Stimme der Hingabe - Teil 2: Vertrauen
Melinda und Raphael sehen sich im Club wieder, unterhalten sich und flirten miteinader. Er hat jedoch schon Vorbereitungen für ein ganz besonderes Rollenspiel getroffen, das Melinda nicht nur erregen soll.
Eine BDSM-Geschichte von eileen und Knurrwolf.
Info: Veröffentlicht am 16.04.2016 in der Rubrik BDSM.
Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.
Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.
Der Club befriedigte verschiedene Vorlieben und daher gab es unterschiedlichste Bereiche. Neben einer Tanzfläche, über die harte Rhythmen hallten, gab es eine Bar, die den Raum der Länge nach teilte. Von Topfpflanzen abgetrennte Sitzbereiche belegten den Platz auf der einen Seite, während die andere ebenfalls Sitzgelegenheiten bot. Diesen standen jedoch Nischen gegenüber, die teilweise mit Vorhängen abgetrennt wurden. Waren diese zurückgezogen, offenbarten sie einen Blick auf besondere Möbel aus dunklem Holz und schwarzem Leder sowie themenbezogene Einrichtungen, wie ein gefliester Untersuchungsbereich, ein Klassenzimmer oder ein gediegen eingerichtetes Büro.
Raphael saß an der Bar, von wo aus er den Eingang im Auge behalten konnte sowie mit mäßigem Interesse dem Treiben in einer der Nischen folgte. Er hatte sich für eine untypische Kombination aus weißer Hose samt schwarzem Shirt entschieden, die ihm einen Hauch von Eleganz verlieh.
Die Begegnung mit Melinda war bereits einige Tage her und er fragte sich, ob sie wirklich den Mut aufbringen würde, sich hier mit ihm zu treffen? Gegenseitiges Interesse war da gewesen, aber würde das genügen, sie hervorzulocken?
Als Melinda eintrat, glitt ihr suchender Blick durch den Raum und erreichte schließlich die Bar. Raphael hatte sie hier treffen wollen. Sie war aufgeregt, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie das Richtige tat und sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen. Es hatte ihr so geholfen, dass er bei dem Gespräch mit Stuart dabei gewesen war. Er war sofort eingeschritten, als dieser sie anschreien wollte, seine Hand auf ihrem Rücken hatte ihr Ruhe und Kraft gegeben und es würde beruflich keine Nachteile für sie haben, was in der Besprechung passiert war. Jetzt bemerkte sie Raphael, der sich mit der für ihn typischen Ruhe von der Bar erhob, bevor er auf sie zukam.
Er hatte sie bemerkt, kaum dass sie hereingekommen war und der Anblick hatte ihn zugleich erleichtert wie erfreut. Dass sie seiner Einladung gefolgt war, ließ ein angenehmes Gefühl in ihm erwachen, auch wenn seiner Meinung nach die Wahl ihres Outfits für diese Umgebung nicht ganz passend war. Obwohl es keine Vorschriften gab, bevorzugten die meisten Frauen hier unabhängig von ihrer Einstellung Kombinationen, die mehr zeigten, als sie verbargen. Doch Melinda hatte sich für ein hochgeschlossenes, schwarzes Kleid entschieden, das zwar ihren Körper umschmeichelte, jedoch zugleich auch etwas bieder wirkte. Seiner Meinung nach passte es so gar nicht zu ihr, und so entschied er, diesen Umstand so rasch wie möglich zu ändern.
"Es freut mich, dich hier zu sehen", begrüßte Raphael sie, während seine Augen musternd über ihren Körper glitten. "Bist du bereit den heutigen Abend mit mir zu verbringen?"
"Ja, das bin ich", erwiderte sie mit einem schüchternen Lächeln. Freudige Erwartung mischte sich bei ihr mit Aufregung, doch sie nahm sich vor, ihn nicht zu enttäuschen.
Ehrliche Freude überkam ihn bei ihrer Antwort, doch sein Verantwortungsbewusstsein übernahm gekonnt die Kontrolle, als er Melindas Kinn sanft mit Daumen und Zeigefinger fixierte.
"Du kennst vermutlich die Regeln hier, aber ich will, dass wir uns erst einmal kennenlernen. Später habe ich dann noch eine Aufgabe für dich", begann er, und eine Mischung aus Humor und Dominanz blitzte im Blick seiner blauen Augen auf. "Wenn du dich mir anvertraust, gibt es zwei Dinge vorweg zu klären. Wie lautet dein Safeword?"
"Fenster", sagte sie. Es war ihr damals bei ihrer ersten Session spontan eingefallen und war einfach genug, um es sich in extremen Situationen zu merken. Das Fenster, durch das man im Notfall klettern konnte. Dass sie eine Kennenlernfrist bekam, beruhigte sie. Wieder hatte sie das intuitive Gefühl, dass sie das Richtige tat.
Bei ihrem Safeword zuckten Raphaels Mundwinkel im Ansatz eines Schmunzelns. Dann beugte er sich vor, bis sich ihre Lippen fast berührten und bei den folgenden Worten strich sein warmer Atem über ihren Mund.
"Fenster, ich werde es mir merken. Da ich deine Schwierigkeit kenne und niemand bin, der auf hohes Protokoll wert legt, möchte ich, dass du mit mir sprichst und so offen bist wie möglich", verlangte er dann. "Allerdings solltest du mir doch ein wenig Respekt zollen und mich mit `Sir` ansprechen. Aber erst einmal werden wir zur Bar gehen, denn du brauchst einen Drink und ich möchte, dass du deine Schuhe dort deponierst."
"In Ordnung, Sir", erwiderte sie und folgte ihm, als er auf zwei der Hocker an der Bar zuging.
Dass sie dort ihre Schuhe ausziehen sollte, verwirrte sie etwas, doch der ganze Club wurde penibel sauber gehalten, also machte es ihr nichts aus. Sie überlegte, ob es Raphael stören würde, wenn sie etwas Alkoholfreies bestellte. Sie wusste nicht, was heute auf sie zukommen würde und sie wollte einen klaren Kopf behalten. Jetzt beschwipst zu werden, wäre sicher nicht hilfreich.
Als er sich neben Melinda setzte, drehte Raphael ihre beiden Hocker so, dass sie sich anblickten. Sanft legte sich seine linke Hand an ihren rechten Oberschenkel, um anzudeuten, dass sie ihr Bein heben sollte, weil er ihr beim Ausziehen helfen wollte.
"Stell deinen Fuß auf meinen Oberschenkel", forderte er und wartete geduldig ab, als er ihr Zögern bemerkte. "Obwohl ich nicht möchte, dass du betrunken bist, wird dir ein Drink nicht schaden. Wenn es eine Erleichterung ist, erlege ich dir hiermit ein Maximum von zwei alkoholischen Getränken auf. Aber eines solltest du haben, allein um deine Anspannung ein wenig zu senken.“
Melinda zögerte kurz, ob bewusst oder nicht, hatte er ihren Plan gekonnt vereitelt, nach einem Moment bestellte sie sich jedoch einen Cinzano Astí. Es war einer der ersten Vertrauensbeweise ihrerseits, auch wenn er das vielleicht nicht bemerkte. Doch hatte sie damit die Deckung noch etwas heruntergenommen und einen ihrer Schutzmechanismen aufgegeben.
Während sie bestellte, befreite Raphael sie von ihrem Schuhwerk. Wobei er es sich nicht nehmen ließ, sanft ihre Beine zu streicheln, während er die Füße entblößte. Schließlich sollte das Ganze nicht seinem Vorhaben entgegenwirken, dafür zu sorgen, dass sich Melinda in seiner Gegenwart entspannen und öffnen konnte.
"Du hast sehr hübsche Beine, Melinda", stellte er schließlich fest, als ihr Drink eintraf. "Es wäre eine Schande, sie nur zu sehen, wenn du sitzt. Doch bevor ich mit dir in tiefere Gewässer eintauche, würde ich gerne mehr erfahren. Worin liegen deine harten Grenzen und hast du auch Schwierigkeiten, vor einem fremden Dom zu sprechen?"
Melinda freute sich über das Kompliment und warf Raphael ein scheues Lächeln zu. "Wenn es nur einer ist, dann geht es, nur wenn ich vor mehreren Personen sprechen muss, bekomme ich Panik. Meine Hard-Limits sind Toilettensex, Brustfolter, verliehen und nackt vor anderen vorgeführt zu werden, Schläge ins Gesicht und Füße peitschen.“
Sie dachte noch kurz nach, aber mehr viel ihr spontan nicht ein, also sah sie ihn fragend an: "Sind diese Informationen so in Ordnung, Sir?“
„Das sind sie, gut gemacht, Melinda“, erwiderte dieser und hob die Hand, um ihr sanft mit den Fingerknöcheln über die Wange zu streichen. „Deine Grenzen überschneiden sich sehr gut mit den meinen. Allerdings werden wir heute Abend an einer davon kratzen. Kein Verleihen, keine Schmerzen, keine Peitsche. Jedoch möchte ich, dass du dich deinem Problem stellst und das funktioniert am besten durch Konfrontation. Kannst du mir soweit vertrauen, dass ich dich nicht überfordern und immer da sein werde, um dich zu schützen und dich aufzufangen, sollte es dir zu viel werden?“
Melinda rang innerlich mit sich. Wenn es um ihre Redeangst ging, wollte alles in ihr sich drücken und der Situation entfliehen. Außerdem hätte sie sich zu gerne anderen Dingen gewidmet, zum Beispiel welche Körperteile er noch hübsch an ihr fand, und was ihm wohl damit einfallen würde. Aber sie hatte sich ihm mit ihrem Kommen heute ausgeliefert und das hieß nun mal, es lief nach seinen Regeln. Aber konnte sie sich für ihn genau der Situation stellen, die sie jahrelang gemieden hatte? 'Du wolltest es für ihn versuchen', erinnerte sie sich an das Versprechen, dass sie sich im Büro gegeben hatte. Mutig sein, es durchziehen. Sie sah ihm in die Augen, all die Entschlossenheit im Blick, die sie aufbringen konnte.
"Ja, Sir", sagte sie fest, "Ja, das kann ich."
Immer noch lächelnd beugte sich Raphael vor und seine Hand wanderte zu ihrem Nacken, als er erwiderte: „Tapferes Mädchen.“
Dann, wie um sie für den Mut zu belohnen, den sie ihm und seinem Ansinnen gegenüber aufbrachte, fanden seine Lippen die ihren. Erst sanft, dann mit wachsender Intensität begann er diese mit den seinen zu erkunden und ließ schließlich seine Zunge neckend darüber streichen.
Melinda erwiderte seinen Kuss. So nah, wie er bei ihr war, musste er spüren, wie heftig ihr Herz dabei klopfte. Seine Zunge nahm ihren Mund in Besitz und sie kam ihm mit ihrer entgegen. Dabei entglitt ihr ein leises Seufzen, während jedes Zeitgefühl verloren ging. Doch wie lange dieser wunderschöne Moment auch gedauert haben mochte, am Ende war er doch viel zu schnell vorbei.
Ihr Seufzen war Musik für seine Ohren und Raphaels freie Hand legte sich auf ihre Hüfte, um sie noch näher an sich zu ziehen. Selbst wenn er das Bedauern teilte, dass dieser Kuss schneller als gedacht vorbei sein würde, genoss er doch Melindas Nähe und den Umstand, dass sie sich ihm nun körperlich öffnete.
Schließlich löste er seine Lippen wieder von den ihren und beobachtete, wie in ihren blaugrünen Augen die ersten Anzeichen von Erregung schimmerten. Am liebsten wäre er weiter mit ihr hier an der Bar gesessen, doch der Abend war noch jung und es gab noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen.
Als Raphael zurückwich, hätte sie ihn am liebsten zu sich gezogen, aber das ging natürlich nicht. Doch sein bedauernder Blick ließ darauf schließen, dass es eine Wiederholung geben würde. Sie spürte ihre Brustwarzen und ihre intimste Stelle deutlich, die sich nach Berührung und Reizen sehnten. Doch Melinda rief sich zur Ordnung. Sie war nicht hier, um ihre körperlichen Gelüste zu befriedigen. Sie war für Raphael hier, seine Wünsche hatten oberste Priorität. Zuwendungen, wie diese gerade eben, waren kostbare Geschenke, die sie dankbar annehmen, aber nicht fordern sollte. Sie sah ihn an und hoffte, dass in ihrem Blick die ganze Demut zu sehen war, mit der sie auf seine weiteren Anweisungen wartete.
Ihr Anblick sprach nicht nur seine eigene Erregung, sondern auch die dominante Seite in ihm an und zugleich erwachte mit dieser das Bedürfnis, sie zu beschützen. So wie für Melinda sein Wille Vorrang hatte, so hatte es für ihn ihr Verlangen. Es war ihm wichtig, sich um seine Sub zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie das erhielt, was sie brauchte. Auch wenn ihr das selbst nicht bewusst war.
„Ich glaube, du bist bereit für ein kleines Rollenspiel“, begann Raphael, bevor er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ. „Doch dafür solltest du etwas Passenderes anziehen, um in deine Rolle zu finden. In der Garderobe gibt es Kostüme und ich möchte, dass du dir etwas Entsprechendes anziehst. Rock und Bluse oder Blazer, etwas, das zu einer sexy Sekretärin oder Geschäftsführerin passt.“
Damit beugte er sich vor und flüsterte in Melindas Ohr: „Etwas, das du in einem Vorstellungsgespräch tragen würdest. Einem von dem du ganz genau weißt, dass es damit endet, dass ich deinen hübschen Lippen die sinnlichsten Geräusche entlocken werde.“
Melinda hatte versucht, ihre Erregung niederzukämpfen, doch bei Raphaels letzten Worten, flammte sie erneut so heftig auf, dass sie kurz nach Luft schnappte. Er führte sie zu der Garderobe, in der Unmengen verschiedenster Kleidung zur Verwendung durch die Besucher des Clubs hingen. Lack, Leder, Latex in Schwarz und Rot. Kostüme für Krankenschwestern, Schulmädchen und auch die angesprochene Bürokleidung war zu finden. Melinda wandte sich zu Raphael um.
"Hast du noch speziellere Anordnungen, was die Kleidung betrifft?"
Er hatte sie dabei beobachtet, wie sie die Auswahl musterte und als Melinda ihn nun fragte, blitzte der Schalk in seinen blauen Augen auf.
„Keine Schuhe, keine Unterwäsche. Bei allem anderen lasse ich mich von dir überraschen“, antwortete Raphael schließlich. „Du hast einen schönen Körper und keinen Grund, ihn zu verstecken. Schon gar nicht vor mir. Wenn du fertig bist, komm zur Bar. Ich muss dort noch etwas holen und erwarte dich.“
Damit verließ er die Garderobe, doch nicht etwa aus falsch verstandener Scham. Er musste selbst noch Vorbereitungen treffen und er wollte sich von ihr überraschen lassen.