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Machtaustausch

Die Stiefel eines Mannes auf der Schuhablage am Hauseingang neben anderen Schuhen wirken beliebig. Sie stehen dort, weil sie zum Spazierengehen benutzt werden, so wie andere Schuhe. Manchmal sind sie ungeputzt, lässig abgestellt. Sie sind alltäglich, von Erotik meilenweit entfernt. Dieselben Stiefel aber blank geputzt an den Beinen eines dominanten Mannes sind etwas völlig anderes.

Eine BDSM-Geschichte von Hekate.

  • Info: Veröffentlicht am 13.12.2024 in der Rubrik BDSM.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Bild: Schattenzeilen, Midjourney

Major und Vera (3)

Heiligabend, 5.50 Uhr, Rückblick.

 

Annalena schaut auf ihr Handy. Es ist fünf Uhr fünfzig. Der Regen hat an Heftigkeit zugenommen. Woher kommt der Streifen Helligkeit? Sie steht auf. Im Haus gegenüber brennt Licht im Erdgeschoss. Vor einigen Jahren stand dort ein winziges Gebäude, mehr eine Laube. Ein alter Mann bewirtschaftete auf dem Grundstück einen großen Garten, hielt sogar Hühner. Obstbäume standen dort, Sträucher, jede Menge Töpfe mit Paprika, Gurken und Tomaten. Annalena erinnert sich an Gespräche, wenn sie hinüberging. Der Mann betrieb einen kleinen Verkauf in seiner Einfahrt und alles, was er nicht für sich verwende, legte er vorn in Kisten auf einen Tisch. Wer etwas haben wollte, klingelte. Dann kam der Rentner, verkaufte Äpfel oder Mohrrüben, redete ein wenig über das Wetter und darüber, dass alles immer schlechter wurde.

Es wurde schlechter. Der Alte war plötzlich verschwunden, ein Erbe oder neuer Besitzer ließ die Obstbäume fällen, den Garten planieren, und nur den in der Straße wohnenden Anwälten ist es zu verdanken, dass die geplante Wohnanlage lediglich zweigeschossig gebaut werden durfte.

Annalena wertet nicht. In teuren Vorstädten ist ein Garten Luxus. Profit erzielt man nicht mit Gemüseanbau oder alten Apfelsorten, sondern durch die Vermarktung neuer Wohngebäude. Was bringt mehr ein? Ein paar Kilo Pflaumen oder die Miete aus acht Wohnungen? Aber der Blick auf die Obstbäume ist fort und das frische Gemüse des Alten fehlt.

Alle Fenster im Haus gegenüber sind dunkel, bis auf die in der linken Erdgeschosswohnung. Wieso brennt dort am Weihnachtsmorgen Licht?

Können die Leute nicht mehr schlafen? Sie sind sicher über achtzig. Je älter ein Mensch wird, desto weniger Schlaf braucht er.

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