Schon immer hatte Eduard seine Augen überall. Beruflich wie privat entging ihm nichts. Doch wo er bislang hatte auf die Knie gehen müssen, um die Dinge zu sehen, die nicht für seine Augen bestimmt waren, kamen ihm nun das neue Sicherheitskonzept seines Chefs und die daraus resultierenden Maßnahmen entgegen. Eduards Leben würde nicht mehr nur das eines Aushilfsportiers sein, sondern das Paradies werden.
Der Schwerpunkt der Schattenzeilen-Schreibwerkstatt 2016 lag darauf, mit allen Sinnen zu beschreiben: zu zeigen und nicht zu erklären. Traditionell wurden die gewonnenen Schreib(er)kenntnisse zu einer Gemeinschaftsgeschichte verbunden. Dies ist ihr dritter Teil.
Während er jetzt den langen Hotelflur in der dritten Etage entlanglief, dachte er an all die Frauen, die er schon gehabt hatte. Klasseweiber wie die, die Herr Müller vorhin abbekommen hatte, waren nicht darunter. »Dafür sind meine länger als eine halbe Stunde geblieben. Wer hat da wohl das bessere Los gezogen?«, dachte er hämisch, als er an die Tür von Zimmer 307 klopfte. Hier wohnte schon seit zwei Tagen ein sehr elegantes Paar. Sie ein bisschen unterkühlt für seinen Geschmack, aber unleugbar sexy. Ihn hatte er sich nicht genauer angesehen. Er hatte keinen Ton gesagt und war immer einen Schritt hinter ihr geblieben, wann immer sie an der Rezeption erschienen waren. Vor einer halben Stunde waren sie ins Hotel zurückgekommen und hatten Sekt und Häppchen aufs Zimmer bestellt.
Und weil gerade alle Zimmerkellner unterwegs waren - und die blöde Ziege, mit der er sich die Schicht an der Rezeption teilte, ihm eins auswischen wollte, weil er so lange verschwunden gewesen war - hatte man ihn mit dem kleinen Rollwagen nach oben geschickt.
Geblendet vom gleißenden Licht, das durch das riesige Fenster zu sehen war, blieb Konrad in Zimmer 307 an der Tür stehen. Die Sommersonne wurde reflektiert von satt grünem Laub und der Kronleuchter über dem niedrigen Tisch, den Julia trotz der Helligkeit eingeschaltet hatte, nahm das Funkeln von draußen auf. Hier im Zimmer kühlte schon der dunkle Ton der Möbel und Wände, der Sommertag trat zurück gegen die elegante Atmosphäre. Fasziniert folgte sein Blick Julias Schritten, das Klacken der hochhackigen Pumps wurde unterbrochen, als sie den hochflorigen dunklen Teppich überquerte. Sie setzte sich in eines der Sitzmöbel, beide groß genug für zwei und mit hoher Rückenlehne, fast wie für eine Königin. Ihr helles, tailliertes Kostüm und die schlanken Beine in hellen Strümpfen hoben sich deutlich ab vom schwarz-violett gestreiften Bezug des Sofas, ebenso ihr blondes Haar, streng in einem Knoten im Nacken zusammengefasst.
Er zuckte zusammen, als es klopfte und suchte ihren Blick.
»Nun öffne schon die Tür!«
»Ihre Getränke!« Ein Kellner stand mit einem Rollwagen vor der Tür, Gläser, Sektkühler, sogar Häppchen darauf. Wieder ein hilfesuchender Blick zurück zu Julia, die bereits die Stirn runzelte.
»Nimm ihm den Wagen ab, Herrgottnochmal!«
»Vielen Dank!« Er übernahm den Griff und der Kellner machte eine kleine Verbeugung, bevor er den Raum verließ.
Eduard platzte vor Neugier. Wie eine hochmütige Königin hatte die Frau auf dem Sofa gesessen. Und wie sie mit ihrem Kerl geredet hatte. Mit ihm hätte sich das keine erlauben dürfen! Aber der Typ schien ja wohl völlig unter dem Pantoffel zu stehen. Eduard wandte sich ab und lief zum Aufzug. Doch auch als er wieder an der Rezeption war, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass da irgendetwas in der Luft gelegen hatte. Eine Spannung, die ihm zu schaffen machte. Eine Idee davon, dass zwischen den beiden nichts war, wie es auf den ersten Blick schien.
Schon immer hatte Eduard seine Augen überall. Beruflich wie privat entging ihm nichts. Doch wo er bislang hatte auf die Knie gehen müssen, um die Dinge zu sehen, die nicht für seine Augen bestimmt waren, kamen ihm nun das neue Sicherheitskonzept seines Chefs und die daraus resultierenden Maßnahmen entgegen. Eduards Leben würde nicht mehr nur das eines Aushilfsportiers sein, sondern das Paradies werden.
Schon immer hatte Eduard seine Augen überall. Beruflich wie privat entging ihm nichts. Doch wo er bislang hatte auf die Knie gehen müssen, um die Dinge zu sehen, die nicht für seine Augen bestimmt waren, kamen ihm nun das neue Sicherheitskonzept seines Chefs und die daraus resultierenden Maßnahmen entgegen. Eduards Leben würde nicht mehr nur das eines Aushilfsportiers sein, sondern das Paradies werden.
Hotel Voyeur (Teil 3)
Schon immer hatte Eduard seine Augen überall. Beruflich wie privat entging ihm nichts. Doch wo er bislang hatte auf die Knie gehen müssen, um die Dinge zu sehen, die nicht für seine Augen bestimmt waren, kamen ihm nun das neue Sicherheitskonzept seines Chefs und die daraus resultierenden Maßnahmen entgegen. Eduards Leben würde nicht mehr nur das eines Aushilfsportiers sein, sondern das Paradies werden.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
31.08.2018 um 23:44 Uhr
Kaum zu glauben dass mehrere Autoren hier mitgewirkt haben.
Die Gäste schön beschrieben und der Voyeur ist treffend gezeichnet
Sehr fein geschrieben. Gegen Ende aber verblassen die Gemälde, so wie ein letztes Schimmern wenn die Abendsonne untergeht. Der Portier ist gut beschrieben. Auf eine Fortsetzung wäre ich gespannt.. das Ende kam für mich leider zu abrupt für so eine schöne Geschichte. Die aber sollte jeder lesen, der Geschichten mit Niveau mag - besonders dann wenn es ein Gemeinschaftswerk ist. Aber es passt.
Gruss Silberlicht, die das mitnimmt, das Bild fein gewoben.
Wenn ich bedenke, das 'Voyeur' eigentlich nur bedeutet: 'jemand, der aus einem Versteck andere bei deren geschlechtlicher Betätigung beobachtet u. dabei Befriedigung erfährt' dann ist Eduard doch hervorragend gezeichnet und auch seine Welt, von der er lebt ist gut beschrieben.
Ich hatte erst nicht gedacht, dass ein Werk von so vielen Autoren so geschlossen daherkommt.
Daher herzlichen Dank für diesen Lesegenuss, der in seinen zwei Perspektiven sich sehr angenehm darstellte.
Diese Geschichte ist ein gelungenes Ganzes. Sie lebt auch durch die Stilunterschiede in den einzelnen Geschichten, welche die verschiedenen Charaktere und deren Schicksale verdeutlichen. Jeder Gast wird so zu etwas Besonderem. Alle eint, dass sie ihre Leidenschaft im Verborgenen ausleben.
Ich habe bei den einzelnen Geschichten durchaus überlegt, ob es mir gelingen könnte, sie den Autoren richtig zuzuordnen. Manchmal hatte ich einen Verdacht, aber sicher bin ich mir nie. Aber man könnte ein schönes logic puzzle draus basteln.
Ein bisschen enttäuscht war ich ja, dass Eduard am Ende nicht erwischt wurde. Ist aber vielleicht auch gut so. Wer will sich schon einen schönen Tag mit dem peinlichen Gestammel eines Spanners verderben.
Alle drei Teile sind hervorragend geschrieben. Jede Episode fügt sich in das Ganze lückenlos ein. Die angedeuteten Geschichten lassem dem Kopfkino viel Raum. Herzlichen Glückwunsch zu der Gemeinschaftsarbeit.
Meisterlich verwoben waren die Teile auch in Teil 3. Fein erzählt, ohne großes Erklären auskommend, wunderbar in einen Rahmen eingepasst.
Gefallen hat mir auch Eduard, der wieder sah und hörte, nicht wirklich verstehen konnte und sich einmal sogar angewidert abwandte. Er bleibt Voyeur, nicht mehr, nicht weniger.
Ein klein wenig enttäuscht war ich vom Ende, es war mir zu abrupt. Aber hier ist wohl der Wunsch Vater des Gedankens.
Alles in allem eine wirklich überaus gelungene Gemeinschaftsarbeit, die absolut Fortsetzungspotential beinhaltet. Die zeigt, dass es durchaus gelingen kann, mehrere Arbeiten zu bündeln, daraus ein Gesamtwerk zu schmieden. Ich kann wirklich nur allen in der Schattengemeinde empfehlen, diese drei Teile zu lesen!
Es wurde weder erklärt noch gezeigt. Das Stück hat gelebt, es lief ab wie ein Film, bunt, vielschichtig, in Episoden. Das etwas ruppige Ende hat meine Freude kaum gemindert. Als überaus gelungen empfand ich dieses Gemeinschaftswerk.