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Etappenziel

Der Major hat ein Ziel erreicht. Sein Gesicht zeigt es. Da ist Stolz zu erkennen, Triumph und Freude. Aber nicht nur das. Er schaut herab. Ein wenig Mitleid liegt in seinem Blick, verbunden mit zufriedenem Wohlwollen. Man kennt so etwas von alten Fotos, auf denen Kolonialherren oder reiche Safarijäger vor dem von ihnen erlegten Tier posieren.

Eine BDSM-Geschichte von Hekate.

  • Info: Veröffentlicht am 24.12.2024 in der Rubrik BDSM.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Bild: Schattenzeilen, Midjourney

Major und Daniel (6)

Heiligabend, 15.27 Uhr, Rückblick.

 

Die Straße vor dem Haus wirkt wie der Blick in eine tote Welt. Kein Mensch eilt die Straße entlang, niemand führt einen Hund spazieren. Feucht ist es draußen, ungemütlich. Bei diesem Wetter bleiben die Leute in ihren Häusern.

Wenn aber einem der Vorstadtbewohner beim gedanklichen Durchgehen der Weihnachtsmahlzeiten auffällt, dass eine Zutat fehlt, ist das kein Problem. Viele Läden haben am 24. Dezember geöffnet, manche rund um die Uhr. Dennoch muss niemand hinaus in den Sturm. Man geht direkt vom Korridor in die Garage, steigt ins Auto, öffnet mit den Fernbedienungen das Rolltor der Garage und das Schiebetor im Zaun zur Straße, fährt ins Parkhaus des Supermarktes, kauft die fehlenden Dinge und fährt anschließend zurück. Dabei muss die Komfortzone nur kurz verlassen werden.

Den Leuten, die in der Vorstadt wohnen, geht es gut. Man hat, was man braucht und darüber wird nicht gesprochen. Wetter, Blumen, Reisen und die erfolgreichen Entwicklungen der Kinder sind Themen für den Gartenzaun, nicht berufliche Dinge, nie Geld, keine Politik. Über allgemeines Plaudern in unverfänglichen Themen geht die Kommunikation nicht hinaus. Smalltalk ist ungeschriebenes Gesetz.

Annalena geht in Gedanken ihre Nachbarn durch. Anwälte, Ärzte, höhere Beamte, selbstständige Ingenieure, Gutachter, ein Steuerberater. Niemand ist dabei, der an einer Wertschöpfung im produktiven Sinne beteiligt ist. Ein Arbeiter kann sich diese Gegend nicht leisten.

Wie viele Welten gibt es auf der Erde? Ist es nicht so, dass jeder Mensch seine eigene Welt hat? Annalena wohnt in einer friedlichen, geordneten Vorstadtwelt mit kleinen Villen und Eigentumswohnungen. Weiter in Richtung Zentrum gibt es die Welt der Wohnheimstudenten. In den Jugendstilhäusern nahe der Innenstadt wohnen die urbanen Hipster mit coolem Job, Lastenfahrrad und erhöhtem ökologischen Anspruch. Im Zentrum wohnt niemand mehr. Dort sind Büros, Läden, Hotels, teure, meist leerstehende Eigentumswohnungen. Außerhalb der Stadt liegen die Welten der Menschen, die den Moloch am Leben erhalten, Verkäuferinnen, Polizisten, Krankenschwestern, Reinigungskräfte. Die fahren stundenlang in überfüllten Vorortzügen oder auf verstopften Straßen zur Arbeit.

Annalena schaut von der Couch aus durch das Fenster auf die Straße. Sie hat sich selbst eingeordnet, hatte die Wahl. Ein größeres Haus auf dem Lande oder eine Altbauwohnung nahe am Zentrum hätte sie sich leisten können.

Wäre ein Landhaus mit Abstand zu den Nachbarn besser als das Haus hier? Sie müsste weniger Rücksicht nehmen, könnte jedes künstlerische Projekt ohne Bedenken umsetzen und SM-Sessions im Freien durchführen.

Hier dagegen, in der Vorstadt, ist sie näher dran am rasenden und gnadenlosen Kulturbetrieb, wird als abgefahrene Künstlerin von ihren Nachbarn toleriert. Mit bunten Vögeln kann man sich schmücken. Aber wehe, es geht in den intimen Bereich. Dann ist es vorbei mit guter Nachbarschaft. Beatrice im Regen nackt zum Auto zu schicken war eine Grenzüberschreitung nachbarschaftlicher Toleranz.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

25.12.2024 um 04:10 Uhr

Ich finde es immer wieder toll herauszulesen wie respektvoll alle Protagonisten umgehen.

Das fehlt mir so sehr im realen Leben. Gerade als devoter Mann.

Frohe Weihnachten wünsche ich euch allen

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