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Der Stern

Ein einzelner, leuchtender Stern führt eine verirrte Seele an den Ort ihrer Bestimmung. So bekannt uns diese Geschichte vorkommen mag, hier wird sie doch ein wenig anders erzählt. Ein Weihnachtsmärchen der etwas anderen Art, spannend und dramatisch, lustvoll und offenbarend, erotisch und einfühlsam zugleich.

Eine BDSM-Geschichte von Devana.

  • Info: Veröffentlicht am 24.12.2002 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

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Eine Schneeflocke verfing sich in ihren Wimpern, schmolz und vermischte sich mit den Tränen, die ihr über die Wange liefen. Nur noch verschwommen sah sie den Weg vor sich. Sie weinte bitterlich, während sie sich langsam weiter kämpfte. Mühsam waren ihre Schritte, die sich durch den hohen Schnee kämpfen mussten. Eng zog sie ihren Mantel um sich und doch war ihr bitterkalt. Sie hatte Angst. Was würde aus ihr werden? Schon sah sie sich erfroren unter einer Schneewehe liegen. Irgendwann zufällig von einem Spaziergänger gefunden. Die Enttäuschungen des heutigen Abends hatten ihr alle Hoffnung genommen, jede Hoffnung auf ein wenig Menschlichkeit in dieser kalten Welt.

 

Verloren war sie, heimatlos, und doch zog es sie hierher. Sie war auf der Suche. Auf der Suche wonach? Sie wusste es selbst nicht mehr so genau. Eine innere Stimme hatte sie an diesen kalten Ort geführt. Mittlerweile verfluchte sie diese Stimme. Was hatte es gebracht? Sie hatte kein Geld mehr, keine Papiere, nichts... und niemanden. Bis sie auf diesen Weg gelangt war und nicht mehr konnte. Da hatte sie an ein Haus geklopft - und keinen Einlass gefunden. Skeptisch gemustert hatte man sie, im Hintergrund eine sichere und warme Stube wissend. Nein, ein Obdach könne man ihr nicht gewähren, da könne ja jeder ankommen. Außerdem sei das Haus schon voller Gäste über die Feiertage. Dann war die Türe vor ihr wieder zugefallen. Der Einblick in eine Zuflucht war wieder verschlossen. Und sie war weiter gegangen bis zum nächsten Haus und hatte dort allen Mut zusammengefasst und abermals geklopft. Und es war noch schlimmer gekommen. Beschimpft hatte man sie! Ein Gesindel sei sie, schämen solle sie sich. Entsetzt hatte sie kehrt gemacht.

 

Seitdem irrte sie nun weinend weiter. Wusste weder ein noch aus, war verzweifelt. Der Weg führte sie durch ein lichtes Waldstück. Immer unwahrscheinlicher wurde es, hier noch ein bewohntes Haus zu finden. Sie stapfte weiter. Eine geradezu gespenstische Ruhe umfing sie, nur ihre eigenen Schritte, ihren eigenen Atem konnte sie noch hören. Ängstlich sah sie sich immer wieder um, glaubte hinter jedem Baum eine Gefahr. Und doch ging sie weiter. ‚Dann sterbe ich eben hier... es ist egal‘, ging ihr durch den Kopf. Unter keinen Umständen wollte sie wieder umkehren. Wenn sie schon in ihr Verderben laufen sollte, so wenigstens in Richtung Vor und nicht Zurück.

 

Ihre Tränen waren versiegt. Und auch ihre Kräfte gingen ihrem Ende entgegen. Sie blieb stehen, lauschte um sich, nahm den Wald um sich ganz bewusst wahr. Fast friedlich kam er ihr mit einem Mal vor, so als wolle er ihr nichts tun, als wolle er sie eher behütend in sich aufnehmen. Auch wenn es bereits dunkle Nacht war, so konnte sie doch alles um sich gut sehen, der Schnee leuchtete ihr. Sie blickte auf einen kleinen Schneehügel vor sich und fühlte sich beinahe magisch von ihm angezogen. Sie wollte sich in diesen weichen Schnee legen wie in ein Bett, sich von der weißen Pracht umhüllen lassen, die Augen schließen und einschlafen...

 

Lange starrte sie auf den Hügel, focht einen inneren Kampf mit sich aus. Es wäre so einfach und sie war so müde. Kein morgen würde es mehr geben. Und doch - wollte sie diesen einfachen Weg gehen? Oder den langen beschwerlichen, der noch vor ihr lag, sie ins Ungewisse führte?

 

Da hörte es zu schneien auf. Erstaunt blickte sie nach oben, beobachtete, wie die dichte Wolkendecke langsam aufriss, ein Stück des klaren Nachthimmels freigab. Und da sah sie ihn. Den Stern. Er leuchtete hell, schien sie zu rufen. Ein Schauer erfasste sie, fuhr ihr über den ganzen Rücken hinab. Ihre Füße setzen sich wieder in Bewegung, folgten dem Stern. Sie dachte nicht nach, tat es einfach und sie wusste, es war richtig so. Sie verließ den Weg, ging nun mitten durch den Wald, sah zwischen den Bäumen immer wieder ihren Stern aufleuchten. Noch mühsamer war nun das Vorankommen, aber sie tat es, sollte es ihr auch ihre letzten Kräfte rauben. Und endlich, als sie schon mehr kroch als noch ging, sah sie es. Warmes Licht schien aus einem der Fenster des vor ihr liegenden Hauses. Mit letzter Kraft schleppte sie sich bis zur Türe, sank auf der Schwelle nieder und schaffte es gerade noch, ihren Arm zu erheben und einmal zu klopfen.

 

Sie nahm noch wahr, wie sich die Türe öffnete. „Ich habe auf dich gewartet“ war das Letzte, was sie hören konnte, bevor sie in eine tiefe Ohnmacht sank mit dem Bewusstsein, an ihrem Ziel angelangt zu sein.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Meister Y

Autor. Förderer.

01.06.2016 um 12:57 Uhr

Wunderschön auf der einen, ein bisschen beunruhigend auf der anderen Seite.

Erzählt fand ich diese etwas andere, fast schon märchenhaft gestaltete Weihnachtsgeschichte toll. Vor allem das Abweisen an den Türen zu Beginn, habe ich in der heutigen Zeit sicher mit anderen Augen gelesen, als bestimmt ursprünglich gedacht. Das sie dann doch Zuflucht findet, auf jemanden trifft, der sie auffängt, einlässt, bettet, einfach nur schön.

Ein bisschen störte mich dann, was kam. Weil der Retter sich dann zu dem entpuppt, der zu wissen weiß, was sie tatsächlich will. Weil er vorher träumte, dass genau sie diejenige ist, die seine Neigung teilt. Okay, er zwingt sie zu nichts, lässt ihr die Wahl, nimmt sie dann mit in seine Welt, in ein Spiel. Ja, sie scheint es zu geniessen, ihr gefällt, was er tut. Aber all dies ohne vorher ein Wort miteinander zu wechseln? "Nur" weil er weiß, dass genau dies auch ihres ist?

Eine "andere" Weihnachtsgeschichte eben, eine, die ich gern gelesen habe.

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Gelöscht.

19.03.2014 um 03:28 Uhr

lächel

 

ja, eine ganz andere weihnachtsgeschichte

 

gefällt mir

 

gruß

 

xenja

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Rote Sonne

Profil unsichtbar.

08.03.2014 um 10:40 Uhr

Sehr emotional, nachdenklich und traurig, teilweise mit Hintergedanken an die Weihnachtsgeschichte und Lauras Stern. Ihr Weg und vor allem Ihre Gedanken waren heftig, schon beunruhigend zu lesen, alles verloren und fast am Ende, dann kam diese Wendung. Absolutes Gänsehautfeeling, aber wunderschön geschrieben, so dass man tief in dieses "Märchen" gezogen wurde. Ich mochte Deine schöne Wortwahl, Deine elegante Ausdrucksweise und dieses nicht erahnen, wie es enden wird. Danke für dieses tolle Werk!

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Gelöscht.

09.09.2011 um 23:55 Uhr

*lächel

 

eine sehr interessante geschichte, wo mich verschieden emotionen durchflutet haben

 

sie gefällt mir gut und ich habe sie mit spannung gelesen

 

lg

 

xenja

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hexlein

Autorin.

09.09.2011 um 15:00 Uhr

die Geschichte spaltet meine Gefühle....

 

auf der einen Seite finde ich sie wunderschön, gefühlvoll geschrieben und eine herrliche Vorfreude auf Weihnachten hervorrufend...aber gleichzeitig mag ich halt eben so selbstgefällige Machos nicht, wie in dieser Geschichte beschrieben...

so, von wegen, ICH weiss, was Du willst....ohne Vertrauen, ohne gegenseitiges Kennenlernen...einfach so zu wissen, was der andere denken und fühlen wird.

 

Diese Geschichten hinterlassen bei mir immer einen bitteren Beigeschmack von ausgenutzt werden.

 

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Gelöscht.

09.09.2011 um 01:16 Uhr

Eine wunderschöne Geschichte... vielen Dank dafür...

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