Der junge Mann, dem die Wohnung gehörte, blickte gerade durch die gekippte Balkontür nach draußen, wo die Sonne ihren langsamen Abstieg über den Horizont angetreten hatte. Doch war er zu tief in seinen Gedanken versunken, um das Schauspiel wirklich genießen zu können. Was den Mann mit dem dunklen Kurzhaarschnitt und dem Henriquatre beschäftigte, war eine ganz und gar private Vorliebe. Ein Großteil seiner Freunde hätte dabei vermutlich mit humorvoller Unwissenheit oder vielleicht sogar Ablehnung reagiert. Nun vielleicht auch nicht unbedingt Letzteres, nachdem ja inzwischen sogar der zweite Teil einer Buchverfilmung die Massen an Kinobesuchern ein bezaubernd falsches Bild von etwas vermittelt hatte, an dem er selbst großes Interesse besaß. Denn Hannes war unter anderem das, was man unter Kundigen als Dom oder Top bezeichnete.
Das Problem war nur, dass er noch sehr unerfahren in dieser Hinsicht war. Oh, er hatte schon die eine oder andere Session gehabt und sich - wortwörtlich mit dem Handbuch auf dem Schoß - den ersten Herausforderungen gestellt. Neben den üblichen Problemen, die das mit sich brachte, gab es jedoch noch eine wesentliche Schwierigkeit, die sich bei steigender Herausforderung offenbarte. Seine Selbstzweifel machten ihm in letzter Zeit einen gehörigen Strich durch die Rechnung, wenn es darum ging, weitere Erfahrungen zu sammeln oder die Damen für ein Spiel mit ihm zu begeistern. Eine Ursache dafür war vermutlich der Umstand, dass er beim letzten Mal einen Fehler gemacht hatte, der seiner Meinung nach unverzeihlich war. Die betroffene Sub hatte es jedoch bei einem intensiven Gespräch anders gesehen und ihm aus seiner Unerfahrenheit keinen Strick gedreht.
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