Es war schon nach Mitternacht, als Lisa von dem Meeting in ihr Appartement zurück kam. Sie war übermüdet und frustriert, weil der Marathon letztlich doch kein befriedigendes Ergebnis gebracht hatte.
Fast mürrisch kickte sie ihre Pumps ins Schlafzimmer. Mit lieblosen Handgriffen zog sie das edle Kostüm mit der taillierten Jacke und dem engen, halblangen Rock aus und warf es auf einen Stuhl.
Sie hielt einen Moment inne, warf ihren Kopf in den Nacken, dass ihr halblanges Haar wehte und ging dann, nur noch mit dem weißen Seidenteddy und den glänzenden, hellen, halterlosen Stümpfen bekleidet, in den Wohnraum.
Sie öffnete den Kühlschrank und nahm eine Pikkolo heraus. "Die hab' ich mir jetzt verdient!" Sie schenkte sich ein und führte das Glas bedächtig an ihre Lippen.
Sie war gerade beim zweiten Glas, als es klingelte. Wer mochte das um diese Zeit noch sein? Sie ging zur Tür und blickte durch den Spion. Es war Chris, der hatte öfter so Anwandlungen. Sie öffnete ihm.
"Komm mit!" forderte er Lisa ohne jeden Kommentar auf.
"So?" - sie blickte an sich herunter. Der Lackstoff raschelte leise, als er ihren Regenmantel vom Haken nahm und ihr zuwarf. "Dann zieh das hier über - und nimm die für die Füße!"
Er hatte ihre Overknee-Lackstiefel aus der letzten Saison entdeckt, die zum Ausmustern im Flur standen. Jetzt hielt er sie ihr hin, während sie ihren knielangen Trench zuköpfte.
Kaum hatte sie sich in den letzten Stiefel gezwängt, fasste er sie am Arm und zog sie ins Treppenhaus. "Weißt du überhaupt, wie ich aussehe - so kann ich doch nicht...." er hatte sie so überrumpelt, das dies ihre größte Sorge war. "Tut mir leid, aber es eilt..." Er zog sie in den Lift. Sie ließ sich weiter von Chris geheimnisvoller Eile anstecken und dachte nicht weiter nach - irgendwie war sie wohl auch zu müde und erschöpft. In der Tiefgarage ging es dann rasch weiter zu seinem Wagen. Er öffnete ihr und schob sie auf den Beifahrersitz, schlug die Tür hinter ihr zu. Reflexmäßig schnallte sie sich an, während er seinen Platz einnahm. Er griff in das Türfach. "Zieh dass hier auf, es soll eine Überraschung werden." Es war eine verspiegelte Sonnenbrille, die das gesamte Gesichtsfeld einschloss und - innen schwarz ausgemalt war, so dass Lisa nichts mehr sehen konnte.
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