Bebend, schwitzend, keuchend hockte ich nun da, unendlich fest eingeschnürt und zu keiner Regung mehr fähig. Ich konnte dieser Enge und den grausam schönen Sinneseindrücken ebenso wenig entrinnen wie den aufgepeitschten Emotionen in meinem Inneren. Ich war auf mich selbst zurückgeworfen, rettungslos und vollständig.
Noch einmal schluckte ich schwer, um den Mut für das Unvermeidliche aufzubringen. Dann schloss ich die Augen und übergab mich dem tosenden Gefühlschaos meiner Seele. Seine wilde Intensität verwirrte und ängstigte mich zutiefst. Instinktiv versuchte ich, dem zu begegnen, wie ich es immer tat, wenn etwas Unfassbares auf mich eindrang. Ich bemühte mich, das große Unbekannte zu ordnen und erfassen, um rational mit der Situation umzugehen, so wie es mir vernünftig erschien. Doch hier, das musste ich schnell feststellen, war dieses Vorgehen vergebens.
Die Elementarteilchen meines Selbst wirbelten viel zu aufgeregt umher, als dass ich in der Lage gewesen wäre, meine Verfassung auch nur ansatzweise zu verstehen, geschweige denn in den Griff zu bekommen. Es war mir nicht einmal möglich, zu bestimmen, ob sich dieser Zustand unerträglich anfühlte und damit Panik die folgerichtige Reaktion war, oder es sich, im Gegenteil, um die Erfüllung meiner heftigsten und feuchtesten Masochistenträume handelte.
In meiner Not griff ich nach dem ersten, was mir in den Sinn kam. So fielen mir alte Erinnerungen in die Hände, die teils derartig oft beschworen worden waren, dass sie schon abgenutzt wirkten. Sie führten mich zurück, an den Ort, an dem alles begann.
Als Kind hatte ich mir sehnsüchtigst gewünscht, umarmt und festgehalten zu werden. Doch vergebens, Kuscheln wurde mir stets verwehrt. Dabei verlangte es mich so sehr danach, von einem warmen, weichen Körper mit aller Kraft umfangen zu werden. Ich wollte mich am liebsten gar nicht mehr bewegen können, sondern einfach nur der liebevollen menschlichen Fessel ausliefern.
Warum durfte mir das nicht vergönnt sein? Ich war ein so bemühtes Kind gewesen, allen zu gefallen zu sein. Haftete mir etwa eine grundsätzliche Schlechtigkeit an, die ich nicht mit Fleiß und gutem Benehmen wettmachen konnte? Ich fand keinen anderen Grund, warum mich niemand liebkosen oder zumindest ein wenig streicheln wollte.
Mit diesem schmerzhaften Defizit wuchs ich heran und da mir auch weiterhin körperliche Nähe versagt blieb, begann meine Phantasie, um sich zu greifen und nach Auswegen zu suchen. Ich fand sie in einer rätselhaften, aber nichtsdestotrotz starken Faszination für Gefangennahmen. Mit großem Eifer begann ich, jeden Fernsehfilm, jede Comicgeschichte und jedes Buch, in dem es auch nur ansatzweise um den strammen Griff von Leder, Stahl oder Hanf ging, zu studieren. Egal, ob im Krimi ein Entführungsopfer mit Knebel und Seilen ruhiggestellt wurde, eine Squaw an den Marterpfahl gebunden war oder ein Burgfräulein von Schurken in Ketten gelegt wurde, ich beäugte es mit glänzenden Augen.
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